So schnell sie konnte, lief Fealwen zum Erebor zurück. Es fiel ihr schwer so schnell zu laufen, mit dem großen Schwert in der Hand. Die Bewohner der Stadt hatten es noch gar nicht bemerkt. Sie liefen auf den Straßen herum, lachten und unterhielten sich. Doch Fealwen wusste was da kam. Das Schwert versteckte sie hinter einem großen Stein und lief dann weiter. Als sie gerade durch die großen Tore des Berges kam, hörte sie Thorin von oben rufen: "Drache!".
Ein lautes und dumpfes Geräusch unterbrach die friedliche Stille in der Stadt. Alle begannen wie wild druch die Gegend zu laufen. Wachen schlossen das Tor, von draussen hörte man die Schreie der Dorfbewohner, das Weinen kleiner Kinder und das Feuer, dass die Stadt zu Asche werden ließ. Die Menschenstadt war dem Drachen gleichgültig. Es dürstete ihm nach dem Gold und dem Reichtum, das in dem Berg verborgen lag.
Heftige Erschütterungen brachten Fealwen zum Schwanken. Sie lief zur rechten Seite und kletterte dort eine schmale Treppe hoch. Als sie draußen am Berg angekommen war, sah sie sich um. Die Stadt brannte. Der Drache, der vorher alles zerstört hat, war dabei die Tore des Berges zu durchbrechen. Als ihm dies gelungen war, kam Fealwen nur ein Gedanke: Thorin.Ohne auf die Zwerge und Menschen Rücksicht zu nehmen, trampelte er im Berg alles nieder und verscheuchte die Insassen. Die, die es nicht schafften, wurden verbrannt oder gar gefressen.
Thorin konnte es schaffen, zusammen mit anderen den Berg zu verlassen. Alle riefen um Hilfe, der Drache hatte nichts unberührt gelassen. Dann sah Fealwen zum Bergvorsprung auf der gegenüberliegenden Seite. Zahlreiche Elben erschienen, angeführt von ihrem König, Thranduil.
Schnell kletterte sie den Berg hinab und landete, wie so oft, auf ihren nackten Füßen. Am Boden war alles zerstört. Thorin half den Menschen aus dem Berg. Als er die Elben sah, versuchte er, auf sich aufmerksam zu machen und forderte ihre Hilfe. Doch der Elbnkönig machte kehrt und überließ Thorin und sein Volk dem Schicksal.
Fealwen rannte zu ihm."Thorin!", rief sie, doch er konnte sie kaum verstehen.
"Fealwen, du musst hier weg!", schrie er und schob die Menschen weg vom Berg.
"Nein! Ohne dich gehe ich nirgendwo hin!"
"Du musst aber!"
Daraufhin packte Fealwen den Zwergenprinzen, zog ihn zu sich herum und presste sehensüchtig ihre Lippen auf seine. Denn sie wusste eins: Wenn sie jetzt gehen würde, würde sie ihn nie wieder sehen. Es lag nicht an Thorin. Er war stark und wenn er eines konnte, dann war es kämpfen. In jeglicher Hinsicht. Doch Fealwen ... sie war unerfahren und hatte weder Klinge noch Bogen, geschweige denn eine Axt jemals benutzt. Außerdem war Fealwen klar, dass sie ihn nur ablenken oder aufhalten würde. Sie hatte also keine Wahl. Und vor allem, keine Zeit.
Sie löste ihre Lippen und lehnte ihre Stirn gegen seine.
"Ich muss den Erebor verteidigen. Geh du mit den anderen, ich komme nach."
"Ich habe mich schon mit dem Gedanken abgefunden, dass ich dich irgendwann verliere. Aber dass es so bald schon geschieht ..."
Thorin zog sie weg von dem Gedrängel und nahm ihre Hand. Innig sah er ihr in die Augen und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
"Du blutest ...", stellte er fest und musterte sie besorgt.
"Das ist nichts. Innerlich blute ich noch mehr."
Eine Träne lief ihre schmutzige Wange hinab und fiel zu Boden. Thorin wischte über ihre Wange.
"Ich möchte, falls das hier im Tode endet, für immer dein sein.", sagte er leise.
"Das bist du und das warst du immer schon!"
Er musste lächeln.
"Ich wollte dich das schon so lange fragen ... Aber ich habe es immer hinausgezögert. Und das war ein Fehler. Ich liebe dich, Fealwen. Und wenn dies die letzten Minuten meines Lebens sind, dann bin ich froh, sie mit dir verbringen zu dürfen. Und ich frage dich, wenn uns dies gegönnt wird, würdest du mich zu deinem Mann nehmen, mich heiraten?"
Thorin fiel auf ein Knie und legte seine Hand an ihre Wange. Eine weitere Träne verlief sich auf ihrer zarten Wange.
"Nun wein doch nicht.", hauchte er.
Fealwen zog ihn hoch und umarmte ihn.
"Ich will und werde deine Frau sein. Wir stehen das durch."
"Ja, das werden wir."
Ein letzter, sehensüchtiger Blick und Fealwen lief mit den vielen anderen Menschen mit in die Freiheit. Viele von ihnen waren schwer verletzt, andere hatten geliebte Menschen im Drachenfeuer verloren. Trotzdem hatten sie alle ein Ziel. Dem Tod zu entfliehen.
Eine Woche wanderten einige Menschen, wenige Zwerge und ganz hinten Fealwen ziellos durch die Gegend. Jedenfalls schien es, als hätten sie kein Ziel. Sie hatten keine Heimat. Die wenigen Vorräte, die ihnen geblieben waren, waren so gut wie leer. Fealwen war total abgemargert. Nicht, dass sie jemals 'normal' gebaut war. Dies war eines der Dinge, die Thorin oft an ihr bemängelt hatte. Aber das schien wohl jetzt nicht mehr wichtig zu sein.
Als es dunkel wurde, sahen sie am weiter hinten Lichter. Es wurden immer mehr, bis sie schließlich, spät am Abend, an einem großen Stadttor ankamen. Es stand schon offen, als Fealwen, die noch immer als letzte ging, auch dort ankam. Große Zelte wurden aufgeschlagen. Für jeden von ihnen gab es einen Platz zum Schlafen, etwas zu Essen und neue Kleidung. Wasser gab es an einem Fluss der Mitten durch die Stadt verlief. Fealwen erholte sich in den ersten paar Tagen sehr gut. Doch fragte sie jeden Tag nach Thorin. Niemand wusste, wo er war. Manche sagten, er hätte diese Gruppe angeführt, andere sagen, sie hätten ihn im Drachenfeuer sterben sehen.
Doch dann, eines Abends, als Fealwen zum Fluss gehen wollte, um etwas zu trinken ... sah sie ihn. Er stand in den reißenden Schnellen und wusch sich. Ein Anblick, den die junge Frau erst einmal auf sich einwirken lassen musste. Denn sie konnte es einfach nicht glauben. Ihre Beine begannen sich wie von selbst zu bewegen, in das Wasser, samt ihrem Kleid. Er stand mit seinem Rücken zu ihr, sodass er das nicht mitbekam. Ihre Hände zitterrten, ihre Augen ließ sie geschlossen. Sie war nervös und furchtbar aufgeregt. Und plötzlich kamen ihr die schlimmsten Bilder in den Kopf. Was, wenn eine riesige Narbe sein Gesicht durchzog? Oder wenn ihm ein Auge fehlte?
Unerwartet und so schnell, wie Fealwen gar nicht reagieren konnte, wirbelte Thorin herum und hatte sein Schwert gezogen. Erschrocken machte sie einen Satz nach hinten, rutschte auf einem Stein im Wasser aus und fiel zu Boden. Zum Glück war das Wasser nicht besonders tief, sodass sie schnell wieder aufstehen konnte. Wobei sie auf Thorin's Hilfe verzichten musste, denn dieser stand dort und sah sie einfach nur an. Sein Mund stand halb offen und das Schwert ließ er zu Boden fallen.
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Nin Harma || Hobbit *COMPLETED* #Wattys2016
Roman d'amourWir befinden uns im Jahre 2761 D.Z. Sie war ein Mensch, eine junge Frau, die von den Dunedain abstammte. Sie lebte bereits 50 Jahre lang, sah jedoch aus wie mitte 20 (...) Thorin, der Zwergenprinz, und sie kannten sich seit einer halben Ewigkeit (...