☑️ Kapitel 19♔

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~Du kannst nicht vergessen, du kannst nur lernen damit zu leben.~

Ich atme tief durch und lege das Tagebuch weg.
Ich habe es wirklich getan, denke ich mir voller Freude. Ich habe die ersten Worte in das Buch geschrieben, dass meiner Mutter so wichtig war. Mit neuer Energie gehe ich in mein Wohnzimmer, in der Erwartungen dort Jess und Jason zu erblicken.
Verwirrt folge ich den gedämmten Stimmen, als im Wohnzimmer niemand zu sehen ist.

Ich suche weiter und als ich in die Küche gehen will, höre ich die Stimmen der beiden laut und deutlich.
Ich bleibe ich abrupt stehen.
Und ich kann nicht anders, als zuzuhören.

"Ja ich weiß!", höre ich die frustrierte Stimme von Jess. Ich stelle mir vor, wie sie wütend die Arme in die Luft hebt, so wie sie es immer tut.

"So etwas solltest du nicht geheimhalten.
Doch ob du es ihr sagst oder nicht ist deine Entscheidung", antwortet Jason ebenfalls etwas lauter. Ich spüre, dass er aufgebracht ist und ich frage mich, um was es geht.
Mein Wolf regt sich ein wenig, als ich seine Stimme höre und mir sein Duft sanft entgegenschlägt.
Kurz ist es still.

"Danke, dass du mir diese Entscheidung überlässt, Jason. Weißt du, ich möchte einfach nur normal behandelt werden", sagt sie nun. Ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen. Normal behandelt werden?

Ich höre, wie Jason tief durchatmet.
"Ich weiß Jess, Menschen möchten normal in den Tod gehen. Doch man kann nicht alles im Leben haben, ohne andere mit in den Abgrund zu reißen. Ich weiß, es ist schwer, doch du solltest nicht jeden Tag daran denken, wann dein Leben enden könnte. Du solltest gut überlegen, was du machen willst. Der Tod kann eine Vollbremsung bedeuten. Lass dich nicht davon lähmen."
Jason seine Stimmt klingt so sanft, das es sich beinahe fremd in meinen Ohren anhört.

Gleichzeitig wird mir so einiges bewusst, während der Stille, die sich um uns alle legt.

Wer weiß, wie viel Zeit du noch hast..

Menschen möchten normal in den Tod gehen..

Der Wolf in mir regt sich unruhig, als ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann.

-*-*-*-*-*-*

Ich sitze in meinen Zimmer. Nachdem ich das Gespräch zwischen den beiden belauscht habe, bin ich so leise es ging dorthin gegangen. Seid ein paar Minuten sitze ich hier auf meinen Bett und habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Geschweige denn denken soll.
Dieses Gespräch hat mich eindeutig abgeschreckt.

Frustriert drängle ich alle Fragen in den Hintergrund, da ich sowieso keine Antwort darauf finden werde.

Ich stehe auf und gehe langsam zu meiner Bilderwand an den ein paar Erinnerungsstücke an meinen Eltern hängen. Bilder.

Behutsam streiche ich über das Bild von meiner Mutter. Ihre Augen gleichen meine fast identisch. Ihr Gesichtsausdruck ist sanft. Braunes lockiges Haar fällt sanft über ihre Schultern und ihre gesunde Haut strahlt förmlich. Nicht wie bei mir. Meine Haut ist blass und ich sehe nicht mal annährend so gesund und glücklich aus wie sie.. werde ich wahrscheinlich auch nie. Sie war so schön und stolz auf mich.
Wäre sie es jetzt auch noch?

"Bist du hier?" hauche ich, „du sagtest, du bist immer bei mir..", rede ich weiter mit mir selber und eine kleine Träne kommt aus meinen Augenwinkel, die ich jedoch schnell wegwische. Ich blende dabei alles in meiner Umgebung aus und höre deswegen die Schritte nicht, die sich von hinten an mich nähern.

"Kommst du endlich wieder ins Wohnzimmer?", schnaubt plötzlich eine Stimme. Unmerkbar zucke ich zusammen. Ich fasse ich mich jedoch schnell wieder und drehe mich um.

Jason leht am Türrahmen und betrachtet mich mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen. Seine Moosgrünen Augen gleiten an mir herunter und bleibt an meiner Hand hängen. Fragend sehe ich zu ihr herunter und merke erst jetzt, dass sie verkrampft zu einer Faust geballt ist.

Schnell lasse ich sie wieder locker und gehe an ihm vorbei, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich spüre, wie er mir nachgeht. Nervös von dieser Tatsache fangen an, meine Handflächen zu schwitzen.

Der Duft von Jason benebelt mich wieder einmal und mittlerweile ist es zur Tagesordnung geworden, diese Tatsache so gut es geht zu ignorieren. Während ich Richtung Wohnzimmer gehe, halte ich den den Atmen so lange es geht an, um diesen verlockenden Duft auszusperren.

Erleichtert innaliere ich wieder die frische Luft, als ich sicher auf dem Sofa hocke.
Jason bleibt wieder am Türrahmen stehen und Jess hat es sich mit vier Decken auf dem Sofa gemütlich gemacht. Sie hat den Fernseher angestellt und guckt nun. Jason macht es ihr gleich.

Doch ich schenke den Fernseher keine Aufmerksamkeit und studiere stattdessen Jess ihren Gesichtsausdruck.
Sie verheimlicht etwas und wie es scheint, ist es etwas, dass ich nicht wirklich wissen will.
Aber nun tue.

Entspannt nehme ich mir meinen Tee, der auf dem Tisch steht und trinke einen Schluck. Danach stelle ich die Tasse mit einen klacken wieder auf dem Tisch.
Draußen höre ich das Rascheln der Bäume, die mein Haus umgeben, sowie immer wieder Klopfgeräusche vom Regen, der auf das Fenster aufprasselt.
Ich würde jetzt so gerne in den Wald gehen.. die Atmosphäre hier ist gerade so schön angenehm.
Für mich zumindest, den Jess zittert wie Espenlaub. Trotz der vielen Decken. Ich blicke meinen Kachelofen an, den ich noch nie benutzt habe, weil mir Kälte nichts ausmacht.

Meine Gedanken werden unterbrochen, als Jess mich fragend ansieht und auf meine Teetasse zeigt. Anscheinend will sie trinken. Da ich nichts dagegen habe, nicke ich worauf sie die Tasse nimmt und sie an ihre Lippen ansetzt.
Kurz darauf verzieht sie ihr Gesicht angeekelt.

"Der ist ja schon kalt! Wie kannst du sowas nur trinken?", fragt Jess ungläubig an mich gewant.

Ich lache in mich hinein worauf Jason seine Augen schnell in meine Richtung führt.

"Ich trinke nur kalten Tee", antworte ich schulterzuckend.

Nach einen kurzen Moment der Stille antwortet eine dunkle Stimme, die mir Gänsehaut beschert, ohne das ich es will:
"Du bist ganz schön eigenartig, Skychen."
Jason.

Jess dreht verwundert den Kopf in seine Richtung.
Verärgert sehe ich ihn an, worauf er nur breit Lächelt. Seine grünen Augen bohren sich in meine.
Die Spannung zwischen uns scheint sich immer weiter auszubreiten und ich blende alles um mich herum aus, um diesen Stillen Kamp zwischen uns zu gewinnen.
Jess räuspert sich nach kurzer Zeit.

"Äh.. ich will euch ja nicht stören aber in den Nachrichten wurde gerade berichtet, dass bis Morgen früh niemand mehr die Häuser verlassen sollte, wegen den Sturm.."
Ich blicke sie geschockt an und frage mich, wieso das Schicksal wieder einmal nicht auf meine Seite steht.

Hoffe euch hatt das Kapi gefallen.

M.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt