Chapter 2

11.1K 630 24
                                    

Louis

"Hallo, Louis, kannst du uns hören?"

Ich verstand nicht was gerade passierte und runzelte die Stirn. In dem Moment merkte ich die Schmerzen wie einen Blitz durch mich zucken.

Ich hob meine rechte Hand instinktiv an den Kopf und spürte etwas Wässriges.

Blut.

"Louis, kannst du mich hören?! ich bin Doktor Faymann." wiederholte der Arzt langsam und deutlich. Geschwächt nickte ich. Mein Blick ging nach links. Ich lag auf einer Straße, denn nicht weit von mir konnte ich die weiße Linie, welche die Fahrbahn in zwei Hälften unterteilte, sehen.

Vor mir lag ein zu Schrott gefahrenes Auto.

Ich kniff die Augen zusammen und erkannte weitere Ärzte, nur einige Meter weiter, um eine Person herum stehen, die ich nur allzu gut kannte.

"Harry." Flüsterte ich leise, nachdem ich die braunen Locken erkannt hatte. „Was…Was ist mit Harry?“ Fragte ich geschwächt und starrte den Arzt an, der neben mir Kniete und meinen Brustkorb und meinen Hals musterte.

"Ihm geht es gut, Louis." sagte der Arzt beruhigend und fing an mich zu untersuchen.

Ich atmete schwer.

„Was ist passiert?“ Fragte ich sehr leise, denn meine Stimme war einfach viel zu schwach. „Ihr hattet einen Unfall.“ Antwortete der Arzt, welcher ziemlich sympathisch aussah. Er war vielleiht Anfang 50, denn leichte raue Strähnen kräuselten sich schon in seinem schwarzen Haar.

„Ihr seid mit einem LKW zusammengestoßen, und Harry hat es durch die Frontscheibe nach außen geschleudert.“ Erklärte er mir.

Bilder erschienen in meinem Kopf. Ich sah wie ich Harry küsste und dann dieses grelle, helle Licht hinter ihm erschien. Die Scheinwerfer des LKWs und die Hupen welche jetzt noch in meinen  Ohren hallten. Ich sah wie die ganzen Glassplitter, der Fensterscheibe hinter Harry, herumflogen und ich mein Gesicht schützend in den Händen vergraben hatte.

Ich hörte Harrys erbitternden Schrei.

„Ich werde jetzt dein Bein untersuche, Louis, wenn es wehtut dann sag es mir.“

Ich nickte mit Tränen in den Augen und starrte dann wieder hinüber zu Harry. Ich sah, dass er sich nicht bewegte. Gerade als ich fragen wollte, ob es ihm auch wirklich gut ginge tastete der Arzt an meinem Bein herum und ich presste die Lippen fest aneinander, denn der Schmerz war unerträglich, aber ich wollte es nicht zugeben.

Noch mehr Tränen stiegen in meine Augen als ich sah wie Harry auf eine Trage gelegt wurde und ich ihn zum ersten Mal nach dem Unfall erblicken konnte. Seid Haar bestand im Grunde genommen nur noch aus einem roten Zeug. Als hätte man ihm die Haare rot gefärbt. Eigentlich wäre es mir egal gewesen, aber mir wurde klar, dass es Blut war, dass in seinen Haaren klebte, und keine Farbe.

Ich konnte sein Gesicht für einige Sekunden sehen.

Ein riesiger Kratzer bildete sich über sein ganzes Gesicht.

Mir wurde klar, dass ich ihm das alles angetan hatte.

Ich hatte das Auto gefahren, und ich hatte nicht aufgepasst, ich war betrunken, ich hatte den Unfall gebaut, und ich hatte das Leben meines Harrys aufs Spie gesetzt.

Der Arzt drückte mein Knie fester und ich schrie laut auf.

Ich konnte all die Schmerzen nicht mehr zurückhalten.

_____________________

Ich saß im Wartezimmer des Krankenhauses. Ich hatte dieses Zimmer seit fast drei Tagen nicht mehr verlassen, außer gelegentlich zum aufs Klo gehen.

Seit vier Tagen schon lag Harry im Koma.

Die Ärzte sagten, die Chance, dass er wieder aufwachen würde läge bei  40%, was mir Angst machte. Ich durfte ihn auch nicht mehr sehen, seit dem Unfall. Lediglich Niall, Liam und Zayn standen mir jeden Tag bei. Sie warteten mit mir und beteten mit mir.

Es hatte sich nach dem Unfall herausgestellt, dass meine Kniescheibe ausgekugelt war.

Ich musste außerdem an meiner Stirn und meinem Rücken genäht werden.

Mir wurde von Doktor Faymann erzählt, dass ich im Auto von dem Airbag eingequetscht wurde und somit nicht hinaus, auf den harten Boden knallen konnte. Ich hatte Glück gehabt. Aber Harrys Airbag war defekt und er hatte das unglaubliche Pech abbekommen.

Ich wünschte mir, ich wäre an seiner Stelle.

Dann wäre er jetzt sicher.

Als ich dann irgendwann aufstand um mir eine Cola zu holen brach ich nach wenigen Metern fast zusammen. Meine Schmerzen am Bein waren grauenhaft, dass ich dachte ich würde bei jedem Schritt mit meinem Knie gegen eine Nagelwand rennen.

Ich knickte kurz ein und kniff die Augen zusammen, meine Zähne knallten hart aufeinander um den Schmerz irgendwie zu verdrücken.

Plötzlich hievte mich eine Person wieder hoch  und gab mir eine Stütze zum Laufen.

„Danke Niall.“ Flüsterte ich und humpelte mit seiner Hilfe zum Getränkeautomaten. „Nichts zu danken, Louis.“ Erwiderte er.

„Wie geht es dir?“ Fragte er dann unsicher. Mir fiel, während ich mir die Flasche holte und wir zurückliefen, ein, dass es das erste Mal seit zwei Tagen war, das wir miteinander sprachen.

„Ich weiß nicht.“ Antwortete ich. Und ich sagte die Wahrheit. Ich wusste nicht wie es mir gehen sollte. Ich wollte traurig sein weil Harry vielleicht sterben könnte, dabei war ich aber auch sauer auf mich selber, denn nur wegen mir ist das alles hier passiert. Ich hatte nicht aufgepasst. Ich wollte mit dem Auto Heimfahren.

Und ich hatte Angst.

Angst, dass sich alles ändern würde.

„Harry wacht bestimmt auf.“ Sagte Niall lächelnd und wir setzten uns dann wieder auf die Sessel, des Warteraumes.

„Und wenn nicht?“ Fragte ich.

„Denk gar nicht erst daran, Lou. Er WIRD aufwachen! Da bin ich mir sicher.“ „Warum versuchst du mir falsche Hoffnungen zu machen?“ Fragte ich mit Tränen in den Augen. „Ich denke einfach nur positiv.“ Es wurde still und legte meinen Kopf in die Hände. Ungläubig schüttelte ich dann den Kopf und schaute wieder hoch und starrte in Nialls eisblaue Augen.

„Ich meine, wir können die Hoffnung jetzt noch nicht aufgeben, Lou.“ Niall sprach weiter und legte dann seine Hand auf meine Schulter. „Es gibt eine Chance, dass er aufwacht. Wenn auch eine geringe.“ Nervös biss ich mir auf die Lippe während Niall fortfuhr und seine Hand wieder von meiner Schulter hinunternahm.

„Es ist schwer so positiv zu denken, wenn man Schuldgefühle hat und sich eingestehen muss, dass mein Freund im Koma liegt, nur wegen mir.“

„Es war nicht deine Schuld.“ Fiel mir Niall ins Wort.

„Ach ja? Wessen Schuld war es dann?!“ Ich wurde lauter und Niall wich einige Zentimeter zurück.

„Es war die Schuld von allen. Es war die Schuld von dem LKW Fahrer, es war Harrys Schuld und es war auch deine Schuld. Aber schieb nicht alles auf dich, denn zu so einem Unfall gehören immer mehrere Schuldige!“ Niall versuchte ruhig zu bleiben. Aber wir beide merkten, dass das nicht klappte.

Ich öffnete den Mund im etwas zu sagen, als mir eine bekannte Stimme hineinredete.

„Louis, kann ich mit dir sprechen?“

Doktor Faymann stand in der Tür des Wartezimmers und hielt seine Mappe in der Hand. Ich nickte und stand auf. Ich nahm meine Krücke und versuchte den aufkommenden Schmerz zu verdrücken, denn gerade vor meinem Doktor, wollte ich nicht zusammenbrechen.

Also humpelte ich ihm mit zusammengebissen in das Sprechzimmer hinterher. 

TORN (Larry Stylinson FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt