Auf dem Weg schwiegen die beiden. Sie sahen zu Boden und dachten insgeheim an den anderen, auch wenn sie das niemals zugeben würden. Thorin war hin und her gerissen. Es schien ihm, als würde sein ganzer Stolz, alles was er war immer kleiner und nichtiger werden, mit jeder Minute, die er schweigend neben Fealwen herging. Immer wieder hatte er das Verlangen etwas zu sagen, doch seine Lippen wollten sich nicht öffnen. War das vielleicht auch besser so? Throin hatte aufgehört sich solche Fragen zu stellen.
"So ...", sagte Fealwen leise, als sie vor dem Eingangstor stand, das über einen kleinen steinernden Weg zur Haustür führte.
"Sehe ich dich morgen?", fragte Thorin vorsichtig und suchte nach ihren Blicken.
"Aber natürlich!"
"Schön."
Sie legte ein sanftes Lächeln auf und senkte ihren Kopf leicht schräg zu einer Verbeugung.
Der Zwergenprinz seufzte und legte seine Finger unter ihr Kinn und hob es vorsichtig an.
"Wage es nie, niemals wieder dich vor mir zu verbeugen.", sagte er scharf, grinste jedoch.
Auch Fealwen musste sich ein Lachen verkneifen, bevor sie ihm dann um den Hals fiel. Überrascht von dieser Geste legte Thorin seine Arme um sie, übte jedoch keine Kraft aus. Sie tat es dafür um so mehr.
"Danke für diesen schönen Tag!", flüsterte sie und schloss ihre Augen.
Als sie ihn freigab, sah er das Glänzen in ihren Augen und lächelte zufrieden. Fealwen hatte nicht vergessen, was Thorin ihr noch sagen wollte. Aber sie fand es für nicht angebracht das Thema jetzt noch aufzugreifen, also öffnete sie das Thor und lief zum Haus. Bis sie nicht mehr zu sehen war, so lange sah er ihr nach. Ihre naive Art, diese Freiheit und Ungestühmheit, diese und noch viele andere Dinge faszinierten den Zwergenprinzen einfach. Seiner Meinung nach konnte man doch nicht anders, als sie gern zu haben. Als er an seinen Gemächern ankam, ließ er sich erschöpft in die großen Kissen sinken. Er machte sich nicht einmal die Mühe sich seinen Kleidern zu entledigen, nein. Mit Schwert und Stiefeln stieg er in das Bett und legte sich auf die Decke und starrte die Decke an.
Im selben Moment stand Fealwen vor ihrer Großmutter und berichtete von ihrem Tag. Wie schön es in der Stadt gewesen war, wie grün die Wiesen doch waren, aber auch, dass Thorin sich ihrer Meinung nach wirklich seltsam verhalten hatte.
"Ach Großmutter.", hatte sie gesagt, "Denkst du Thorin findet gefallen an mir?"
Überrascht sah ihre Großmutter sie an. Dann aber schüttelte sie nur den Kopf und strickte weiter an ein paar Socken.
"Schlag dir das aus deinem kleinen, naiven Köpfchen, Kind! Thorin wird seine Liebe gewiss nicht dir schenken."
Etwas enttäuscht sah Fealwen zu Boden und wollte so eben auf ihr Zimmer gehen.
"Bevor ich es vergesse, du gehst bitte morgen hin zum Düsterwald und sammelst noch ein paar von den Beeren.", stellte sie bestimmend fest und sah noch nicht einmal auf.
"Natürlich.", nuschelte Fealwen und verschwand.
Nachdem sie ihr langes Haar gut durchgebürstet und zusammen gebunden hatte, war sie schnell eingeschlafen, da der Tag sie sehr gefordert hatte. Sie träumte nichts. So wie die letzten Tage auch.
Der nächste Morgen war sehr dunkel und hätte ihre Großmutter Fealwen nicht geweckt, so hätte sie bestimmt noch weiter geschlafen.
"Ein guter Tag um hinauszuziehen!", sagte die Großmutter, "So bleibst du zu mindestens ungesehen."
Fealwen sagte nichts dazu. Sie war schon oft dort draußen gewesen, aber dieser Nebel, der über ihnen lag, schien bedrohlich und hatte keine besonders einladene Wirkung auf die junge Frau. Sie zog ein älteres Kleid an, darüber einen langen Umhang. Beides war in einem dunkeln rot getaucht und sollte lediglich vor regen und kälte schützen.
"Ich sehe aus wie eine Bättlerin!", maulte sie und nahm mürrisch den Korb, den ihre Großmutter ihr hinhielt.
"Rede nicht so einen Unsinn! Du gehst Beeren sammeln!
So wird dich wenigstens niemand entführen."Da musste auch Fealwen grinsen und nahm ihre Großmutter in den Arm. Diese drückte ihr einen Kuss auf die Strin.
"Pass auf dich auf, und beeil dich, ja?"
Fealwen nickte und öffnete die Tür.
"Und wenn du bis zum Abend nicht wieder zurück bist, schicke ich Thorin nach dir! Der kreuzt wahrscheinlich sowieso nachher hier auf ..."
Das letzte nuschelte sie in sich hinein, lächelte ihrer Enkelin dann nach. So zog Fealwen los. Den Weg kannte sie, da sie ihn schon einmal zurück gelegte hatte. Doch irgendetwas war anders an diesem Tag. Nicht nur, dass es so dunkel war, nein. Es war kein Vogel zu hören, kein zwitschern, dem sie vertraut lauschen konnte. Nach einer Weile beschloss sei ihre Kapuze aufzusetzten. Sie ging bis zum Mittag, dann begann es plötzlich zu regnen. Immer heftiger prasselte das kühle Nass auf die arme Frau hinab und durchnässte ihre Kleidung. Der Weg, der von dem Regen ganz matschig geworden war, machte es Fealwen umso schwieriger vorran zu kommen.
'Wo bin ich nur?!', dachte sie sich. 'Hier war ich letztes Mal nicht.' Recht hatte sie, denn sie war vom Weg abgekommen und hatte sich verlaufen. Doch was nutze es schon. Sie lief so schnell sie konnte immer gerade aus, in der Hoffnung, einen Unterschlupf zu finden. Und dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit sah sie etwas weiter weg ein Haus stehen. Als sie nächher kam sah sie einen großen, behaarten Mann, der den Anschein erweckte vor diesem Haus Wache zu halten. Je näher sie kam desto unwohler wurde ihr Gefühl. Doch sie hatte keine andere Wahl.
"Verzeiht, mein Herr!", rief sie, denn man konnte unter dem lauten Regen nur sehr wenig verstehem.
"Dürfte ich in eurem Haus Unterkunft bekommen, bis der Regen vorrüber gezogen ist?"
Mit einem schwacken Nicken nahm er ihr den Korb aus der Hand und ging vorraus.
DU LIEST GERADE
Nin Harma || Hobbit *COMPLETED* #Wattys2016
RomanceWir befinden uns im Jahre 2761 D.Z. Sie war ein Mensch, eine junge Frau, die von den Dunedain abstammte. Sie lebte bereits 50 Jahre lang, sah jedoch aus wie mitte 20 (...) Thorin, der Zwergenprinz, und sie kannten sich seit einer halben Ewigkeit (...