Kapitel 3

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Ich öffne meine Augen. Ich fühle mich, als ob Stahlblöcke auf mir liegen und mich zerdrücken.

Ich liege in meinem Zimmer, Coal steht auf dem Balkon und raucht.

Ich frag mich wieso, denn er hat mir versprochen aufzuhören, zumindest, wenn ich nicht in seiner Nähe bin.

Aber nun lieg ich unmittelbar 3 Meter von ihm entfernt und er pustet den Qualm aus seinem Mund.

Plötzlich fällts mir wie Schatten von den Augen, Dad ist tot. Ermordet. Erschossen. Tot.

Tränen bahnen sich einen weg über mein Gesicht. Ich setze mich nun auf und blicke immer noch Coal an.

Dieser hat mich nun bemerkt und will auf mich zugehen, doch ich renne an ihm vorbei, auf den Balkon und stoße mich ab.

Mit einer Hand halte ich mich am Balkon fest und drehe mich unter ihm hinweg, sodass ich auf der Terrasse lande.

Elegant rolle ich mich ab. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, gleich zerquetscht zu werden, hätte ich mich das nie im Leben getraut.

Doch ich renne sofort weiter durch unseren Garten. Am Ende des Gartens reiße ich das kleine Tor in der Mauer auf, die unseren Garten vom Strand trennt und werfe es hinter mir wieder ins Schloss.

Sofort spüre ich den warmen Sand unter meinen Füßen. Ich werde erst langsamer, als ich im Wasser angekommen bin.

Mit meinem Fuß trete ich volle Kanne ins Wasser und ich werde nass. Dann lasse ich mich sinken.

Meine Jogginghose ist sofort nass und der Bund meines Shirts auch. Erst als es kalt wird stehe ich auf und gehe durch das knietiefe Wasser zu den Steinklippen.

Dort klettere ich auf den höchsten Punkt und lasse meine Gedanken schweifen.

Wie soll ich ohne meinen Vater Leben? Wie geht es weiter? Darf ich bei meinen Brüdern bleiben, oder muss ich zu meiner Mutter? Was passiert mit meinem Leben?

Es sind zu viele Fragen. Ich schluchze, in der Hoffnung, ein wenig mehr Platz für schöne Gedanken zu bekommen aber es passiert nichts.

,,Hey! Alles okay?"

Höre ich plötzlich direkt hinter mir.

Ich fahre herum und blicke in das Gesicht unseres Nachbarn.

,,Ja! Mir geht's bestens. Was machst du hier? Das ist mein Platz, verschwinde!"

Gifte ich ihn an.

,,Sorry, ich hab nur gesehen wie du zum Strand gelaufen bist, und dann dort geweint hast..."

Sagte er fast schon etwas traurig.

,,Ja man, mir geht's super. Schon mal überlegt dassen das auch Freudentränen sein können?!"

Schreie ich nun.

,,Ich wollte nur fragen."

Sagte er ruhig.

,,Ja, hast du ja jetzt. Und jetzt verzieh dich!"

Sage ich laut. Da er sich kein Stück bewegt, springe und ich von den Steinen und gehe einfach weg.

Der Typ ist echt bescheuert.

,,Ach übrigens, ich heiße Blake!"

Höre ich ihn noch.

,,Schön für dich"

rufe ich nur. Alle sollen mich bloß in Ruhe lassen.

Am liebsten würde ich einfach hier bleiben, dann kann keiner mit mir reden und ich glaube ich setze meinen Wunsch in die Wirklichkeit um.

Also laufe ich schnell zu unserem Garten und springe über die Mauer.

Dann laufe ich los, springe auf der Terrasse ab und greife nach meinem Balkon. Dort ziehe ich mich hoch.

Ich schnappe mir eine Decke und eine halbvolle Flasche Wasser, dann springe ich wieder über den Balkon und lande direkt neben Jasper.

,,Wohin des Weges?"

Fragt er.

,,Wie schaffst du's nur, noch Witze zu machen?!"

Frage ich kalt.

Ohne Antwort gehe ich durch den mit Bäumen bedeckten Garten zum Strand. Dort lasse ich mich nieder und es dauert auch nicht lange bis ich eingeschlafen bin...


Irgendwas zwischen Liebe und TrauerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt