Presentiment

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Honig. Ich war mich sicher, dass es Honig war. Der süßliche Geruch schmiegte sich an mich und die goldenen Wogen vermengten sich mit den schwarzen Massen der Finsternis.

"Seer, wach auf.", eine liebliche Stimme holte mich aus der Dunkelheit. Flackernd öffneten sich meine Augen und ich hievte mich in die Senkrechte. "Hm?"
"Hier, trink das." , sie hielt mir eine Art Becher entgegen, der mit einer köstlich riechenden Flüssigkeit gefüllt war, die aber goldene Schlieren durchzog. Zweifelnd sah ich sie an, doch sie nickte mir nur aufmunternd zu, als ich ihr das Honiggebräu abnahm und es an die Lippen führte. Eine prickelnde Wärme breitete sich in meinem Körper aus, als es meine Kehle hinunter lief. Der Geschmack war unglaublich. Süß, aber nicht zu schwer.

Ich linste zu ihr rüber und sah, wie sie mich verstohlen musterte. Schnell sah sie wieder weg und widmete sich ihren langen Haaren. Einzelne Strähnen waren geflochten und mit winzigen Perlen beschmückt. Scheinbar beiläufig strich sie sich eine Strähne zurück, die ihr ihm Gesicht hing. Hinter ihr.... Ohr.

Ich verschluckte mich und rutsche panisch zurück. Erst jetzt sah ich mich um und bemerkte, dass wir uns auf einer kleinen Lichtung befanden, die von hohen Fichten umkreist wurde.
"Wo hast du mich hingebracht?!", ich war mir nicht sicher, ob ich Angst haben sollte, oder ob ich entsetzt und wütend war.
"Was willst du von mir?"
"Beruhig dich, seer. Es ist alles gut, du bist hier in Sicherheit. ", beschwichtigend sah sie mich an, abwartend, ob ich weglaufen würde. "Du brauchst keine Angst haben. "

Auf einmal kam mir diese Situation unglaublich irrwitzig vor. Ich saß hier und hatte Angst vor einem zierlichen Mädchen, dass es irgendwie geschafft hatte, mich hierher zu schleppen und warum auch immer spitze Ohren hatte. Emmet und Dan würden mich auslachen.
"Ich habe keine Angst. "
Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Nein, natürlich nicht. " sie wannte sich ab und stand auf, wobei sich ihre Jacke verschob und ein schafer Dolch hervor blitzte. Ein erschrockenes Keuchen entfuhr mir, worauf sie sich belustigt wieder zu mir undrehte und kicherte. "Warum trägst du so ein Messer?", doch sie ignorierte meine Frage.
"Komm, seer. Der Weg ist noch lang."
"Welcher Weg? Wo willst du mit mir hin?", aber sie lächelte nur leicht, was mich weiter zweifeln ließ.
"Du musst mir vertrauen", sagte sie verschwörerisch, sah mich aber ernst an. "Du hast mich bewusstlos geschlagen.", entgegnete ich nur.

Schließlich lief ich doch neben ihr her, da ich keinen Ausweg aus diesem Wald wusste und ich früher oder später verhungert wäre. Nie hatte ich etwas für die Natur übrig gehabt. Sie war schmutzig und anstrengend. Doch nie sah ich so ein Licht. Es strahlte durch das Blätterdach der Bäume und einzelne Lichtkegel tanzten mit dem Wind. Sváya schritt anmutig und leichtfüßig durch das Gehölz und verursachte nicht das kleinste Geräusch, während ich mich wie ein Elefant fühlte, der dumpf umher trampelt.

"Ist es wahr?", fragte ich sie schließlich. "Was?", "Was ich gesehen habe. Was du bist. Diese Elves, sagtest du." Ich ging etwas schneller, um neben ihr zu gehen.
"Ja. Was du gesehen hast, ist Wirklichkeit."
"Sind alle diese Kreaturen Elves? So wie du?", ungern erinnerte ich mich an die gespenstischen Gestalten. "Ja.", sagte sie knapp. "Auch das Monster, was mich im Althafen angegriffen hatte? ", "Es sind keine Monster. Aber ja, Vji ist eine Elve. Eine More.", verwirrt sah ich sie an. "Und was ist das?","Ich glaube, du würdest es als Jäger bezeichnen.", antwortete sie zögerlich.

"Was jagen sie?", fragte ich mit einer bösen Vorahnung.
Sváya sah mich kurz an und verzog kaum merklich die Mundwinkel, ehe sie sich wieder abwannte. "Nicht stehen bleiben, seer."


MarryaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt