Unverändert - 6 -

243 25 3
                                    

Mittlerweile waren zwei Monate vergangen. Die Wunden und Brüche ihres Körpers heilten langsam ab, aber sie war mit ihrem Wesen nicht da. Jeden Tag saß ich von früh morgens bis abends an ihrem Bett, flehte Gott an, sie solle aufwachen. Nichts geschah. Ich bettelte sie an, sie solle mir mein Herz wiedergeben. Doch July behielt es stur in ihren Händen. Warum sie nicht aufwachte, wusste keiner.

„Es ist ein langer Prozess, der Körper muss sich generieren.", hatte mir Amelia erklärt.

Je öfter ich hier war, desto mehr begegnete ich Amelia. Wir freundeten uns irgendwie an und verbrachten ein wenig Zeit bei Juliet miteinander. Dennoch fühlte ich mich so, als ob ich aus Leere entstanden und zurückgekehrt war. Meine Familie und auch Juls' versuchte mich zu aufzuheitern, doch ich schottete mich immer mehr ab. Langsam, aber sicher, brach der Kontakt zu Freunden ab. Nur Melly, Julys beste Freundin, brachte mich zum Essen. Jedenfalls drohte sie mir mit vielen Sachen, wenn ich einige Gericht nicht verzehren würde. Eine wütende Melly wollte man nicht kennenlernen, das riet ich jedem Einzelnen.

„Juls..", begrüßte ich meine Frau, als ich gerade ins altbekannte, weiße Krankenzimmer kam. Stetig atmend ruhte sie mit geschlossen Augen dort. Mir stiegen fast wieder Tränen in die Augen. Ich nahm auf dem daneben stehenden Stuhl Platz und legte ihre zarte Hand in meine. Ich schaute auf den Ehering. Damals, als wir beim Juwelier waren, hatte sie sich ihn gewünscht. Keinen anderen wollte Juliet. Auch wenn er fast über ein Viertel der Summe eines Kleinwagens kostete, habe ich ihr nur zu gern den Wunsch erfüllt. Ihr Strahlen reichte mir aus.

Ich dachte an jede einzelne Nacht mit ihr zurück. Jeden einzelnen Kuss, den wir ausgetauscht hatten. Jede Berührung, die so zärtlich ausgekostet worden war. Ihre so sanften Lippen an meinen. Ihr Blick, der meinen Körper streifte. Ihr Verlangen nach mehr. Noch nie hatte ich für einen Menschen mehr empfinden können, als für sie. Und ich würde es auch nie können. Da war ich mir absolut sicher.

„Robert? Da bist du ja schon." Tia begrüßte mich lächelnd, verbunden mit einer Umarmung. „Wie geht es ihr?", fragte ich die Ärztin trocken. „Unverändert. Sie zeigte keine Reaktion, auf kein einziges Medikament, was wir ihr gaben. Doch ich werde die Hoffnung in sie nicht verlieren." Dankbar schenkte ich ihr einen Blick. „Ich danke dir, Amelia. Für alles.", antwortete ich.

hole to another universeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt