Und es geht genauso scheiße weiter...

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Was passiert ist, ist passiert. Ändern kann das niemand mehr.


Bis sich der Speiseraum gefüllt hatte, dauerte es noch gut eine Dreiviertelstunde, in der Marco mit Toni und Christoph rumgesessen hatten. Mindestens 3 mal war Chris auch aufgestanden, und hatte neuen Kaffee geholt. Toni hatte sich anscheinend verpflichtet gefühlt, dem Leverkusener beim austrinken zu helfen, mindestens 2/3 des Tasseninhalts hatte er für sich bestimmt. Marco war kein extremer Kaffee-Mensch.

Das Gesüff war ihm viel zu bitter und bäh und alles... Da blieb er lieber beim Wasser. Nun ja, der Saal war gefüllt und das Frühstück wurde zum Verzehrt bereit gestellt. Mit Mario hatte Marco noch nicht gesprochen, der hing unausgeschlafen Jerome an der Backe. Sollte er mal, da hatte Marco nicht die Mühe mit ihm. Er stand nun zum zweiten mal auf, um sich noch ein bisschen Obst zu holen, da entdeckte er Manuel vor sich, der - wär hätte das gedacht?- einen Berg voll Weintrauben auf dem Teller hatte.

Marco schüttelte grinsend den Kopf über ihn und nahm sich selber einen Haufen an unterschiedlichen Beeren und eine Birne mit. Zurück an seinem Platz ließ er seinen Blick mal wieder durch den Raum gleiten, fand aber nichts allzu interessantes. Die meisten sahen müde aus und machten somit kaum Mimik und Gestik. Schade, da hätte er was zu lachen gehabt. Vielleicht später.

Nach dem Frühstück wurden die Nationalspieler von Jogi in einen Gemeinschaftsraum geleitet, um den Tagesablauf zu besprechen. „Also:", fing Jogi an zu berichten, „Wir haben hier kein Training mehr, aber eine nette Spielanalyse!" Ein entnervtes Stöhnen kam über die Lippen der Spieler. Juhu, Analyse, dachte sich Marco genervt.

„Und danach packt ihr eure Koffer. Um Punkt 12 Uhr geht unser Flieger nach Polen." Achja, gegen die würden sie ja morgen spielen, war Marco voll entfallen. Haha. Oh, da musste er ja den Lewandowski treffen. Blöd. Ne, jetzt war seine Laune etwas schlechter. Eindeutig.

Er seufzte leise und hörte dann weiter Jogi zu. „Da haben wir dann um 17 Uhr das Abschlusstraining und dann am Abend gucken wir gemeinsam die anderen Länderspiele von heute, damit wir die auch ein bisschen Analysieren." Welch Ironie, dachte Marco.

Jogi hatte die Spielanalyse dann doch auf den Abend verlegt. Er schien auch müde zu sein und hatte anscheinend keine große Lust auf das langweilige Zeugs. Zum Gunsten der Spieler, natürlich. Somit sollten sie also sofort die Zimmer einigermaßen in Ordnung bringen. Der Trupp von Fußballern wurde wieder weggeschickt. Erst als Marco im Zimmer angekommen war, konnte er Mario zumindest mal einen Guten Morgen wünschen. Er hatte gar keine Lust aufzuräumen. Das Wetter anscheinend auch nicht, denn es hatte mal wieder angefangen zu regnen und es war duster draußen und kalt und matschig und alles ganz doof. War ja herrlich. Nicht.

Er warf seine paar Klamotten, die auf dem Zimmerboden verteilt waren, in den Koffer und zog sich kurz um. In Jogginghose sah er ja aus wie ein Arbeitsloser... Fußballer? Nun, er putzte sich kurz die Zähne und hach. Mario fuhr sich gerade so schön durch die Haare und herrlich und süß und... Oh Gott, gleich sabberte er. Er wand den Blick ab und grinste zufrieden. Fertig! Man, er war ein Pack-Genie. So schnell wie er das konnte! „Bist du schon fertig?", fragte Mario und deutete mit einem Kopfnicken auf den nicht gerade ordentlich eingeräumten Koffer von Marco. „Ja, wieso?", fragte er grinsend zurück. „Naja" Mario hüstelte und lachte. Dann zuckte er mit den Schultern und faltete sein Zeug ziemlich ordentlich. Der Borusse schüttelte den Kopf. Nie würde er so lange mit dem Scheiß rumhantieren, nie.

Er warf sich aufs Bett, drehte sich zum Fenster und schaute fasziniert den Regentropfen zu, die aus dem dunklen Himmel fielen. Ein bisschen müde schloss er die Augen. Erst als sich die Matratze neben ihm senkte und jemand neben ihm lag, öffnete er sie wieder. Sein Herz pochte und ein warmes Gefühl schoss ihm augenblicklich durch den Magen. Das gleiche wie immer halt.

Mario hatte sich neben ihn gelegt und schaute ebenfalls nach draußen. Und er lag nah. Sehr nah. Eigentlich schon zu nah. Marco ließ leise die Luft aus den Lungen. Marios Kopf lehnte sich gegen ihn. Marcos Herz pochte laut, als er an seiner Wange Marios Nase spürte. Die schnaufte leise.

Im Dortmunder drinnen tobten verschiedene Wirbelstürme, die alle was gemeinsam hatten: Sie waren schnell. Sehr schnell. Er bekam etwas Panik, blieb aber liegen. Das waren eindeutig Geschwindigkeitsrekorde, die sein Herz da an den Tag legte. Echt so!

Mario warf sich etwas auf die Seite, drehte sich dann auf den Rücken und schaute Marco an. Und Marco konnte nicht anders als zurück schauen und oh Gott! Es kam ihm so surreal vor, als er merkte, wie er ihm näher kam. Und Marco dachte nun nicht mehr nach. Er schloss die Augen und dann lagen seine Lippen schon auf Marios. Nicht leicht, aber auch nicht feste. So perfekt. Ein paar Sekunden schien sein Verstand auszusetzen, dann spurtete sein Puls auf eine unnormale Höhe und er fühlte gerade so verdammt viel... So Feuerwerk und... ach, er konnte es nicht Beschreiben. Und er küsste Mario einfach und Mario küsste einfach zurück. Und seine Arme waren um den Nacken des Borussen geschlossen und der lag mit dem Oberkörper halb auf Mario und alles war gerade so verdammt perfekt.

Und dann schaltete sich Marcos Verstand wieder ein. Dann fing sein Gehirn wieder an, Signale zu versenden und dann waren da ganz schnell keine Lippen mehr. Er hatte sich etwas aufgerappelt, Mario schaute ihn (wahrscheinlich genauso wie er halt schaute) perplex an. Er stand hastig auf und seine Hände zitterten wie Espenlaub. „Ich... runter... Bus gleich..." Seine Stimme bebte, und Marco konnte nur zusehen, wie der Bayer hastig aus dem Zimmer verschwand.

Oh scheiße. Jetzt hatte er es versaut. Jetzt war es rum. Jetzt war alles rum. Jetzt hatte er keinen Mario mehr. Jetzt hatte er gar nichts mehr. Oh verdammt. Wie in Trance stand er auf, schloss den Koffer und machte sich auch auf den Weg nach unten. Gleich würden sie mit dem Bus zum Flughafen fahren. Seinen Koffer gab er dem Busfahrer und setzte sich im Bus drinnen, alleine in einen Sitz. Er brauchte jetzt Abstand von jedem. Bevor ihn jeder drauf ansprechen konnte, setzte er sich die Kopfhörer auf und schaute aus dem Fenster.

Die meisten Nationalspieler, die noch nicht im Bus gesessen hatten, nahmen ihn nicht wirklich war oder fragten ihn warum er alleine saß. Selbst Lukas nicht. Der schaute ihn zwar erst grinsend an, das erlosch aber, als Marco es nicht erwiderte. Ganz laut stellte er die Musik. Bloß nichts hören.

In seinen Ohren dröhnte gerade Perfect von OneDirection. Eigentlich mochte er die gar nicht so dolle. Aber gerade waren die halt die einzigen, die er hören wollte.

If you like to do the things you know that we shouldn't do

Baby, i'm perfect

Baby, i'm perfect for you

Gerade passte es. Gerade passte dieser Text. Am liebsten würde er jetzt heulen. Er hatte alles kaputt gemacht. Er war doch der, der perfekt für Mario war. Der, der mit ihm das machen würde, was sie nicht dürfen. Er wäre für Mario der perfekte. Er wollte der perfekte sein. Aber das war er nicht.


Götzeus: Verlieben tut immer weh (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt