Morją

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Die Röte schoss mir ins gesicht und ich hoffte, dass die einbrechende Dämmerung es versteckte. Auch Sváyas Wangen röteten sich leicht und sie sah beschämt zur Seite.
Wie schwiegen. Es tot zu schweigen schien mir die beste Lösung. Ich hörte mein Herz schlagen, wie es sich langsam wieder beruhigte und wieder in den gewohnten gleichmäßigen Rhythmus verfiel.

Ich spürte ein zaghaftes Tippen an meiner Schulter und Sváya hielt mir das Tosjý fragend hin. Dankbar nahm ich es und trank noch einen großen Schluck, worauf sie wieder schmunzeln musste.

"Tring nich su viel, seer...", säuselte sie fast lallend, als wir die Flasche fast ausgetrunken hatten und ich brach in schallendes Gelächter aus.

"Lach nich so...", sie zog einen Schmollmund und ich konnte nicht anders, als ihre vollen Lippen zu betrachten. Verlegen, knetete sie ihre Hände.

"Macht ihr das alle?"

"Was?"

"Jagen. So wie Vji."

"Nein, Vji ist eine More. Nur sie jagen und nur sie mischen sich unter die Menschen. "

Warum wohl...., dachte ich finster bei dem Gedanken, wie diese Kreaturen den Menschen auflauerten.

"Sind die meisten dann eher wie Vji, oder wie du?"

"Wie ich?"

Sofort bereute ich es, das gefragt zu haben und auch Sváya bemerkte es und wich schnell aus.

"Es ist unterschiedlich, seer. Aber.... ich glaube wohl eher, wie Vji. Sie sind schneller, stärker und viel ausdauernder als wir."

"Und trotzdem gehorchen sie euch."

"Ja.", kam die knappe Antwort.

"Was machst du? "

Sie biss sich auf die Lippen und sprach zögerlich. "Ich bin Morją, die Botin, der More und der Ma-" unterbrach sie sich und schien mit sich zu ringen. "Ich....ich bringe -"

"Du bringst mich zu ihnen.", unterbrach ich sie flüsternd.

Sie würde mich zu diesen Moren bringen, die wieder mit mir spielen würden, wie es Vji getan hatte. Sváya war nur der hübsche Lockvogel, der mir Märchen erzählte, der mich immer mehr in den Wahn der Sicherheit einwickelte, bis ich endgültig blind war.

"Seer, ich...."

"Nein! Bring mich wieder zurück in die Stadt!"

'' Das kann ich nicht, seer.", sagte sie verzweifelt.

"Ihr wollt mich umbringen, wie die anderen Menschen, die ihr zu euch gelockt habt! Du siehst mich doch auch nur als wehrloses Wild, dass nur darauf wartet, gerissen zu werden, hab ich Recht?!", schrie ich sie an.

Sváya wich ein Stück zurück.

"Nein, seer. Hör mir doch zu, ich-"

"Nein! Sobald wir euren wunderschönen Palast aus Blütenblättern erreichen, werdet ihr mich umbringen oder sonst was mit mir machen!"

Langsam machte sie einen Schritt auf mich zu, hob beschwichtigend die Hände und sah mich ruhig an.

"Seer, du versthst nicht, da-"

"Was?!", keifte ich. Das Blut rauschte mir wieder in den Ohren, mein Puls raste. Ich konnte nicht mehr, war ausgelaugt. Sie schien mir meine Erschöpfung anzusehen und kam wieder näher. Ich linste auf den Hals ihres Dochls, der aus ihrer Weste lugte. Sie stand vor mir.

"Seer, es ist alles gut.", sagte sie langsam und streckte eine Hand nach meiner Schulter aus. Doch griff schnell nach dem Dolch, schnellte ein paar Schritte zurück und streckte den Arm aus, sodass die Spitze des Messers an ihrem Hals lag.

"Bleib weg von mir.", zischte ich.







MarryaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt