~Kapitel 11~

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"Wie ich schon gesagt habe, sind wir Partisanen. Du wirst wohl wissen, wer das ist. Wir leben alle hier in diesem Wald. Jeder von uns wollte an die Front, kämpfen, doch es ist nicht gegangen.

Zum Beispiel Sascha: Er fuhr mit einem Zug aus Moskau an die Front. Doch als der Zug gerade über eine Brücke fuhr, flogen ein paar gegnerische Flugzeuge über ihnen und zerbombten den Zug. Die meisten Leute stürzten in die Tiefe. Sascha hatte Glück, dass er ganz hinten saß. So konnte er und noch zwei Freunde herausspringen und sich damit retten. Sie kamen dann in den nahegelegenen Wald, also diesen hier. Die drei gründeten hier diese Partisanengruppe und später stießen auch andere Leute dazu, denen es ähnlich ergangen war.

Ich kam erst später hinzu.

Damals lebte ich in einem Dorf, dass zur dieser Zeit schon ziemlich nah an der Front war. Die meisten Männer waren schon weg, und auch ich machte mich bereit zur Abfahrt. Doch dann geschah es. Die Leute hörten knattern der Motorräder, mit denen die Feinde oft fuhren, nicht weit entferntes schießen und schon bald waren Nazis in das Dorf eingebrochen.

Ich war gerade am Waldrand, als ich es sah. Diese Unmenschen brachen in die Häuser der friedlichen Menschen und führten sie hinaus. Bald war das ganze Dorf versammelt. Ich wollte etwas machen, doch wusste, dass es nichts helfen würde. Sie erschossen alle. Alle. Sogar die kleinen Kinder! Sie haben keine Seele. So etwas kann man nicht Mensch nennen!"

Schwer atmend schnaufte Alex. Man sah ihm die Wut und Verzweiflung ziemlich an.

"Meine Familie war auch dabei. Meine Schwester, mein kleiner Bruder und unsere Eltern, alle! Ich werde sie nie wieder sehen...

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Schließlich beschloss ich, in den Wald zu gehen und von dort an versuchen, an die Front zu kommen. Dann hörte ich Schüsse hinter mir. Die Nazis hatten mich bemerkt und versuchten mich zu verfolgen. Ich hatte wirklich passend zwei Handgranaten dabei. Mit einem gezielten Wurf landeten sie direkt vor denen und ich konnte wegrennen.

Ich rannte durch den Wald, der immer dichter wurde, die Verfolger weiter und weiter hinter mir lassend. Die Feinde hatten langsam von mir abgelassen und kehrten um. Bald kam ich zu diesem Lager und wurde hier aufgenommen. Seitdem lebe und kämpfe ich hier.

Wir machen regelmäßig Ausfälle und sprengen feindliche Züge oder Waffenlager, schicken Leute aus die spionieren und manchmal auch Nazi-Offiziere mitbringen, die dann alles ausplaudern.

Ich meine, keiner von uns würde jemals, auch unter den schlimmsten Qualen, etwas ausplaudern. Denen aber braucht man nur eine Pistole zu zeigen und schon kommt ein Wortschwall aus ihnen heraus.

Tja, Nazis eben. Sie haben kein richtiges Zusammenhaltgefühl und sind im ihrem inneren auch oft ganz ängstlich.

Und noch etwas: Hier leben wir mitten im okkupiertem Land und es wäre äußerst gefährlich, unbewaffnet aus diesem Wald zu gehen. Bitte gehe hier nie alleine weg."

Gefangen zwischen WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt