10. Kapitel

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Fealwen ging an das Ufer und tauchte einen Fuß hinein.

"Das Wasser ist so warm ...", sagte sie und drehte sich zu Thorin.

"Kommst du mit mir?"

"Du meinst, da rein?", fragte er verunsichert und kam näher.

Sie nickte und ging in das lauwarme Wasser. Throin zog seine schweren Stiefel und seinen Pelz aus und folgte ihr. Als Fealwen bis zu den Hüften im Wasser stand, schwamm die Verlängerung ihres Kleides hinter ihr auf der Wasseroberfläche. Thorin, der noch immer hinter ihr war, griff danach und zog daran. Fealwen stolperte nach hinten und fiel in seine Arme. Es war ihm ein leichtes sie aufzufangen. Plötzlich begann sie zu kichern und legte ihren Kopf nach hinten an seine Brust.

"Was ist so lustig?", fragte er leise in ihr Ohr.

"Ich kann dein Herz spüren."

Jetzt wo sie es sagte, bemerkte er selbst, dass sein Herz ein schnelles Tempo drauf hatte. Dagegen tun konnte er nichts. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Brust. Und lächelte.

"Deines schlägt ja viel schneller als meines."

Als Thorin bemerkte, wo genau seine Hand lag, nahm er sie schnell wieder weg und räusperte sich.

"Gehen wir noch tiefer hinein?", fragte er um die Stille zu unterbrechen.

Ohne eine Antwort befreite sich Fealwen und ging weiter. Thorin folgte ihr. Sie ging soweit bis sie kaum noch stehen konnte. sie drehte sich um. Thorin stand mit beiden Füßen noch immer fest am Boden.

"Warst du schon einmal hier?", fragte er.

"Nein.", sagte sie und atmete tief durch. "Meine Großmutter hat mir von diesem Ort erzählt."

Wieder sahen sie sich eine ganze Weile einfach nur an.

"Ich habe dir noch gar nichts zum Geburtstag geschenkt!", sagte sie dann schnell und schmollte.

Thorin lächelte.

"Mit dir hier zu sein ist das schönste Geschenk, was du mir machen kannst, Fealwen. Bitte, ich möchte nicht, dass du mir extra etwas besorgst."

Fealwen sah ihn eindringlich an.

"Was wünschst du dir denn?"

Was das war, wusste Thorin ganz genau. Doch konnte er es wirklich von ihr verlangen? Wenn er kein Risiko eingehen würde, würde er es wohl nie erfahren. Also brachte er die zwei Worte über die Lippen, die er am liebsten den lieben langen Tag zu ihr sagen würde.

"Küss mich.", flüsterte er und sah sie genau an.

Fealwen presste ihre Lippen auf einander und kam so nahe, dass fast kein Wasser mehr Platz zwischen ihnen fand. So verharrte sie dort. Thorin spürte ihren Atem auf seinen Lippen und bemerkte, wie sie auf seine Lippen schaute. Langsam schloss er die Augen und flüsterte beinahe unhörbar ihren Namen. Daraufhin legte sie eine Hand an seine Wange, die andere vergrub sie in seinem Haar und ließ ihre Lippen auf die seine fallen. Thorin durchzog eine Welle der Lust, als sie ihm so nahe war. Doch er spürte auch, wie unwohl sie sich fühlte. Deshalb löste er sich und musterte sie. War da etwa eine Träne, die ihre Wange hinab floss?

"Fealwen!", sagte er entsetzt und nahm sie in seine Arme.

"Es tut mir leid ...", wimmerte sie und legte ihren Kopf an seine Brust.

"Ich wusste, das war zu viel ... und ich habe es trotzdem von dir verlangt."

"Nein, den Kuss habe ich mehr genossen als du es dir vorstellen kannst."

"Aber warum dann die Tränen?", fragte er besorgt und legte seine Wange auf ihren Kopf.

"Ich habe Angst dich zu verlieren ..."

Jetzt ging sie zurück und sah ihn an. Thorin sah verwirrter aus als vorher. Und so kam es, dass Fealwen unter all ihren Tränen lachen musste.

"Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!", sagte sie.

"Wie soll ich denn sonst gucken? Was meinst du nur damit?"

