29. baby I'm not like the rest

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Als ich den Schlüssel zu Liam's Hautüre im Schloss umdrehte, hörte ich ein lautes Klirren und ein wutentbranntes Fluchen. Ich unterdrückte ein Seufzen, da ich in diesem Moment beobachtet wurde und den Schein aufrecht erhalten musste, dass zwischen Liam Payne und mir alles in bester Ordnung war.

Mal wieder.


Nach meinem Interview beim Radiosender gestern ist Liam vollkommen wütend zurück nach London geflogen und hatte sich seine eigene Auszeit gegönnt, was das Management natürlich nicht gerne sah. Also musste ich ihm nach fliegen und die Wogen nun einigermaßen glätten damit nicht tausende von Mädchen um ihre Konzerte bangen mussten.

Natürlich hatte ich die gestrige Frage, ob ich eine Äffare mit einem der Jungs von 5SOS hätte, ehrlich verneint und war am Ende des Interviews wutentbrannt und vielleicht sogar ein wenig verletzt aus dem Studio geflüchtet. Die Jungs habe ich mehr oder weniger stehen gelassen, was mir im Nachhinein ziemlich leid tut und was für massiven Ärger mit ihren Managern gesorgt hatte. Vorerst würde das wohl der letzte Koordinator Job außerhalb von One Direction für mich werden.

Ehrlich gesagt war ich sogar ein bisschen erleichtert darüber. Ich wollte mir dieses ganze Presse Drama nicht länger geben und ich brauchte endlich etwas Zeit um über die vergangenen Wochen nachzudenken. Harry hatte mit dem Urlaub vermutlich doch recht gehabt.

"Hallo?" Meine Stimme klang zögernd, fast ängstlich und ich machte die ersten Schritte durch den hell gestrichenen Flur. Ziemlich schnell wurde mir klar das Liam mich nicht gehört hatte, denn erneut erhellte ein ohrenbetäubendes Klirren die viel zu große Wohnung. Mittlerweile zuckte ich schon nicht einmal mehr zusammen. Traurig irgendwie, wie solche Dinge zur Gewohnheit werden können.

Etwas in mir entschied instinktiv, nicht erneut die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ein überdurchschnittlich großer Teil wollte nur stumm beobachten was in dieser Wohnung vor sich ging, vermutlich um zu verstehen. Innerlich hoffte ich endlich eine wahre Expression auf Liams Gesicht zu sehen, etwas dass mir klar machen würde das nicht er, sondern ich die Böse in dieser ganzen Sache war. Ich hatte begriffen das Liam einfach nur ein zu tiefst verletzter, einsamer, junger Mann war der nichts anderes wollte als seine Musik auszuleben und ein Mädchen zu finden dass ihn lediglich wegen seiner Persönlichkeit liebte. Das er die ganze Fakebeziehung keinesfalls genoss war mir zwar im Vorhinein klar gewesen, jedoch verstand ich jetzt erst dass es ihm auch nie wirklich darum ging mich vorzuführen oder lächerlich zu machen. Sein Verhalten war einfach nur ein kläglicher Versuch gegen das Management zu rebellieren und endlich in Ruhe gelassen zu werden.

So leise wie möglich durchquerte ich den endlos scheinenden Flur und presste meinen Rücken an die kalte Wand direkt neben dem Kücheneingang. Ich konnte Liam schwer atmen hören, etwas schien über den Boden geschoben zu werden bevor man einen Stuhl über das Parkett zog und sich ächzend darauf fallen ließ. Fast so, als hätte er die Küche saniert anstatt sie vermutlich komplett zertrümmert zu haben. Unbewusst hatte ich den Atem angehalten und unterdrückte nun erfolgreich den Drang, lauthals nach Luft zu schnappen.

Eine Weile passierte nichts und ich begann zu überlegen endlich in Liam's Sichtbild zu treten, als ich ihn reden hörte. "Scheiße." Es war ein verzweifelter, ruhiger Ausbruch an Wut den er da von sich gab. Ganz anders als gestern in Los Angeles. "Verdammter Mist!" Er wurde nur mäßig lauter, gefolgt von einer Faußt die eher kraftlos auf den Küchentisch prallte. Ohne ihn anzusehen war ich mir sicher dass er am Ende seiner Kräfte war. Ohne ihn anzusehen wusste ich dass ich dafür verantwortlich war, dass er nicht mehr weiter wusste. Ich, die Person die dafür engagiert worden war um alle fünf Jungs immer zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Ort zu bringen und sie immer wieder aufzubauen wenn es ihnen nicht gut ging.

Welch Ironie des Schicksals.

Zögernd schob ich mich ein Stück weiter die Wand entlang, und erschrak als ich in die Küche blickte. Nichts stand mehr dort wo es hingehörte, was überwiegend daran lag dass sämtliche Regale zertrümmert auf dem hellen Steinboden lagen, welcher total zerkratzt und sogar ein ein paar Stellen aufgesprungen war.
Es dauerte einen Moment, bis Liam in mein Sichtfeld trat. Er hatte seinen Oberkörper auf dem Küchentisch abgelegt und zückte sein Handy.
Ich stellte kurz sicher dass mein Handy auf lautlos gestellt war, falls er auf die Idee kommen sollte mich anzurufen. Und tatsächlich schien er eine Nummer zu wählen und sich das Handy kurze Zeit später ans Ohr zu halten. "Harry?"

Die Wahl seines Anrufs ließ mich eine Augenbraue hoch ziehen. Harry? Harry Styles? Gespannt lauschte ich seiner dunklen, ungewohnt schmerzvoll klingenden Stimme. Seine Hand fuhr durch das dunkle Haar und ich unterdrückte den Drang, ihn in die Arme zu schließen.

"Weißt du, wo sie ist?" Und spätestens als er das sagte war ich mir nicht sicher, ob ich dieses Gespräch wirklich mit anhören wollte.

Der Braunhaarige richtete sich ein wenig auf, sodass ich die aufgeplatzten Fingerknöchel seiner rechten Hand sehen konnte. "Was soll das heißen du hast sie nicht gesehen? Scheiße Harry sie ist doch immer bei dir!" Er schlug mit der linken Faust auf den Tisch und ich wünschte mir er würde aufhören sich selbst zu verletzen.

"Spar dir deine verdammten Vorschläge okay?! Sie muss nirgendwo hin. Ich krieg das hin."
Wieder raufte er sich die Haare. Ich wünschte dass ich mich einfach umdrehen und gehen könnte, doch zu sehr war ich darauf fixiert zu erfahren, wie Liam wirklich von mir dachte. Und ich wusste genau warum mir dies so wichtig war, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.

"Du weißt dass ich das nur für dich mache. Die ganze verdammte Zeit. Und du?! Du lässt dir alle Zeit der Welt und lügst dir die ganze Zeit vor du hättest dich nicht in sie verliebt." Mein Kopf schwirrte als ich ihn wieder gegen die schützende Wand drückte und tief durchatmete. Ich könnte hören wie er aufstand und den Stuhl weg trat.

"Weißt du was?! Vielleicht sollte ich das auch. Dann siehst du wenigstens was du verpasst. Aber eins sage ich dir," er pausierte und ich konnte ihn nun so laut und deutlich hören dass mir der Atem stockte, "wenn ich es schaffe sie zurück zu gewinnen, fasst du mein Mädchen nie wieder an. Du setzt ihr keine Flausen in den Kopf, du nimmst sie mir nicht weg. Verdammt du hattest genug Chancen Styles, ich kann sie nicht an dich verlieren."

Und genau in diesem Moment schlich ich mich auf leisen Sohlen wieder zurück zu seiner Haustüre, öffnete sie, rief "Liam?" und schloss sie wieder als wäre ich eben erst rein gekommen, weil ich nicht wusste was ich sonst tun sollte und das nun mal die Realität und kein Film war.

Darling, you're so fake || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt