Seine Hände sind voller Blut.
Unter seinen Fingernägeln kleben Rückstände von abgerissenem Fleisch – tote, schwarze Klumpen, die dort am hartnäckigsten haften. In seinem Magen rumort es aber immer noch. Er ist nicht satt.
Sein Hunger ist ein unstillbares Biest. Kompromisslos. Gierig. Verlangend.
Es ist nicht genug. Es ist nie genug.
Also gräbt er tiefer, taucht seine Hände in dieses Chaos von Blut, Fleisch und Eingeweiden, greift wahllos zu, zieht und zerrt an Muskelsträngen, bis sie sich lösen, zu bedeutungslosen Fetzen zwischen seinen Fingern werden, die er achtlos zur Seite wirft.
Manche davon probiert er, aber nicht weil es ihm schmeckt. Nein, schmecken tut es ganz bestimmt nicht. Es ist die Verzweiflung, die ihn vorantreibt, die Hoffnung nach Frieden, denn die erste Euphorie nach dem Töten verblasst so schnell, wie das Blut auf seiner Haut an der frischen Nachtluft erkaltet.
Diese Erkenntnis ist nicht neu für ihn. Er spuckt das halb zerkaute Fleisch wieder aus, wobei sich ein frustriertes Schluchzen aus seiner Kehle löst, welches allmählich zu einem Schrei anschwillt, der ihn bis ins Mark erschüttert.
Sein Zittern lässt nicht nach. Er weiß, er kann hier nicht mehr bleiben. Tiere-
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„...sind nicht mehr genug", murmelte Will Graham.
Er berührte den dunklen Fleck auf dem Boden mit den Fingerspitzen. Mr. Avery – der stolze Besitzer der Farm – hatte sich alle Mühe gegeben, dass Blut zu beseitigen, doch die Mittel, die ihm zur Verfügung standen, waren gelinde gesagt ziemlich ungenügend.
Man konnte deutlich erkennen, wo die Blutlache einmal gewesen ist.
Der Vergleich mit den Fotos aus der Akte ließ keinen Zweifel zu. Die Leiche – in diesem Fall eine Milchkuh namens Mary – war ebenso übel zugerichtet, wie die Leiche aus dem Park und wie der unglückliche Zeuge, der zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.
Aaron war sein Name, erinnerte sich Will mahnend. Das war sein Name. 17 Jahre alt. Der Schauder, der Will nun erzittern ließ, war bedrückend. Ihm lag ein Knoten wie Blei im Magen.
In diesem Moment hörte er das Schnappen eines Teleobjektivs. Er fuhr hoch, drehte sich um und sah gerade noch, wie rote Locken hinter einem Holzverschlag verschwanden. Will presste einen leisen Fluch durch seine Zähne, bevor er sich sofort mit schnellen Schritten in Bewegung setzte.
Er packte sie am Kragen, ehe sie sich aus dem Staub machen konnte. Dabei stieß sie einen spitzen Schrei aus und schlug nach seiner Hand. Er zog sie ohne große Anstrengung zurück und stieß sie unsanft gegen die Wand.
„Lass mich los!" rief sie.
Das tat Will, obwohl die Verlockung groß war, sie weiter zappeln zu lassen, wie einen Fisch am Haken. Einfach nur so, weil es gut aussah. Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. Sie sah etwas in seinem Blick, dass sie ernsthaft zurückschrecken ließ.
Er konnte sie plötzlich gut verstehen. Er war selbst zutiefst erschrocken über seine Gedanken.
Will holte tief Luft, widerstand dem Drang, den Kopf zu schütteln (den Killer abzuschütteln) und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen ihnen. Sie entspannte sich zusehends, bog den Rücken durch und machte sich gerade, während sie sich über die Lippen leckte und Strähnen aus ihrer Stirn wischte.
„Dafür könnte ich dich anzeigen, Will."
Will schnaufte und sah zur Seite. Er vergrub die Hände vorsichtshalber in seiner Jackentasche, bevor er der Verlockung nachgaben konnte, seine Finger um ihren weißen, schlanken Hals zu legen und zuzudrücken, bis ihr Gesicht blau wurde.
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Dein bester Freund
FanfictionHannibal ist auf den Hund gekommen, um Will zu beeindrucken, allerdings scheint dieser sich viel mehr für das Tier zu interessieren als für ihn. Oder doch nicht?