Todesurteil

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Die Gemeinschaft lief den Hang hinab und sprang über Steine. Endlich hielt der Zauberer an und zählte durch "9, 10...Ah Fili Kili, 12... und Bombur. Ja 13. Und meine Freundin?..." "Ist ebenfalls hier. Zumindest mein Körper. Meinen Geist hast du mir aus der Lunge gehetzt.", antwortete ich ihm murrend und stellte mich zwischen meine Lieblingsbrüder. Der Istari lächelte was aber in Sekundenschnelle wieder verschwand. "Wo ist Bilbo? Wo ist der Hobbit? Wo ist der Hobbit!?" Suchend drehten wir uns alle im Kreis und sahen den Hang hinauf. Nirgends war unser lieber Bilbo Beutlin zu sehen. Thorin trat in den Kreis und meinte schon fast triumphierend: "Ich sag dir wo er ist..." Oh nein darauf hatte ich jetzt keine Lust. "Lasst es gut sein, Herr Eichenschild. Unser werter Hobbit ist nicht über alle Berge. Er ist hier. Hier unter uns. Oder ist er weg?", rief ich und wandte mich an einen Baum. "Nein, ist er nicht.", gab dieser als Antwort und heraus kam Bilbo Beutlin der mich anstrahlte. Gandalf ging auf ihn zu und lächelte erfreut: "Mein lieber Bilbo. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so froh jemanden zu sehen." Nun war ich es die triumphiert grinste. Kili lächelte ebenfalls erleichtert "Bilbo. Wir hatten dich schon aufgegeben." "Wie bist du an den Orks vorbeigekommen?", fragte Fili verblüfft. "Gute Frage.", stellte Dwalin mit zusammengebissenen Zähnen fest.

Plötzlich erwachten meine Sinne und ich hörte wie schwere dumpfe Sprünge auf die Erde niedersausten. Immer näher und schneller. Und dann hörte ich es. Das Geheul. Warge. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Den Hang hinauf. Verwirrt sahen mir Bofur, Bilbo und Kili nach während der Zauberer eine Erleuchtung bekam als er ebenfalls das Gejaul von Wargen hören konnte. Er sah mich an und nickte mir leicht zu. Ich verstand. "Aus der Pfanne..." "ins Feuer. Lauft! Lauft!", befahl der Istari. Ich sah meinen Freunden hinterher. Kili drehte sich im Laufen zu mir um und blieb stehen. Seinen Blick werde ich wohl nie vergessen. Ich wusste das er Angst hatte. Jedoch nicht vor dem Tod. Sondern um mich, seinen Bruder, seinen Onkel und um all die anderen. Ich flehte ihn mit meinen Augen an, er möge doch weiterlaufen. Der Prinz verstand, kam die paar Meter zu mir hochgelaufen und ehe ich mich versah, zog er meine Kopf zu sich und legte seine warmen Lippen sanft auf meine. Ohne ein weiteres Wort, folgte seinen Freunden und ich bereute es den Kuss nicht sofort erwidert zu haben, auch wenn er nur Sekunden gedauert hatte.

Wie in Zeitlupe drehte ich mich um und sah meinen Feinden entgegen. Es waren mindestens 25 Warge, zehn mit Orks und 15 ohne um die Zwerge schneller verfolgen zu können.
Ich wusste das ich keine Chance hatte.
Ich wusste, dass ich das unmöglich überleben konnte.
Und ich wusste das meine Zeit bald gekommen war.
Ich überlegte. Bilder schossen mir durch den Kopf. Von Kili. Meiner Großmutter. Ja sogar von Bilbo der wie ein Bruder für mich geworden war. 'Verdammt Erbrow! Konzentriere dich. Das ist ihre einzige Chance!'

Der erste Warg rannte auf mich zu und als ich über ihn sprang fühlte ich den bekannten Schmerz wenn meine Knochen brachen und sich erneuerten. Kaum berührte ich den Boden stand dem Warg ein Wolf entgegen. Meine Wolfsgestalt war genauso groß wie mein Feind. Doch war er überlegen da ich keine spitzen Klauen wie er hatte nur meine Zähne und meine Wendigkeit. Ich knurrte als er mit seiner Pfote nach mir hieb und wich aus. Ich sprang auf seinen Rücken und biss ihm ins Genick. Er winselte laut auf und schüttelte mich ab. Der Warg lief seinen Kumpanen hinterher den Hang hinab. In Windeseile trugen mich meine Wolfsbeine ihnen nach. Von weitem sah ich wie die Bäume kippten und sich 15 Gestalten auf dem letzten Baum tummelten.

Gerade wollte ich noch einen Zahn zulegen als ich von der Seite gepackt wurde. Mein schneeweißes Fell tränkte sich rot und ich erschlaffte. Azog trohnte auf seinem weißen Warg und dieser stolzierte mit mir in seinem Maul auf einen Felsen und blieb dort zehn Meter vor dem letzten Baum stehen. Ich hörte die Stimmen meiner Freunde. Sie riefen mich. Ich hörte sie alle. Am meisten achtete ich jedoch auf Kilis und Filis Stimmen. Jeder wusste das ich in der Wolfsgestalt steckte und alle erschraken, als sie mich in dem Maul des Warges sahen.

Ich hörte nichts mehr. Fühlte nichts mehr. Doch als ich die Augen leicht öffnete sah ich Thorin, der auf dem Baumstamm zu Azog lief. Der Baum hing über dem Abgrund und die Zwerge klammerten sich so gut es ging an den Ästen fest. Der Warg ließ mich aus seinem Maul fallen und konzentrierte sich auf den Zwergenkönig. Er sprang und drückte ihn mit seiner gewaltigen Pfote zu Boden. Ein erneuter Angriff und der König war an meiner Stelle. Man hörte seine Rippen brechen. Das Tier schleuderte den Zwerg nahe dem Abgrund wo er liegen blieb. Noch war er bei Bewusstsein.

Azog sagte etwas doch ich hörte es nicht. Nur kurz schloss ich meine Augen und als ich sie erneut öffnete fuchtelte der Hobbit mit seinem Schwert vor Thorin herum. Er hatte den Ork getötet der Thorin den Rest geben sollte und sich schützend vor dem Zwerg gestellt. Nun kamen drei Warge mit Reitern auf ihn zu. Meine letzten Kräfte sammelnd stand ich zitternd auf. Keiner achtete auf mich. Nicht einmal die Zwerge die sich auf die restlichen Warge gestürzt hatten. Doch Bilbo stand allein da. Thorin war bewusstlos. Ich legte den Kopf in Nacken und heulte. "Erbrow?!", schrie Kili. Nur einen Augenblick sah ich zu ihm und sprach hell und klar damit er es verstand: "Es tut mir Leid. Men ai-mênu!" Der Zwerg sah mich mit aufgerissen Augen an. Ich wandte mich ab und lief zu dem Hobbit. Ich biss dem ersten Warg in die Kehle sodass er zusammen sakte. Meine Kräfte verließen mich und ich spürte die Verwandlung zurück in meine normale Gestalt. Schnell warf ich eine Feuerkugel auf den zweiten der Feinde und hörte aufeinmal ein Kreischen. Die Adler! Gwaihir.

Ein Ruck durchfuhr meinen Körper. Ein Ork hatte sein Schwert in meine Seite gerammt. Ich sah ihn nur fassungslos an und fiel nach vorn. Das letzte was ich sah war Bilbo der den Ork niederstach und Fili und Kili die schreiend auf mich zurannten. Dann umfing mich Dunkelheit...

Die Hexe des vergangenen ZeitaltersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt