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Nach etwa 30 Minuten ausreiten, kamen wir um eine Kurve und damit auf einen kurzen Kiesweg, der an unseren Koppeln zu unserem Hof führte.

Auf dem Hof erwartete uns eine unschöne Überraschung, vor allem für Jane!
Es war die allerliebste Oberzicke Emba, sie diskutierte wild gestikulierend mit Lip.
"Der Arme, er sieht nicht gerade glücklich aus!" stellte Jane trocken fest.
"Ja stimmt schon." stimmte ich ihr zu.

Na gut, um ehrlich zu sein war Emba wirklich nicht der netteste Mensch auf Erden, aber es ließ sich mit ihr aushalten. Naja, wenn keiner was sagte und man die Augen zumachte. Gott sei dank, dass sie nur so selten vorbei kam, weil sie den <Dreck> und den <Gestank> (den nur sie roch) einfach nicht aushielt, angeblich.
Meine Meinung war, dass sie alles hasste was es auf der Welt gab, außer Leute zu piesacken.

Wir ritten durch das große Tor, es führte uns Dieter auf den Hof, er war wie ein Hufeisen angeordnet. Links waren die Stallungen für die Einsteller, sie waren aber ziemlich lehr, von 16 Boxen in der ersten Reihe waren nur 6 belegt. Da hinter (im selben Gebäude)  gab es nochmal die gleiche Anzahl an Boxen, aber hier waren davon auch nur 7 belegt.
Rechts waren die Stallungen für die Schulpferde und die Rentner, es waren insgesamt 20 Boxen, es waren allerdings auch nur 11 Boxen belegt. Dahinter lag die Stallreihe in der unsere eigenen Pferde standen.
Gradeaus war das Haupthaus, dort waren die Büros und natürlich wohnten wir auch dort drin. Es war riesig und bildschön! Mit seinen vielen Fenstern und den hübschen verschnörkelten Balkons, sah es aus wie aus einer Geschichte entsprungen. Im linken und im rechten Gebäude gab es selbst verständlich auch Sattelkammern, rechts für Schulpferde und für uns (3Stück) und Links für die Privatnutzer (2Stück). Wir hatten als Kinder immer in der riesigen Heuhalle verstecken oder anderes gespielt. Das hatte immer so Spaß gemacht! Am liebsten sind Jane und ich auf die Heuhallen geklettert und haben Geheimdienst gespielt. Einmal bin ich von einem runtergefallen und Dad war fürchterlich sauer. Er hatte mit mir geschimpft und ich musste ihm versprechen das ich so etwas nicht nochmal mache (mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken). Heimlich hatten wir das natürlich immer noch gemacht.
In der Mitte des Hofes war eine große Rasenfläche, dort war ein hübscher kleiner Pavillon unter dem eine Sitzgruppe von Gartenmöbeln stand. Hier chillten wir immer gerne mit unseren anderen Freunden. Und im Sommer konnte man tolle Outdoorparty's feiern.
Wir hatten natürlich auch Indoor Putzplätze in den Stallungen und auch Outdoor Putzplätze vor den ganzen Stallungen. Um den Hof herum lagen die Koppeln und Paddocks, dazwischen waren der Reitplatz und die Reithalle.
Der Hof lag ländlich (oder eher im Wald), ungefähr 15 mit dem Auto entfernt von Darmstadt. Die Stadt war meine Heimat, ich gehe dort zu Schule, meine Freunde leben dort und hier ist das Grabmal meiner Mutter die bei meiner Geburt verstorben ist. Ich habe sie nie kennengelernt und vermisse sie trotzdem so sehr wie es sich keiner vorstellen kann. Mein Dad sagte ich würde aussehen wie sie und das machte es ihm nicht immer leicht mit mir umzugehen. Es war auch schwer für mich wenn ich in den Spiegel schaue und mich sehe, denke ich immer daran wie es wohl wäre meine Mum kennenzulernen. Es macht mich immer traurig, und obwohl ich sie nie gekannt habe gehe ich jeden Sonntag zu dem Grabmal und wechsle die Blumen darum. Meine Mum war eine sehr beliebte Frau und in der ganzen Gemeinde von unserem Dorf bekannt. Ich bin stolz wenn mir jemand sagt wie sehr ich ihr ähnle, innerlich so wie äußerlich.  Es ist komisch aber ich liebte sie, dabei kannte ich sie ja garnicht. Ich hatte nur ein Bild von ihr, auf dem sie lachend auf dem Pferd saß und in die Kamera strahlte. Ich musste zugeben, dass ich eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen konnte, dieselben kohlrabenschwarzen Haare, dieselben türkisfarbenen Augen und die gleiche Stupsnase. Aber sie präsentierte sich selbstbewusster und so.  Manchmal wenn ich traurig bin erzählt mir Lip schöne Geschichten über unsere Mutter und gab alles dafür dass es mir wieder besser ging, er war echt der fast beste Burder der Welt (währen da nicht unsere Streitereien).

Also wir ritten nach rechts um unsere Pferde draußen anzubinden und fertig zumachen. Wir sattelten ab, putzen die Pferde, kratzten die Hufe aus, räumten unser Zeug weg, deckten die Pferde mit Abschwitzdecken ein und fetteten die Hufe. Nachdem wir den beiden eine ordentliche Portion Karotten und Wasser gegeben hatten, waren wir fertig.
Wir wollten Blue und Prince gerade auf die Koppel bringen, als das fette Knallpinke Cabrio von Emba an uns vorbei und vom Hof fetzte, so das wir nur noch Staubwolken sehen konnten. Ich schnaubte verärgert "Immer muss sie so rasen!!!"
Die Pferde tänzelten nervös hin und her.
"Naja, also heute muss sie aber echt richtig sauer sein! Das waren ja mal locker 150kmh!!!!"
Jane versuchte verzweifelt ihren großen Prince zu beruhigen, aber es war zu spät. Mit einem kräftigem Ruck riss er sich vom Panikhakenstrick los und rannte Richtung Halle, die zwischen den Koppeln liegt.
"PRINCE!!!" Jane rannte los.

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