Die heiligen Hallen - Teil 2

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Zielstrebig ging ich auf die glänzende Tür zu und öffnete sie ohne zu zögern. Sie war schwer und dick. Zuerst sah ich nichts, doch sobald ich die Tür geschlossen hatte, bemerkte ich ein Schimmern. Hunderte Schattendracheneier lagen in Nischen in den Wänden. Sie waren allesamt schwarz und unterschieden sich nur durch haarfeine Äderchen, die die Schale in buntem pulsierendem Licht durchzogen. Ein Ei hob sich von den anderen ab. Es lag in der Mitte des Raumes auf einer rauen Säule. Die Adern, die es durchzogen, gaben ein hellblaues Leuchten von sich. Es war vor allem daran besonders, dass alle anderen Farben dunkel, fast schwarz waren. Und es war um einiges größer und schmäler. Etwas zog mich zu diesem Ei. Eine unsichtbare Kraft, die mich wie in Bändern in die Mitte des runden Raumes zog. Ohne lange nachzudenken wusste ich, dass dieses das Ei des einzigen weiblichen Schattendrachen war, das existierte. Das Ei MEINES Schattendrachen. Doch etwas hielt mich davon ab es zu berühren und damit zum schlüpfen zu bringen. Erst jetzt bemerkte ich die dunkle Tür an der anderen Seite des Raumes. Sofort wusste ich, was sich dahinter befand. Ich blickte nur kurz zu dem Ei, dann ging ich auf diese Tür zu. Als ich sie berühren wollte spürte ich eine Barriere. Hauchdünn und aus nichts als Luft bestehend hielt sie meine Finger davon ab die Tür aufzudrücken. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Der Zauber, der diese Tür belegte überstieg meine magischen Kräfte um vielfaches. Also versuchte ich einfach ruhig zu bleiben und mit Verstand dieses Rätsel zu lösen. Ich suchte den Stein nach Zeichen ab. Vielleicht Einkerbungen. Vielleicht auf Erhebungen oder gefärbte Stellen. Und ich wurde fündig: Über der Tür befanden sich mehrere feine Ritze. Sie ergaben gemeinsam Buchstaben und Worte... einer mir unbekannten Sprache. Ich unterdrückte einen Fluch und begann die Linien nachzufahren. Vielleicht würde es mir beim Erkennen der Schrift helfen. Das tat es zwar nicht, aber sobald meine Finger einen Buchstaben berührten, bildete sich ein Laut in meinem Kopf. Gemeinsam ergaben diese Laute einige Wörter. Einen Satz. Ohne lange nachzudenken sprach ich diesen einfach aus und sofort spürte ich, wie die Barriere sich auflöste. Vorsichtig berührte ich die Tür und sofort drückten abertausende Seelen gegen mein Bewusstsein. Mich überfielen Kopfschmerzen der schlimmsten Art. Mit aller Kraft versuchte ich diese Stimmen aus meinem Kopf zu halten und gleichzeitig die Tür aufzudrücken. Der Raum dahinter war schwarz. Ok, das war ja nichts neues für mich, ich lebte schließlich in einer Welt ohne Licht, aber dieses Schwarz war anders. Es war so durchdringend, dass ich nach dem Schließen der Tür nicht einmal meiner Hand sehen konnte, wenn ich sie vor meine Augen hob. Und die Luft war gefüllt mit... ich weiß es nicht, aber sie fühlte sich um tausendfach schwerer an, als außerhalb dieses Raumes. In der Angst mich zu bewegen, blieb ich stocksteif stehen. Sobald ich die Tür losgelassen hatte, war der Druck auf mein Bewusstsein verschwunden und das einzige, was ich hörte, war das Echo der zufallenden Tür. Da nichts passierte, schob ich mich vorsichtig, ohne die Füße vom Boden zu lösen, vorwärts. Dann spürte ich plötzlich wieder etwas. Es war noch stärker, als vorher. Die Seelen der Toten drangen in mein Bewusstsein ein und nahmen es komplett auseinander. Schreiend vor Schmerz fiel ich zu Boden und vergaß die Welt um mich herum.



















Da ich es ladydrachenstern versprochen hatte, und ich gerade so viele Ideen hab, kommt heute gleich das nächste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch und freue mich natürlich, wie immer, über Kommentare und Votes.
❤ Eure LadyDragonwing! ❤

ÆLB'AÉN - Die SchattenelbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt