12. "Was sich liebt das neckt sich."

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Hey

"Nur damit ich's richtig verstanden habe, wir verwandeln uns nach und nach in eine von uns... also das Aussehen, die Stimme und auch ein paar Charaktereigenschaften und Talente?", fragte ich zum gefühlten hundertsten mal nach, weil es so unwirklich schien, obwohl mich mein jetziges Spiegelbild größtenteils davon überzeugte.

"Ja, so ist es.", meinte Ben, der mit den Mädchen hier auf mich gewartet hat, und versuchte freundlich zu klingen, was selbstverständlich nicht so gut funktionierte, sonst hätte ich es ja nicht gemerkt... ehm ja ich schweife vom Thema ab.

Um diese nutzlosen Gedanken los zu werden, schüttelte ich kurz meinen Kopf und richtete meine volle Aufmerksamkeit auf Ben und Emma, die gerade dabei waren in den alten Memoiren, die wir vor ein paar Monaten von einer älteren Meerjungfrau "ausgeliehen" haben, zu blättern.

"Warum so genervt?", grinste Cleo, die aber wie ich aussah, und warf sich neben mich auf das große Sofa.

"Soll das ein Scherz sein? Denn wenn es einer ist, ist er sau schlecht.", zischte ich und strafte sie mit dem bösesten Blick, den Bella drauf hatte. Leider reagierte meine beste Freundin nicht so wie ich es mir erhofft hatte. Das laute Lachen drang an meine Ohren.

"Oh, hör auf, du klingst wie ein Pferd auf Drogen.", meinte ich und schmiss eines der Sofakissen auf ihr Gesicht. Cleo aber fing nur noch stärker an zu Lachen.

"Dir ist schon klar, dass das dein Lachen ist.", schmunzelte sie mir zu und wackelte mit den Augenbrauen, das hab ich so gern getan...

"Rikki, zieh nicht so eine Grimasse, sonst bekomm ich noch Falten.", meinte Bella, die in Emmas Körper steckte, und wuschelte mir durch die Harre.

"Lass das.", fauchte ich und schlug ihre Hand weg.

"Sorry, aber ich konnte nicht widerstehen. Meine Haare sehen einfach so toll aus."

"Eigenlob stinkt." Während ich versuchte mir die Haare zu richten, stand ich auf und ging auf die Terrasse im ersten Obergeschoss.

Plötzlich stellten sich meine Nackenhaare auf als ich den kühlen Nachtwind spürte, welcher über meine Haut strich und sie mit seinen eisigen, existenzlosen Fingern liebkoste wie eine lange verlorene Liebe. Ich schloss meine Augen und ließ meine Umgebung in mich einfließen. Ich hörte das noch so kleinste Geräusch um mich herum. Die Lebewesen, welche verborgen ihr Leben lebten, nicht gesehen von meinen Augen, und dennoch von meinen Sinnen erfasst. Irgendwo in der Nähe plätscherte ein kleiner Bach, zog ruhig seine Bahnen und ließ sich von nichts und niemandem beirren.

Die Nacht war ein vollkommen neues Erlebnis gewesen. Als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, war ich sprachlos gewesen. So viel war mir verborgen geblieben, als ich noch keine Meerjungfrau war und meine Sinne nicht so richtig zu verwenden wusste. Es war, als wären mir endlich die Augen geöffnet worden und ich nahm die Welt in ihrer vollen Pracht wahr. So viel Fantastisches war um mich herum gewesen, und nie hatte ich es bemerkt.

Schon bevor ich ihre Stimme vernahm, wusste ich das sie da war, ich spürte ihre Anwesenheit, so wie ich die der anderen Mädchen spürte. Dennoch stand ich mit geschlossenen Augen da, umgeben von der Nacht und dem Leben um mich herum. Meine Arme hatte ich um meinen Bauch geschlungen. Dann drehte ich mich langsam herum und öffnete nun meine Augen. Vor mir stand Emma, die wie ihr ja schon wisst  wie Cleo aussah.

"Was machst du hier draußen?", fragte sie während sie sich neben mich stellte und ebenfalls anfing die Natur von unserm Balkon aus zu bewundern.

"Ich wollte kurz an die frische Luft.", war alles, was ich dazu sagte, während ich den Nagellack meiner Fingernägel abkrazte und hinauf zum Himmel blickte. Die Sterne, die stummen Zeugen der Zeit selbst. Sie sahen alles. Und gleichzeitig waren sie einsam und allein, gefangen dort oben im Himmel, dazu verdammt auf ewig umher zu schweben. Ich fragte mich, wie es war ein Stern zu sein. Ob sie einsam waren?

"Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist, das ist es für uns alle nicht, aber wir werden eine Lösung finden. Du musst nur daran glauben.", hörte ich sie sagen.

"Emma, das ändert nichts an der jetzigen Situation. Merkst du es denn nicht? Innerlich verändern wir uns auch! Niemals wäre ich so emotional wie ich es jetzt bin.", versuchte ich es ihr zu erklären während mir Tränen über die Wangen liefen. Jesus, wie ich die veränderte Rikki hasste.

"Rikki, da steckt doch mehr dahinter. Was ist heute passiert?" Emma legte ihre linke Hand auf meine Rechte und drückte diese aufmunternd.

Bevor ich Emma von den heutigen Ereignissen berichtete, holte ich tief Luft.

"Du hast ihn geküsst?", kreischte Emma beinahe, jap, das war Definitiv eine Eigenschaft von Cleo.

"Hasst ihr euch eigentlich nicht?", wollte sie dann aber von mir wissen als ich nicht antwortete. Mit meiner linken Hand wischte ich mir über meine feuchten Wangen.

"Ich weiß es nicht. In einem Moment will ich ihn küssen und im anderen Moment würde ich ihm am liebsten von einer Klippe schubsen.", seufzte ich und ging mir gestresst durch die Haare. Als dann wieder zu ihr sah, konnte ich erkennen wie ein kleines Grinsen ihre Lippen schmückte.

"Was grinst du denn so blöd?", fauchte ich und sah sie mit Katzenaugen an, doch sie ließ es kalt und zuckte nur mit den Schultern.

"Nichts."

"Ach sag schon, muss man dir wirklich alles aus der Nase heraus ziehen?", seufzte ich und lehnte mich ans Geländer.

"Weißt du Rikki, mir ist gerade nur ein zutreffender Spruch eingefallen.", meinte sie dann und zwinkerte mir verstohlen zu. Genervt verdrehte ich die Augen und blickte dann wieder nach vorne. Um ehrlich zu sein kam mir nicht in den Sinn sie zu fragen wie der Spruch lautete, denn mich interessierte es schlicht und ergreifend nicht.
"Du willst ihn anscheinend nicht hören, dann geh ich lieber mal wieder rein, ist ein wenig kühl geworden.", flüsterte sie und ging auf die Balkontür zu. Als ich hörte wie sich diese öffnete, fragte ich nach dem Spruch.

"Was sich liebt, das neckt sich, Rikki. Vergiss das bitte nicht, begeh diesen Fehler nicht, versuch dein Glück zu finden." Mein Körper reagierte sehr schnell auf diesen Satz, denn meine Hände und Beine begannen zu zittern und wollten einfach nicht mehr aufhören. Meine Atmung ging nur noch stoßweise und mein Herz begann so schnell zu schlagen, sodass ich daran zweifelte, dass es noch gesund war. Hatte sie etwa recht? Liebte ich Harry? Ein Mitglied der beschissensten Band der Welt? War ich wirklich so weit gesunken?

Erst jetzt bemerkte ich, dass Emma schon weg war und ich deswegen alleine auf dem Balkon stand.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und sog die klare Luft in mich ein als würde sie mich aus meinem Albtraum aufwecken. Das war nicht mein Leben. Das waren nicht meine Gefühle. Das war nicht mehr ich. Ich wusste nicht einmal mehr, wer ich wirklich war...

Als ich die starke Gänsehaut auf meiner Haut spürte, gab ich Emma recht. Es war heut abend wirklich sehr kalt. Aber wartet mal? Ihr war kalt? Das war doch vollkommen unmöglich. Ihr ist nie Kalt. Schließlich hat Emma die Kraft des Eises...

Hey Leute, tut mir leid, dass ich erst jetzt schreibe, aber ich schreibe momentan so dermaßend viele Arbeiten... :/


Mermaids... (1D + H2O)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt