2. Kapitel (Alis Sicht)

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Ich schloss die Tür meines Autos hinter mir und ging auf das Haus meines Vaters zu. Ob es eine gute Idee war, hierher gekommen zu sein? Immerhin könnte ich meinem Vater begegnen und darauf hatte ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust. Unser Verhältnis war ja bekanntlich mehr als schwierig.

Doch ich wusste genau was ich hier wollte, ich wollte Sie sehen - Selin. Auch wenn es irgendwie idiotisch war, da wir uns sowieso jeden Tag sahen und ich ehrlich gesagt auch gar nicht wusste, was ich mir von einem Wiedersehen mit ihr erhoffte.Aber es war so ,als ob meine Füße immer wieder automatisch zu ihr liefen. Als wollte ich mich vergewissern, dass sie nicht wieder mit Emre zusammen war . Als wollte ich mir Sicher sein, dass ich immer noch der Junge an ihrer Seite bin, wenn vielleicht auch nur im übertragenen Sinne. Denn zusammen sein konnten wir ja nicht. Wobei Selin eindeutig die Vernünftigere von uns Beiden ist. Ginge es nach mir würde ich sie nehmen und mit ihr irgendwo hinfahren - Nur wir zwei. Aber das ging nicht. ,, Ali, wir haben das doch besprochen", hieß es dann immer und ich stimme ihr jedes Mal zu.

Während ich die Auffahrt hinunterlief öffnete sich plötzlich die Haustier. Selin. Sie stand da und trug ausgerechnet diesen grünen Jumpsuit, in dem ich sie das erste Mal am Strand geküsst hatte. Ein Lächeln umspielte meine Lippen als ich daran dachte. Ihr Blick wirkte etwas verträumt sie sah mich noch nicht, doch das würde sich gleich ändern.

,, Na, auch schon so früh wach am Morgen", begrüßte ich sie.
,, Verfolgst du mich?", entgegnete sie frech, aber ihr Lachen verirrt mir das es nicht böse gemeint war. ,, Du weißt schon, dass ich vor dir in diesem Haus hinter dir gewohnt habe?", konterte ich zurück. ,, Achso, ja stimmt. Und jetzt dachtest du, du hast so große Sehnsucht nach diesem Haus. Dass du den langen Weg auf dich nimmst, nur um dich zu vergewissern, ob deine alten vier Wände noch stehen?", fragte sie ironisch und ihre großen Augen starrten mich herausfordernt an. ,, Und wenn ich Sehnsucht nach etwas anderem habe", sagte ich fordert, ohne wirklich darüber nachzudenken was ich sagte. Langsam näherte ich mich ihr, bis nur nur wenige Zentimeter Platz zwischen uns waren. Wir starrten uns tief in die Augen. Niemand von uns beiden sagte etwas. Ich konnte es mir nicht verkneifen meinen Blick auf ihre Lippen zu senken, einmal, zweimal und auch ein drittes Mal ertappte ich mich dabei wie ich auf ihre Lippen starrte. Aber ich konnte sie hier nicht einfach küssen, das Risiko war viel zu hoch. Auf der anderen Seite wer wusste schon, ob ich sie jemals wieder küssen könnte,, Ali, bitte", unterbrach Selin meinen inneren Konflikt und distanzierte sich etwas von mir. Sie fuhr sich durch die Haare, wie sie es immer machte, wenn sie nervös war.

,,Ich muss jetzt echt ein paar Dinge in der Stadt erledigen", sagte sie hastig. ,, Wir sehen uns!',sagte sie und wandte sich ab. So einfach kam sie mir nicht davon. ,, Was für Dinge?Ich könnte dich begleiten.", bot ich ihr an.Sie schaute mich an, in ihre Stirn bildete sich eine Falte. ,, Ich dachte wir hatten das geklärt , Ali. Das wir weniger Zeit miteinander verbringen wollen.", sagte sie langsam. Natürlich, da war sie wieder, die pflichtbewusste und vernünftige Selin. ,, Na, gut wie du meinst, dann frag ich eben Didem, ob sie mit mir was unternimmt", antworte ich kühl. Natürlich war das gelogen. Ich hatte von Didem seit Wochen nichts mehr gehört und ehrlich gesagt, war das auch besser so. Aber das musste Selin ja nicht wissen, die mich schockiert anstarrte, dann setzte sie wieder ihren allzubekannden Welpenblick auf und erwiderte. ,, Ali weißt du wenn ich es mir nochmal überlege kommst du vielleicht lieber doch mit. Ich meine wer weiß, was ich alles einkaufe und das alles zu tragen wird, für mich allein bestimmt viel zu schwer. ". Ich kannte Selin viel gut. Sie schaute mich an, als ob das was sie eben gesagt hatte ihr absoluter Ernst war.,, Ja, stimmt, du hast Recht. Du bist viel zu schwach für diese ganzen schweren Tüten, los steig ein!, ärgerte ich sie noch ein bisschen und auch Selin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Ich hielt ihr die Tür auf und wie stiegen in mein Auto. ,, Soll ich etwas Musik anmachen?", fragte ich sie. Ja, bitte, erwiderte sie. Ich schaltete das Radio ein. Selin lehnte sich zurück, starrte nach draußen und lauschte der Musik. Ich kannte den Interpreten nicht, aber Selin schien die Musik zu genießen. Und ich genoss es, ihr dabei zu zuschauen. Lange sagte niemand etwas. ,, Wohin fahren wir eigentlich?", unterbrach ich die Stille . ,,Ich muss meine Schuluniform noch abholen, irgend so ein Laden in der Nähe von Kadiköy. Warte ich hab die Adresse in meinem Handy eingespeichert", antwortete sie. Sie kramte in ihre kleinen Handtasche, wurde jedoch anscheinend nicht fündig. "Mist, das habe ich zum Laden neben mein Bett gelegt, nachdem Emre mich heute morgen angerufen hat", regte sie sich auf, ohne daran zu denken, was sie gerade gesagt hatte. Ich trat auf die Bremse und blieb ruckartig stehen. ,,Mit Emre telefoniert?!, sagte ich vielleicht etwas zu streng. "Erst jetzt wurde sie sich darüber bewusst, was sie gerade gesagt hatte. Schockiert starrte sie mich an und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. ,,Ja, er hat heute morgen angerufen", gab sie schließlich zu. Das war mal wieder sowas von typisch Emre. Er ließ die Finger einfach nicht von ihr. Aber wer sollte es ihm verübeln? Ich konnte sie ja auch nicht von ihr lassen und eigentlich war ich ja der beste Freund, der sich in seine Freundin verliebt hatte. Es war zum verzweifeln. Ich konnte meine Eifersucht einfach nicht im Zaun halten. Noch etwas, dass mir Selin Yilmaz gezeigt hatte - Eifersucht. Bevor Selin in mein Leben kam, kannte ich sowas nicht. Ich hatte als Kind immer alles bekommen und wenn ich mich auch manchmal danach sehnte, von meinem Vater genauso geliebt zu werden wie andere Väter es tun. Dann war das vielleicht ein Wunsch, aber ich empfand damals keine Eifersucht auf die Liebe, die andere Väter ihren Kindern entgegen brachten. Bei Selin war das anders. Es brauchte nur ein Junge in ihre Nähe zu kommen und ich drehte durch. Ich hatte schon mehrmals versucht es zu verdrängen und damit klarzukommen. Aber es war hoffnungslos, dieses Gefühl war einfach unkontrollierbar und es kam immer wieder ohne Vorwarnung über mich. ,,Was wollte er denn?", versuchte ich betont lässig zu sagen. ,,Ach, nichts besonderes", erwiderte sie mir, ohne mir in die Augen zu schauen. Ich erkannte sofort, dass sie lügte. Es machte mich wahnsinnig, was wollte Emre nur von ihr? Ich weiß, dass ich keinen Anspruch auf Selin habe. Aber ich dachte nachdem Emre, dass zwischen mir und Selin herausgefunden hatte, würde er sie in Ruhe lassen. Falsch gedacht. Langsam wurde ich echt wütend und ich konnte nichts machen..

,, Ali, können wir jetzt bitte endlich weiterfahren, ich glaube ich kriege noch ungefähr zusammen, wo genau der Laden war. Ich brauche meine Schuluniform echt dringend.", versuchte sie das Thema zu wechseln. Ich sank den Blick, musterte sie von oben nach unten, sagte nichts mehr und startete den Motor.

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Hallo ihr Lieben,
Hier ist Kapitel Nr. 2 aus Alis Sicht.
Es war ziemlich schwer, aber ich hoffe es gefällt euch. Freue mich über Kommentare jeglicher Art.

Liebe Grüße,

FeliStern




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Ali & Selin (Günesin Kizlari)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt