Kapitel 5

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Ich hatte gerade die Tür hinter mir geschlossen, als jemand eindringlich klingelte. Flurina sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Deine neue Freundin?"

„Ach, lass mich doch in Ruhe", murrte ich und schob sie die Treppe hoch. Sie grinste mich frech an und zwinkerte mir zu. Ich verdrehte die Augen. Es klingelte wieder.

„Ich komme ja schon!", rief ich und öffnete die Tür. Vielleicht hatte ich auch ein wenig gehofft, dass es Jacky ist, die klingelte. Es war nicht Jacky.

„Alter Schwede, da fällt einem ja der Finger ab, bevor du deinen Arsch bewegst und einem die Tür öffnest!", beklagte sich Michael gleich lautstark und schüttelte mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand aus. Ich verpasste ihm einen freundschaftlichen Klaps und liess ihn herein.

„Mach kein Drama, ich musste noch meine Schwester loswerden."

Michael grinste mich an. „Hast du jemand anderen erwartet?"

Ich verdrehte die Augen. „Willst du etwas trinken?"

Er lachte. „Wenn du schon fragst - Das übliche."

Ich öffnete den Kühlschrank und warf ihm eine Dose Bier zu. Er fing sie geschickt auf und liess sich dann im Wohnzimmer auf die Couch fallen. „So, und jetzt schiess los."

Es war erstaunlich, er hat mich während meiner ganzen Schilderung nicht ein Mal unterbrochen. Als ich geendet hatte, sah er mich breit grinsend an.

„Chris ist wieder vergeben! Das hat ein High-five verdient."

Ich lachte und schlug ein.

„Und jetzt habe ich sogar ihre Handynummer", fügte ich stolz hinzu.

„Boah, ein richtiger Fortschritt!", spottete Michael. Ich verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.

„Sie hat mich geküsst, schon vergessen?"

„Auf die Wange, das zählt nicht."

„Komm schon, Mann!"

Aber Michael blieb hart. „Nein, das gilt nicht."

Ich liess mich stöhnend hintenüber aufs Sofa fallen. „Wann gilt es denn deiner Meinung nach?"

Er setzte sein Professorgesicht auf und streckte den Zeigefinger in die Höhe. „Es ist erst ein richtiger Kuss, wenn er ersten, länger als fünf Sekunden dauert, und zweitens, Mundkontakt besteht. Vorher wird er nicht als wahrer Kuss anerkannt und..."

„Jaja, blabla, ich hab's kapiert", unterbrach ich ihn genervt. Michael grinste siegessicher. Ich haute ihm ein Kissen um den Kopf.

„Ich werd sie schon noch küssen, keine Panik!"

„Das bezweifle ich", entgegnete Michael spöttisch. Ein zweites Kissen traf ihn direkt ins Gesicht. Ich lachte auf.

„Na warte!", knurrte er und stürzte sich auf mich.

Nachdem Michael nach Hause gegangen war, sass ich mit angezogenen Beinen vor meinem Fenster und starrte hinaus in die dunkle Nacht. Es kam mir alles so unwirklich vor. Ich hatte Angst, dass ich mir die ganze Sache zuletzt nur eingebildet hatte und langsam anfing zu spinnen.

Ich griff nach meinem Handy, als eine Nachricht reinkam.

Jacky: Was machst du?

Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich erkannte, von wem die Nachricht war. Jacky.

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