Kapitel 4

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Buster war der erste, der die Ohren anlegte und ein tiefes Schnaufen von sich gab.

Noch lag er auf seinem Platz, aber sein Kopf drehte sich zur Tür, sein Schwanz klopfte auf den Boden und sein kleiner Körper stand unter Anspannung, bereit, jeden Moment los zu sprinten.

Will blickte aus dem Fenster und sah, wie der schwarze Bentley in seine Einfahrt einbog.

18:58 Uhr, mehr als pünktlich.

Ein seltsames Aufflackern von Nervosität machte sich bei ihm breit. Es war nicht das erste Mal, dass Hannibal ihn zu Hause besuchte, aber es war das erste Mal, seit die Träume angefangen hatten.

Der Gedanke allein erzeugte eine Hitze, die ihm zu Kopf stieg, sich von seinem Magen aus bis unter die Gürtellinie ausbreitete, definitiv eine Reaktion auslöste, die er mit einem wütenden Knurren kommentierte.

„Reiß dich zusammen, Graham!"

Die Hunde drehten die Köpfe herum und musterten ihr Herrchen, das den letzten Rest des Whiskeys mit einem Schluck aus dem Glas verschwinden ließ, an das es sich klammerte, wie ein Schiffbrüchiger an einen Rettungsring.

Der Alkohol schoss durch seine Kehle wie warmes, flüssiges Gold, ein mildes Feuer entfachend, welches ein angenehmes Brennen auf dem Weg zu seinem Magen hinterließ.

Will fühlte sich gleich entspannter, mehr wie er selbst.

Als Winston bellte, stimmten die anderen mit ein und einen Herzschlag später drängten sich alle Hunde vor der Haustür, hechelnd und jaulend.

Will pfiff die Hunde zurück, aber der Erfolg hielt sich in Grenzen. Die Aufregung war zu groß, sie witterten den Neuankömmling und einen fremden Artgenossen.

Schritte auf seiner Veranda, schließlich ein Klopfen. Will atmete tief durch, er fühlte sich gewappnet, aber nichts hätte ihn auf den Anblick vorbereiten können, der sich ihm bot, als er schließlich die Haustür öffnete.

„Was ist das denn?"

Auf dem rechten Arm trug Hannibal den Einkauf fürs Abendessen, in der linken Hand hielt er eine Flasche Rotwein, aber viel interessanter an seiner Erscheinung war die Tragetasche, die er sich um die Körpermitte geschnallt hatte, aus welcher der Kopf und die Pfoten seines Hundes raus guckten.

Wie ein Kängurubaby.

„Der praktische Nutzen ist weitaus vorteilhafter als der optische Eindruck", sagte Hannibal mit ernster Miene.

Will kämpfte dagegen an, presste die Lippen zusammen, aber die Schlacht war nach wenigen Sekunden verloren und sein Lachen sprudelte ungefiltert hemmungslos aus ihm heraus, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er hustete.

„Wo bekommt man so was her?"

Hannibal reckte sein Kinn in die Höhe. „The Posh Puppy Boutique, Downtown Baltimore."

Wills Nasenflügel flatterten, während er sich auf die Lippen biss.

„Sonderanfertigung", fügte Hannibal hinzu.

Will verstand, dass man die teuren Ledersitze eines Bentleys vor Krallen und Hundehaaren schützen muss, nur war er davon überzeugt, dass es eine einfache Hundedecke auch getan hätte. Oder ein Transportkorb.

Vor seinem inneren Auge sah er einen Dr. Lecter, der in einer Boutique für Hunde-Accessoires einer eingeschüchterten Verkäuferin genaue Anweisungen gab, bezüglich Form, Farbe und Material der Tragetasche, während der Terrier zu seinen Füßen saß und sich zwischen den Beinen leckte.

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