Mit zitternden Händen öffnete sie die Tür des Krankenzimmers. Sie wollte ein letztes Mal bei ihm sein. Auch wenn Drake, ihr kleiner Sohn, zu Hause auf sie wartete, musste sie bei Robert sein. Damals hatte July nicht gewusst, dass sie von Rob schwanger war, aber Drake hielt sie im Leben, damit sie weitermachte. Er war ihr einziges Glück, was blieb. Der Gedanke daran, nur noch Drake zu haben, erfüllte sie mit tiefer Trauer. Ihre glanzlosen Augen sahen auf den Körper ihres Mannes. Robbie.
„Wieso bist du nicht mehr bei mir? Sei wach, für mich und für Drake." Doch als sie wie gewohnt keine Antwort bekam, zog sich July die Schuhe aus und legte sich zu Rob unter die Decke. An ihn gelehnt, schloss sie die Augen und verfiel in einen Schlaf.
Es war alles vollkommen weiß. Sie registrierte nur, dass es ein Zimmer war, leer, mit großen Fenstern. „Wo bin ich?", fragte sie laut. Juliet hatte keine Zeit für solche Spielereien, sie musste zu Robert. „Gefällt es dir, Juls?" Die so warme, tiefe Stimme, die ihr nur zu gut bekannt war, ließ ihr Herz hüpfen. Lächelnd drehte sie sich zu ihm um und sprang ihm in die Arme. „Ich habe dich so vermisst!" Robert erwiderte ihre Umarmung und flüsterte ihr leise ins Ohr. „Ich möchte dir etwas zeigen, my love." Hand in Hand gingen beide zum Fenster und sahen hinaus. Es war schwarz. Vor ihnen eine tiefe Leere, die ins Nirgendwo zu führen schien. „Was ist das?" fragte die Blondine, während diese sich aus Angst an ihren Mann klammerte. „Das hier und jetzt, das Ogygia der Menschen, das Bestehende und das Nichts. Das ist es." Sie verstand es nicht. „Das Bestehende und das Nichts?" Aus ihrem Mund klang es noch verwirrender. „Ogygia ist eine Insel, die nicht existiert. Es besteht, ist doch aber im Nirgendwo. Das hier existiert auch nicht, ist aber da drin. In unserem Kopf." Langsam ging ihr ein Licht auf. Rob löste ihre Hände und trat noch näher an das Fenster. Schließlich öffnete er es und lehnte sich raus. „Robbie! Pass auf, sonst stürzt du hinein!" Schnell packte sie ihn am Schlawittchen und zog ihn zu sich. Erleichtert schaute sie ihn an und gab ihm einen zärtlichen und langersehnten Kuss, den er erwiderte. „Lass uns schauen, was nach dem Nichts kommt. Ich habe auf dich gewartet...", gab er leise zu. „Aber Drake, dein Sohn, ich kann ihn doch nicht alleine lassen..", widersprach July. Rob nahm ihre Hände und sah ihr in die Augen. „Vertrau mir, er wird bei Melly gut aufgehoben sein, sie wird eine zweite Mutter für ihn werden. " Sie riss die Augen auf. Melly, ihre beste Freundin, sollte ihm eine Mutter sein? „Kommen wir denn nicht zurück?" Er schüttelte den Kopf. „Wir reisen und werden unsere Familie und unsere Freunde irgendwann wiedertreffen. Bis dahin reisen wir." Er kletterte auf die Fensterbank und sah runter in die Tiefe. „Bleibst du, oder wirst du mich begleiten?" Für Juliet schien es der Moment zu sein, auf den sie hatte vier Jahre warten müssen. Auch wenn es ihr schwerfiel loszulassen, musste sie es tun. Sie stieg zu ihm hinauf und ergriff seine Hand. „Ich begleite dich." Er quittierte es mit einem Lächeln. „Bereit?" ; „Mit dir immer." Und sie sprangen.
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„Im gleichen Moment. Zur gleichen Sekunde." Weinend lag Melly in Andrews Armen. Sie waren gerade aus dem Krankenhaus gekommen. July und Robert, beide Herzen hatten aufgehört zu schlagen. Es war zum Einen erstaunlich, da es zu gleichen Zeit passierte, aber zum Anderen eine Tragödie für die Familie und ihre Freunde. Julys und Roberts gemeinsamer Sohn verstand nicht, dass seine Eltern gerade gestorben waren. Drake fragte nach seiner Mutter, doch seine Patentante konnte ihm nicht antworten. Dazu saß der Schmerz zu tief. Ihre langjährige Freundin war ohne Grund dem Leben entschwunden. Nur ihr Freund Andrew war bei ihr und tröstete sie in ihrer Trauer. Sie erinnerte sich an die letzten Worte von Juls: „Pass auf Drake gut auf, ich weiß, du kannst es." Danach verließ ihre beste Freundin die Wohnung, in der beide lebten. „Andy?" Ihre Stimme war leise, wie aus zerbrechlichem Eis. „Mein Schatz?" reagierte ihr Freund und strich ihr beruhigend über den Rücken. „July hat mich gebeten, auf Drake aufzupassen und genau das werde ich tun. Ich werde mich um ihn kümmern, wie eine Mama."
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hole to another universe
Romance[2016 beendet] Was ist, wenn die Liebe deines Lebens urplötzlich verschwindet? Gerade habt ihr das größte Glück der Welt bekommen und dann kommt der heftigste Schlag, der dein ganzes Leben verändern wird. Als July Adams und Robert Heavens sich endl...