Fealwen erklärte ihm, was ihre Großmutter von ihr verlangte. Dass sie bald heiraten solle, um auf eigenen Beinen zu stehen. Fealwen's Angst, dass die Liebe zu Thorin nicht von ihr nicht akzeptiert werden würde. Und da begann Thorin zu verstehen. Doch anstatt etwas zu sagen schüttelte er erst einmal den Kopf. Aber als er Fealwen wieder näher kommen wollte, rutschte er auf einem großen Stein, der am Grund des Sees lag, aus und fiel auf die junge Frau. Gemeinsam tauchten sie, natürlich ungewollt, unter. Doch anstatt aufzutauchen, blieben sie dort unten. Fealwen nahm seinen Arm, zog ihn zu sich und küsste ihn. Throin legte seine Arme um sie und erwiederte den Kuss voller Leidenschaft. Der Vollmond schickte seine weißen Strahlen durch die Oberfläche und versilberte die Haut der beiden. Ein fast schon magischer Moment. Als sie auftauchten sahen sie sich an und mussten beide lachen. Dann wurde Throin ernst.

"Es ist spät, wenn deine Großmutter merkt, dass du so lange weg bist, lässt sie dich wahrscheinlich gar nicht mehr gehen."

"Sie weiß nicht, dass ich überhaupt noch einmal weg gegangen bin. Ein Paar Sätze habe ich ihr hinterlassen, das war's", erwiderte sie trocken und ging langsam in Richtung Ufer.

"Bitte was?!", fragte Thorin entsetzt.

Doch dann sah er sie. Im Mondschein, im nassen, weißem Kleid, dass eng an ihrem Körper lag und so gut wie alles entblößte. Thorin konnte seinen Augen nicht von ihr lassen, so wunderschön war sie. Als sie begann, das trägerlose Kleid auszuziehen, hielt Thorin geschockt die Luft an. Das konnte sie doch nicht einfach so ... machen?!

"Fealwen ...", sagte Throin leise, kam auf sie zu und seufzte.

"Würdest du dich bitte wieder anziehen ..."

Fealwen zückte ihre Schulter und grinste.

"Sei doch nicht so langweilig, Thorin. Die kurze Zeit, die mir noch bleibt ... die möchte ich ausnutzen. Du nicht?"

"Ich würde ... alles mit dir machen, Fealwen. Sofern du es wolltest. Aber ich werde meine Bedürfnisse gewiss nicht über deine stellen. Wenn es der Wunsch deiner Großmutter ist, das..."

Thorin stoppte, als er ihr belustigten Blick sah. Fealwen  musste sich zurück halten, um nicht laut los zu lachen.

"Außerdem möchte ich nicht, dass dich jemand anders so sieht.", sagte Thorin und nickte.

Er bückte sich,  nahm seinen langen Pelz und legte ihn Fealwen vorsichtig um, ohne sie irgendwie zu berühren. Dann zog er seine dicken Schuhe an ... ohne sie zu schließen.

"Ich bringe dich jetzt nach Hause ..."

"Kann ich nicht bei dir schlafen?", fragte sie und schob die Unterlippenach vorne.

Thorin lächelte leicht und schob sie vor sich her.

"Deine Großmutter würde mich ... Nun ja."

Er wusste, was ihre Großmutter, trotz ihres erstaunlich hohen Alters, mit ihm machen würde, wenn er ihre kleine Enkelin auch nur anfassen würde. Deshalb stand eine Hochzeit für ihn ausser Frage. Oder?

Die Feier war noch immer in Gange. Deshalb machten sie einen großen Bogen um die Stadtmitte. Dann blieb Fealwen plötzlich stehen.

"Ich möchte, dass du zurück gehst.", sagte sie sicher und sah ihn ernst an.

"Fealwen, nein. Ich lasse dich nicht halb nackt durch die halbe Stadt laufen. Die Männer sind in dieser Nacht nicht bei Sinnen."

Fealwen stöhnte leise. Dann kam ihr eine Idee.

"Du ... deine Schuhe sind noch auf ...", sagte sie schnell.

"Ach ... das hatte ich ganz vergessen!", sagte er lachend und bückte sich, um diese zu verschließen.

Als er nach etwa zwei Minuten wieder aufstand ... stand er allein in der dunkeln Straße. Er sah sich um.

"Feal? Fealwen?!", rief er.

Doch diese lief, so schnell ihre nackten Füße sie trugen, nach Hause.

Nin Harma || Hobbit *COMPLETED* #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt