Chapter 9

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Harrys POV.:


Ich hatte Angst. Angst vor Liam und seiner Reaktion. Angst davor, dass er mich genau wie Louis es tat anschreien würde.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf an und suchte nach Liam. Er saß direkt gegenüber von mir und guckte mich mitleidig an. Ich hasste diesen Blick. Und wie ich ihn hasste.

"Na, schlechter Tag?" versuchte Liam die peinliche Situation zu retten.
Als Antwort darauf nickte ich nur schwach.

"Möchtest du mir vielleicht erzählen was in deinem hübschem Köpfchen vorgeht?" fragte er mich zuckersüß. Ich sah ihn nur an. Ich sah seinen kräftigen Körper, seine Muskeln, er hatte einen so schönen Körper. Wenn ich jedoch an mir herunter sah, sah ich nur Speck. Da waren einfach keine Muskeln.

"Ich seh schon, das wird hier zu nichts führen" sagte Liam als ich ihm nicht Antwortete. Ich verspürte reue. Ich verletzte alle Leute in meiner Umgebung. Alle die mir etwas bedeuteten. Ich hatte sie nicht  verdient, ich hatte nichts verdient außer leid. 

"Du musst etwas unternehmen, bevor es zu spät ist." beteuerte Liam. Okay, spätestens jetzt war es klar, dass die anderen es wussten. Sie würden mich nicht in Frieden lassen, da war ich mir zimlich sicher. Ich verstand allerdings nicht, wie sie so aufmerksam waren. Ich hatte ein paar Kilo abgenommen, nicht viel, aber ein wenig. Doch ich allerdings sah keinen Unterschied, im Gegenteil, ich fühlte mich eher schwerer. Ich fühlte mich von Tag zu Tag schwerer.

Ich verließ den Raum und ließ Liam dort alleine stehen. Ich konnte mir das nicht noch länger anhören. Ständig sagten die Leute dir das gleiche, aber gleichzeitig auch das komplette Gegenteil. Entweder du bist zu dick  oder  zu dünn, zu breit oder zu schmal, doch wann war man perfekt. Gab es wirklich den Punkt an dem man sagen kann.: Ich bin perfekt?  Oder war das bloß eine Illusion. Ganz ehrlich, ich wusste es nicht, aber ich würde es herrausfinden. Für Louis!


Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, war es bereits schon Mittags. Ich setzte mich auf und rieb mir über die Augen. Das erste was ich verspürte war Hunger. Und er war mächtig. Ich konnte nicht klar denken. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Der Hunger war stärker als ich. Ich spürte, wie er die Überhand über meinen eigenen Körper hatte. Ich fühlte mich elend. Es war ein ständiger Kampf um  die Dominanz.

Ich stand auf und bahnte mir den Weg zum Badezimmer. Mir war kalt. Das war recht ungewöhnlich, denn es war Sommer und ich hatte das Zimmer aufgeheitzt. An meinen Armen waren later blauer Flecken und meine Zähne klapperten. Ich war müde und schlapp, obwohl ich ausgeschlafen war.  Ich fühlte die Veränderung. Ich konnte es fühlen, ich war mir so sicher. Etwas stimmte mit mir nicht und es machte mir Angst.

"Was macht dir Angst" hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um.

"Ich fühle es" flüsterte ich und hielt mir die Fingerspitzen auf die Lippen die zu einem kleinem Lächeln geformt waren.

"Ich verstehe nicht ganz" Louis guckte mich besorgt an. Ich kannte diesen Blick, ich kannte ihn nur zu gut.

"Es ist anders" ich redete nur für mich. Ich alleine war die Person. Die Person, die ich im inneren schon immer sein wollte. Die Person, auf die ich immer zählen konnte. Ich hatte nur mich selbst, denn nur ich wusste, was mein Ziel war, und das konnte ich mit keinem teilen.

Ich drehte mich um und sah durch den Spiegel zu Louis.

"Ich bin das, worauf es ankommt" ich guckte mich im Spiegel an.

"Ich bin das, was am Ende gewinnen wird." Ich streckte meine Hand aus und berührte mit den Fingerkuppeln mein Spiegelbild.

"Harry, du machst mir Angst." ich sah die Verzweiflung in seinen Augen aufblitzen. Ich beobachtete sein Vehalten durch den Spiegel. Dann drehte ich mich um.

"Das ist aber nicht nötig"

"Bist du dir da sicher?" Ich senkte den Kopf und entwich dem skeptischem Blick, der auf mir ruhte.

"Absolut" und mit den Worten, ließ ich ihn stehen.
Ich ging ohne mit der Wimper zu zucken an ihm vorbei. Ich hatte es im Griff. Ich hatte alles unter Kontrolle. Und ich kannte kein schöneres Gefühl auf der ganzen Welt.



Am Nachmittag, als sich die Sonne mal wieder ein wenig zeigte, nutzte ich die Gelegenheit und ging joggen. Ich war schneller außer Puste als ich gedacht hatte. Ich hatte an Kraft verloren sowie auch an Ausdauer. Doch daran sollte es nicht scheitern. Ich lief, ich lief immer weiter. Mein Körper sagte 'Stop', doch mein Kopf sagte 'Weiter'. Meine Beine schmerzten und meine Lunge zog sich zusammen. Gierig zog ich die Luft in meinen Körper und pustete sie hastig wieder aus. Ich lehnte mich an einen alten Baum und schnappte nach Luft. Leute sahen mich komisch an, manche ignorierten einen und manche sahen einen, guckten allerdings aus Desinteresse weg.

Als ich ein paar Minuten Luft gesammelt hatte, kehrte ich um und ging wieder heim. Wenn ich ehrlich war, wollte ich nicht wieder zurück. Ich genoss es an der frischen Luft zu sein. Auf Abstand zu gehen und Zeit für mich, ganz alleine für mich zu haben. Ich brauchte mehr Ruhe, ich musste mich erholen von all dem Stress der daheim auf mich wartete.

"Wo warst du so lange?" war das erste was ich hörte, als ich die Tür aufchloss und meine Schuhe auszog. Genervt stöhnte ich und verdrehte meine Augen.

"Joggen" antwortete ich kurz und knapp.

"Warum?"

"Das ist lächerlich, ich bin alt genug um auf mich selbst aufzupassen" Ich wusste, dass ich dem ganzem Druck nicht mehr lange stand halten konnte. Ich wusste, irgendwann würde es um mich geschehen, und ich hoffte inständig, dass ich mich noch eine Weile gedulden konnte.

"Komm bitte essen"

"Habe keinen Hunger, danke" sagte ich sarkastisch. Sie versuchten es immer wieder auf's neue. Sie wollten mich schwach machen. Sie strengten sich so sehr an, doch ich blieb stark.

"Das war keine Frage" der Ton in dem sie mit mir Sprachen erinnerte mich an meine Kindheit. Meine Mutter hatte genau den gleichen Ton drauf.

"Mir doch egal"

"Bitte, tu mir den Gefallen" flehte Louis und sah mich bittend an. Seufzend ging ich zurück und ließ mich mürrisch auf einen freien Platz fallen.

"Danke" Ich nickte Louis nur zu und wandt meinen Blick dann auf den Boden. Es lag eine komische Spannung im Raum und die Stille fing an peinlich zu werden, bis ich Worte hörte, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie jemals jemand zu mir sagen wird.

"Harry, wir finden du brauchst Hilfe!"






Lost PersonalityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt