~Lieber eiskalt, statt verletzbar, denn wie man sieht, ist jeder ersetzbar.~"Du.. du hast gewiss ein Problem mit Krankenhäusern, Skychen", ertönt Jason's dunkle Stimme nun fast schon amüsiert.
Ich glaube es nicht.
Ich hätte ihn viel früher bemerken können und sollen.
Wie angewurzelt stehe ich da und gucke bisweilen geschockt in die Ferne.
Er redet weiter, ohne noch länger auf meine Antwort zu warten, die wahrscheinlich eh nicht mehr gekommen wäre."Du hast einen erstaunlich starken Kinnhacken drauf. Du hast den Arzt dieser Station höchstpersönlich eine gegeben. An deiner Stelle würde ich mich echt bei ihm entschuldigen."
Seine Stimme wird bei jedem Wort erheiterter.
Doch das Glitzern, dass nun in seine Augen eintritt, als er mein Gesicht betrachtet, übersehe ich gefließlich.Stattdessen denke ich ungläubig daran zurück und schäme mich in Grund und Boden dafür. Der arme Mann..
Es vergehen einige Sekunden in denen ich wie versteinert bin. Was habe ich nur getan?
Ich blinzle und zwinge mich, wieder in die Wirklichkeit zu gelangen, obwohl meine Gedanken kreuz und quer in alle Richtungen schießen.Von Jess ertönen ein paar undeutliche Geräusche, doch Jason hat mich mit seinen grünen Augen in seinen Bann gezogen, sodass ich nur am Rande etwas davon mitbekomme.
Sein himmelsgleicher Geruch umspielt samt meine Sinne und droht mir alles zu nehmen, was ich besitze.Einschließlich meinem Herzen.
"Das- das war keine Absicht", höre ich mich selber flüstern. Dabei schaue ich wie gebannt in seine Augen.
Plötzlich habe ich das Bedürfnis, mich für alles zu rechtfertigen. Doch ich weiß nicht wie.
Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen Lächeln, so, als würde er genau wissen, was ich denke.
Versucht kalt blicke ich ihm entgegen, obwohl meine Augen nur an seine geschwungenen Lippen hängen wollen."Was hattest du vorher gemeint?", wechselt er nach einer kurzen Stille das Thema und zeigt mit einer Kopfbewegung in die Richtung, der noch immer schlafenden, Jess.
Ich ziehe, bemüht leise, die Luft ein und schaue zu Boden.
Bitte öffne dich! Bitte! Verschlinge mich!
Die kleine Hoffnung, dass er es vielleicht doch überhört hatte, verschwindet.Ohne, das ich es auch nur merke, kommt er näher in meine Richtung, wodurch sich sein Duft verstärkt.
"Sag schon", erklingt eine tiefe Stimme, als ich nicht antworte.
Ich müsste einen Schritt nach vorne wagen und unsere Schuhspitzen würden sich berühren.
Meine Knie werden weich und meine Fingerkuppen beginnen zu kribbeln, als der Wunsch ihn zu berühren übermächtig wird.
Dabei ist es nicht sehr hilfreich, dass seine Augen in meinem Gesicht kleben.
Mit allem was ich habe reiße ich mich am Riemen."Finde es doch selbst heraus."
Meine Stimmlage ist wie gewollt; fest und frech.
Was überraschend ist, denn ein dicker Klos bildet sich in meiner Kehle und meine nächsten Worte werden mir sicherlich im Halse stecken bleiben.Er lacht ein wenig und stützt seine rechte Handfläche neben meinen Kopf ab, während er in meine Augen schaut.
Erst jetzt spüre ich die Wand in meinem Rücken.
Sofort merke ich, was sein Ziel ist; er will mich verunsichern.
Während ich von außen hin meine starke Fassade aufrecht erhalte, dreht der Wolf in mir komplett durch.
Zu meinem Entsetzen jedoch geht es mir persönlich nicht anders.Bevor ich vor Scham und gleichermaßen vor Wut feuerrot im Gesicht werden kann, stoße mich schließlich seitlich von der Wand ab.
Dabei berührt mein Arm kurz seinen und aus Trotz stoße ich ihn etwas zur Seite.
Gänsehaut schießen wie Blitze durch meinen Körper und mein Verlangen nach ihm wird so immens groß, dass ich einen Moment brauche, bevor ich mich wieder gesammelt habe.Ich muss schleunigst hier weg. Weit weg von ihm und diesem Krankenhaus.
"Wo gedenkst du bitte hinzugehen?", erklingt Jason's Stimme, als ich meine Hand schon auf den Türknopf gelegt habe.
Die Art wie er das sagt und seine Stimme bringt mich zum abrupten stehen bleiben.
Er klingt komisch. Anders als vorher. Seine Stimme ist belegt und..Plötzlich spüre ich seine Nähe hinter mir und seine Hände legen sich zu beiden Seiten auf meine Taille.
Geschockt bleibe ich stehen und lasse zu, das diese sich langsam um meinen Bauch schlingen.
Was passiert hier bitte?Völlig verstört von dieser zärtlichen Berührung lasse ich es passieren.
Die Stellen, die er berührt brennen; ein wohliges brennen.
Es beruhigt mich, obwohl meine Nerven bis eben noch strapaziert waren.
Wabernd legt sich sein Duft um meine Sinne und vernebelt sie.Ich gebe mich ihm hin und lasse mich leicht zurückfallen, sodass mein Rücken an seine Brust gelehnt ist.
Dennoch sagt eine Stimme in meinem Hinterkopf, das etwas nicht stimmt.Schweren Herzens winde ich mich schließlich aus seinen Griff und drehe mich so gut es geht um.
Als ich ihn nah gegenüberstehe versuche ich ruhig zu Atmen.
Grüne Augen finden sofort meine.
Seine Pupillen sind vergrößert und sehen beinahe nicht mehr menschlich aus. Vollkommen weggetreten betrachtet er mein Gesicht.
Unsere Nasenspitzen berühren sich fast.Geschockt warte ich auf das, was nun passieren mag. Etwas in mir will es nämlich. Alles, was er mir geben kann und will.
Ich spüre seinen sanften Atem in meinem Gesicht."Du machst mich so unfassbar verrückt", flüstert er und drückt mich plötzlich noch näher an sich heran.
Meine Augen werden Tellergroß und mein Herz beginnt wie wild zu pochen.Er gräbt seinen Kopf an meinem Hals und so absurd, wie diese Situation auch klingt; er inhaliert meinen Geruch.
Ich versuche einen Schritt zurückzutreten. Er hält mich jedoch fest.Seine Nähe hinterlässt ein warmes Gefühl an meiner Haut. Diese Situation ist so absurd, dass ich eine Zeit lang denke, dass das hier alles nur ein Traum ist.
Das Schnurren meines Wolfes beginnt in meinen Gedanken zu dröhnen und ich kann nicht anders, als wohlig seinen himmlischen Geruch ebenfalls tief einzuatmen.
Ich beginne alles um mich herum auszublenden, während ich meine Arme um meinen kräftigen Oberkörper schlinge.Das hier ist surreal. So unmöglich perfekt.
Und etwas in mir will nie wieder die Augen öffnen und der Wirklichkeit gegenüberstehen.M.
DU LIEST GERADE
Wolfsmond - Wolf der Legende
Loup-garouBrooklin- ein verfluchtes kleines Städtchen, so wie es manche nennen. Damit haben sie aber nicht ganz unrecht. Legenden, Geschichten und vor allem Gefahren befinden sich in dieser Stadt und setzen die Bewohner in Angst und Schrecken. Jeder weiß, da...