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Ein langes Schwarzes Kleid lag auf meinem Bett. Es hatte einen silbernen Gürtel und Kurze Träger. Ich wusste sofort dass Neena es genäht haben musste. Als ich das Kleid hoch hob sah ich einen Zettel darunter: <Ich hoffe Ihnen gefällt was ich für sie gemacht habe, das tut mir alles so Leid. Ich komme erst morgen wieder, damit sie sich etwas beruhigen können. ~Neena>. Ja es gefiel mir tatsächlich, ich hatte zwar oft so schöne Kleider, aber dieses war auf eine bestimmte Art und Weise schön. Ja, es war ein wunderschönes Kleid, es würde wahrscheinlich zu meinen Lieblingen zählen, wenn ich mir nicht die Tränen verkneifen müsste, wenn ich es ansah. Gott, ich konnte das nicht. Ich konnte nicht zu der Beerdigung gehen, eine Trauerrede vortragen, oder eine Rose in das Grab meiner Mutter legen. Ich kann mich aber auch nicht in meinem Zimmer zurückziehen und warten bis alles vorbei ist. Ich brauche jemanden zum reden. Irgendwen.

<<Mrs Leger, wie geht es Ihnen?>> Ich hatte einfach mit der ersten Person gesprochen, die an mir vorbeigehen wollte. <<Die Frage ist doch wohl eher, wie geht es Ihnen Eadlyn? Oh, und bitte nenn mich Lucy.>>, antwortete die liebevolle Blondine. <<Sie war ein so guter Mensch. Sie war einfach perfekt.>>, ich versuchte der Frage auszuweichen. Zu meiner Überraschung fing Lucy an zu lächeln und belustigt den Kopf zu schütteln. <<Ja, so hast du sie immer erlebt. Als sie so alt war wie du jetzt beziehungsweise ein Jahr jünger, sah das alles noch komplett anders aus. Du weißt schon, beim Casting.>>, sie hielt mir ihren Arm hin. Offensichtlich schwebten ihr gerade Szenen aus Mums Jugend im Kopf. <<Komm, wir gehen in den Damensalon und ich erzähle dir mehr. Ein bisschen Ablenkung schadet dir bestimmt nicht.>> Ja, da hatte sie absolut Recht. Nur ein erleichtertes <<Danke>> kam mir über die Lippen.

<<Weißt du das deine Mutter nicht zum Casting kam weil sie scharf auf den Prinzen -Deinen Vater- oder die Krone war, sondern weil sie das Geld für ihre Familie brauchte, den wie du ja weißt stammt sie aus einer Fünferfamilie.>>,begann Lucy als wir und später im Damensalon trafen. <<Wirklich? Mum?>>,ich war sichtlich überrascht. <<Naja, jetzt da ich dir die Wahrheit. Ich weiß wie es dir geht Eadlyn. Ich weiß es ganz genau, denn mir geht es genauso. Nur ich wirke nicht so traurig wie Andere da ich an den Erinnerungen an sie festhalte. Ich kannte deine Mutter, zu Zeiten ihres Castings so gut wie kein Anderer. Ich war ihre Zofe.>> <<Eine Zofe? Sie? >>,kaum sprudelte es aus meinem Mund, bereute ich es bereits gesagt zu haben. Denn es klang ganz nach der Eadlyn Schreave die ich noch vor einem Jahr war: hochnäsig, herabschauend, arrogant. Lucys Blick sank nach unten und sie lächelte traurig. <<Oh, das war wirklich nicht so gemeint. Das tut mir leid. Ehrlich.>>, entschuldigte ich mich rasch. <<Ach, das ist doch nicht der Rede wert. Du konntest es ja nicht wissen. Ich war eine Sechs, mein Vater arbeitete auch hart im Dienste der Königsfamilie und ich durfte, obwohl ich noch sehr jung war, schon als Zofe einer Kandidatin arbeiten. Mit zwei weiteren Zofen natürlich. Aber ich war trotzdem stolz auf mich. Deine Mutter war eine Fünf und war den Luxus nicht gewöhnt und behandelte uns wie Freundinnen. Für uns war sie von Beginn an die Gewinnerin. Sie war anders als die Anderen Teilnehmer. Sie wollte weder Macht noch das Herz des Prinzen. Sie wollte ihre Mutter nicht enttäuschen. Als alles vorbei war haben ich und deine Mum sehr lange geredet und sie hat mir Geheimnisse und Hintergründe ihrer Geschichte beim Casting erzählt und einige Fragen in mir gelüftet. Ich weiß gar nicht was du hören willst. Wie sie sich in deinen Vater verliebte, also richtig machte oder das, was sie alles falsch machte.>>, bei dem letzten Satz musste sie lachen. <<Na was sie falsch machte natürlich>>, antwortete ich. <<Also gut. America, deine Mum mochte Regeln nicht sonderlich. Sie verlies verbotener Weise schon in der ersten Nacht, vor der Bekanntmachung mit dem Prinzen, das Schloss, um frische Luft zu schnappen, und ihr der Balkon zu klein war. Die Wachen hielten sie natürlich auf aber , wie der Zufall es wollte "erwischte" dein Vater sie und ging mit ihr zusammen in den Hof...

<<Und sie hat ihn wirklich getreten? Den Prinzen. Nachts auf dem Hof? Meine Mutter?>>, ich musste so lachen. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Lucy lachte auch. Sie erzählte mir noch weitere Geschichten. Zum Beispiel das Maxon, mein Dad für sie am Anfang nur ein guter Freund war und das sie sogar eine Affäre hatte. Mit Mr. Leger! Ich war fasziniert wie locker Lucy das Alles nahm. Aspen, ihr jetziger Mann und meine Mutter kamen aus der selben Umgebung. Er war eine Sechs und sie waren heimlich zusammen und trafen sich Abends immer in dem Baumhaus, das in Mums Garten stand. Als Aspen zu ihr sagte sie solle am Casting teilnehmen, ging er in den Dienst des Militärs und wurde zur Zwei. Er bekam zufälliger Weise eine Stelle im Schloss und traf sich weiterhin geheim mit meiner Mutter. Lucy erzählte mir die Sache mit der Wette um die Hosen, die Mum gewann und Samstags tatsächlich Hosen tragen durfte. Das schickte sich damals überhaupt nicht beim Casting.

Lucy und ich saßen noch Stunden da und sie erzählte mir tausend Geschichten über Das letzte Casting. Ich vergaß die Welt um uns herum bis ein Diener in den Saal gestürmt kam und mir mitteilte, dass mein Zwilling Ahren in Kürze landen würde. Und mit einem Schlag kam Alles zurück. Ahren. Mum. Alles was ich bei dem Gespräch mit Lucy verdrängt hatte. Ich fing wieder an zu weinen. Das kann doch unmöglich mein Ernst sein! Ich schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen. Arme legten sich über mich. Lucy streichelte mir über den Rücken und fing auch an zu schluchzen. Sie tat mir so Leid. Meine Mutter gab ihr Hoffnung. Denn ich wusste irgendwann hätten sie Mum das Kind für Lucy austragen lassen. Sie hätte sich etwas einfallen lassen! Da bin ich mir sicher. Aber mit Amarica starb auch die Hoffnung. Es klopfte an der Tür. Meine Augen öffneten sich wieder und ich sah wie der Diener zum Eingang schritt. Er zog die Tür langsam an. Mein Vater. Er sah immer noch total zerstreut aus. <<Kommst du mit zum Flughafen Eady? Du musst nicht wenn du nicht möchtest. Ich dachte nur da du ihn angerufen hattest... Kaden und Osten sitzen schon im Auto. Also kommst du..?>> , stotterte Dad. Er war noch so durch den Wind, das er nicht mal mehr richtig sprechen konnte. <<Schon gut Dad. Ich komme mit. Hab ich noch fünf Minuten?>> <<Ja natürlich. Lass dir nur Zeit. Ahrens Flugzeug landet sowie so erst... erst in einer dreiviertel Stunde. Komm.. Komm dann einfach nach Draußen. Ich sage jemandem Bescheid, das er dich abholen soll. Okay?>> <<Danke Daddy.>> Der König, in voller Uniform, verlies den Raum. Ich verabschiedete mich herzlich bei Lucy und dankte ihr für die Ablenkung.





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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 21, 2016 ⏰

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