19. Kapitel

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Die Sonne war gerade aufgegangen, als Fealwen am Horizont die Hügellandschaft von Dunland erblickte. Sie wollte Lächeln, aber sie konnte es nicht.
An einer Felsengruppe blieb ihr Pferd stehen.

"Mia ...", flüsterte sie, "weshalb gehst du nicht weiter?"

Noch bevor Fealwen absteigen konnte, kamen hinter den Felsen plötzlich eine Gruppe Orks hervor und griffen die beiden an. Mia stieg auf und Fealwen fiel zu Boden, landete auf dem Rücken und blieb liegen. Sie hatte keine Kraft sich zu wehren.
Das Pferd begann laut zu wiehern und trat um sich, traf ein paar Orks und ließ die übrigen nicht an Fealwen dran. Aber dann, bevor ihr weiterer Schaden zugefügt werden konnte, vernahm sie ein lauten, tiefen Schrei. Dann verlor sie ihr Bewusstsein.

Ein fremder Mann, ein Waldläufer, hatte ihr Leben vor dem Tod bewahrt, er brachte alle Orks zur Strecke. Es handelte sich lediglich um Ork-Söldner, keine richtige Gefahr. Dann nahm er das Pferd am Halfter, Fealwen oben drauf und brachte beide an einen sicheren Ort. Es war seine Hütte, sein Bett, in dem sie Zuflucht bekommen hatten. Mia graste im Vorgarten und war zufrieden. Mit einem kalten und feuchten Lappen strich Streicher über ihre heiße Stirn und betrachtete sie. An irgendjemanden erinnerte ihn die junge Frau.

"Aragorn!", erklang eine sanfte Stimme. Sie war weich und melodisch wunderschön.
Sie erschien im Türrahmen und verharrte dort.

"Arwen. Ein Glück."

Der Waldläufer wand sich zu ihr und umarmte sie kurz.

"Schnell, sie schwindet."

So machte sich Arwen daran, Fealwen zu retten. Ihre magischen Worte hüllten den gesamten Raum in weißes Licht, ein leichter Duft von Kräutern lag in der Luft. Vorsichtig zuckten ihre Augenlider, Fealwen hatte schon viele Mythen über die elbische Heilkunst gehört. Und es dauerte nicht lange, da bekamen ihre Wangen auch schon wieder einen rosafarbenen Stich, was sie lebendig aussehen ließ.

"Es funktioniert ...", flüsterte Aragorn und sah ihr über die Schulter.
Arwen drehte sich zu ihm herum. Lächelnd legte sie beide Hände an seine Wange und drückte einen Kuss auf seine Lippen.

"Hast du etwas anderes erwartet?"

Am Abend kam Fealwen in das Wohngemach. Aragorn saß an dem Ofen und wärmte sich die Hände. Seine Wangen waren tiefrot, sein Mantel durchnässt, hing über einem der Stühle.

"Guten Abend. Wir sind froh, dass du auf beiden Beinen stehst."

Fealwen sah sich um.

"Wir?"

"Ja, Arwen ist zurück nach Bruchtal geritten. Sie hat dir das Leben zurückgeben."

Fealwen erstarrte.

"Ich war tot?!"

Ihr erster Gedanke wanderte zum Ungeborenen. Automatisch legte sich ihre Hand auf den Bauch.

"Mein Kind ...", flüsterte sie.

"Mach dir keine Sorgen. Sie lebt noch."

Seine Aussage erleichterte sie. Andererseits war sie überrascht.

"Sie? Ihr glaubt, es wird ein Mädchen?"

"Ich glaube es nicht, ich weiß es."

Nach einer warmen Mahlzeit setzte Fealwen sich zu Aragorn auf ein großes Fell auf dem Boden, beide sahen in das Feuer. Es knisterte leise und hin und wieder knackte es.

"Wonach bist du auf der Suche?"

Aragorn's Frage überraschte sie nicht sonderlich.

"Nach der Liebe ...", flüsterte sie und sah auf ihre Hände.

"Dann solltest du nicht aufgeben."

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen als sie aufsah.

"Aber zuvor solltest du das Kind gebären. In diesem Zustand kannst du dich weder vereidigen, noch lange ohne Nahrung und Wasser auskommen."

"Ich musste fliehen, ich komme aus dem Düsterwald. Die Elben wollten mich dort nicht dulden."

Streicher schnaubte leise und schüttelte missbilligend den Kopf.

"Dann ist es besser, dass du gegangen bist."

Fealwen blieb länger als 7 Monate bei dem Waldläufer, alle paar Wochen kam Arwen zu Besuch und sah nach ihr und dem Kind. Die beiden kümmerten sich um die junge Frau, bis der Tag der Geburt kam. Fealwen überstand große Schmerzen, es gab jedoch keine Komplikationen. Ein gesundes Mädchen lag in den frühen Morgenstunden auf der Brust der erschöpften Fealwen und schlief tief und fest. Der Herzschlag der Mutter beruhigte sie ungemein. Arwen kam nach einer Weile noch einmal in das Schlafgemach und brachte etwas Wasser, um die kleine zu waschen.

"Ich weiß nicht, wie ich es euch jemals danken soll. Ohne euch beiden ... Ich wüsste nicht, wo ich heute wäre."

Arwen strich ihr über die Stirn und lächelte, dann badete sie das Kind.

"Denk nicht soviel darüber nach."

Fealwen nahm dies als Antwort an und schloss erneut die Augen.

"Hast du dir überlegt, wie du sie nennen möchtest?"

Eine Frage, über die Fealwen noch gar nicht nachgedacht hatte. Wie sollte sie jetzt einen Namen wählen, ohne Thorin gefragt zu haben? Es frustrierte sie, dass Thorin nicht einmal wusste, welch ein Glück sie ihm beschert hatte.

"Ich ... Weiß es noch nicht."

"Es ist in Ordnung. Ruh dich aus. Aragorn wird dich begleiten, bei der Suche nach Thorin, sobald du bei Kräften bist und die Kleine alt genug ist."

Erleichtert über die großzügige Hilfe fiel Fealwen erneut in einem tiefen Schlaf.

Nin Harma || Hobbit *COMPLETED* #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt