Tochter der Schattendrachen - Teil 1

141 11 8
                                    

Mein Kopf war gesenkt, mein Blick gen Boden gerichtet und im Augenwinkel sah ich nur die Massen von Ælb'aén um mich herum. Und trotzdem wusste ich, dass die Drachen mich anstarrten. Loríon's Ælb waren einer der ältesten Schattenreiter. Und doch war Morëon noch älter. Der Blick des Urdrachen durchdrang die Menge der Stadtbewohner und auch mich gefühlskalt, wie eine Klinge aus dem ewigen Eis der Schattenberge. Und als er sprach, war seine Stimme tief und glasklar, wie ein Gebirgsbach, hoch im ewigen Eis und Schnee, in den Köpfen der gesamten anwesenden Menge zu hören: "Ihr wisst, weshalb ich gekommen bin! Der letzte und erste weibliche Schattendrache wird in naher Zukunft schlüpfen! Die Tochter der Schattendrachen, ihre Reiterin, wird gesucht. Und eine uralte Fährte führte mich hierhin. Ihr alle wisst, wer damit gemeint ist..." Sein kurzes Schweigen veranlasste die Ælb'aén ihre Köpfe in meine Richtung zu drehen. "Lórmiwën wird heute mit uns kommen!" Aus meinen Instinkten heraus handelnd stand ich auf und hob den Kopf. Mein Blick begegnete dem Morëon's und seine vollkommen schwarzen Augen durchdrangen mich wortwörtlich. In seinen Augen stand nichts als Hass. Purer, schwarzer, uralter Hass. Und doch hielt ich seinem Blick auf irgendeine Weise stand, bis er sich langsam, aber sicher, abwandte. Triumphierend blickte ich zu Loríon's Reiter, der leicht den Kopf neigte. Aus einer Eingebung heraus, wusste ich, welche Worte ich jetzt anwenden müsste und öffnete in dem Wissen meinen Mund, dass die Stadtbewohner sich ängstlich die Ohren zuhielten. Seit meinem ersten Schrei, der das ganze Schattenreich durchdrungen hatte, hatte ich nie wieder laut reden müssen. So leise ich auch flüsterte, die Schallwellen trugen meine Stimme laut und klar in jedes Ohr. Und jeder wusste, dass, wenn ich laut reden würde, alle Trommelfelle in näherer Umgebung platzen würden. In der Hoffnung diesen Fall zu verhindern, hielten sich, seit ich denken konnte, immer alle Stadtbewohner die Ohren zu. Etwas schlechtes hatte dies allerdings: Sobald ich etwas sagte, war es kein Geheimnis mehr. Deshalb hielt ich meistens meinen Mund. Bis auf jetzt, jetzt musste ich sprechen, um die Worte zu sagen, die mich zur Schattenreiterin zu machen würden, sobald die Schattendrachin geschlüpft war. Es war ein uralter Zauber. Älter noch, als Morëon selbst. Und mächtiger, als das stärkste Band der Liebe oder des Hasses. Es band das Leben des ungeschlüpften Drachen an meines. Doch war es richtig? War es richtig ein ungeborenes Wesen an mich zu binden, bevor es die Möglichkeit hatte frei zu sein? Ich spürte Worte in meiner Kehle, und doch war ich mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde, sie auszusprechen. Die Macht des Zaubers wurde größer und größer. Ich spürte, wie die Dunkelheit der Worte mich durchfloss und aus mir herauswollte. Doch ich hatte meine Entscheidung getroffen: Ich hielt die Macht auf, bis es mich zerriss. Ich spürte pure Schwärze aus meiner Brust herausbrechen. Und ich zerriss in einem Schrei der Verzweiflung, der selbst Morëon taub werden ließ.















Der Schreibstil ist dieses Mal ein bisschen anders, ich hoffe es gefällt euch trotzdem!
Welchen Schreibstil mögt ihr lieber?
Eure LadyDragonwing

Feedback? ❤

ÆLB'AÉN - Die SchattenelbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt