Kapitel 8 - Partner

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Lucs und Aurels Augen waren vor Schock geweitet.

„Dann hatte ich mit meiner Vermutung ja tatsächlich Recht!", mein Zwilling rieb sich das Kinn, als Luc nachdenklich den Kopf schüttelte: „Es ist ja noch nicht sicher, dass er tatsächlich einer von uns ist." Ich hob zweifelnd eine Braue: „Deiner Ansicht nach ist es also nur eine Reihe an Zufällen, dass Aurel nicht in der Lage gewesen war, Parkers Aura zu erfassen, er ebenso schnell laufen kann wie ich und das Tattoo aus meinem seltsamen Traum auf seinem Körper trägt?!"

Mein älterer Bruder zuckte mit den Achseln: „Womöglich hast du es bereits vorher unterbewusst wahrgenommen und dann im Traum verarbeitet." Ich schüttelte entschieden den Kopf: „Nein, ich hatte noch nie einen Traum wie diesen. Es war so real, richtig beängstigend."

Meine Brüder schwiegen eine Weile, dann brach Luc die Stille: „Egal ob dieser Parker nun ein Gestaltwandler ist oder nicht, wir, und damit meine ich euch, sollten ab sofort äußerst vorsichtig sein. Besonders in seiner Gegenwart."

Aurel und ich nickten zustimmend. Dann klopfte Luc grinsend auf seine Beine und erhob sich von der Couch: „Wisst ihr, was wir jetzt machen?" Ich hob überrasch über seinen plötzlichen Stimmungswandel die Brauen: „Was?" Unser Bruder griff seinen Autoschlüssel vom Tresen und wank uns zu sich: „Ein Arbeitskollege hat mir heute einen guten Griechen in der Stadt empfohlen. Ich finde, dieser Spur sollten wir nachgehen!", er zwinkerte uns zu, woraufhin Aurel und ich uns erfreute Blicke zuwarfen. Essen ging immer!

Während der Autofahrt tauschten wir uns über die banalen Dinge des Alltags aus. Als ich Aurel nach seiner gemeinsamen Kickboxstunde mit Nino fragte, verdrehte er bloß entnervt die Augen: „Kinderkram! Der ‚Trainer'-",er lachte spöttisch, „-war schlank wie eine Tanne! Der wusste zwar alle englischen und japanischen Begriffe auswendig, aber umsetzen war nicht so sein Ding."

„Was erwartest du auch, wenn du als kampfsporterprobter Gestaltwandler mit der Kraft eines Rhinozerosses den Kurs eines Menschen besuchst?", bemerkte Luc hinter dem Steuer lachend.

„Ach er übertreibt wieder mal maßlos.", spottete ich augenrollend.

„Nino hat nicht so alt neben mir ausgesehen!", fuhr Aurel unbeirrt fort und ließ uns aufhorchen. „Der hatte es sofort drauf. Als hätte er nie was anderes gemacht!"

Es war sehr selten, dass mein Bruder eine solche Lobrede über jemanden äußerte, weshalb ich anerkennend nickte: „Wenn du so über ihn sprichst, muss er ja ein wahres Naturtalent sein."
Mein Bruder öffnete seinen Mund um mir zu antworten, als Luc ihm das Wort abschnitt:„So, da wären wir!" Er ließ den dunkelroten Jeep auf einen Parkplatz rollen und schaltete den Motor ab. Vor uns ragte ein großes, auf weiße Säulen gestütztes Haus auf, dass sich hell gegen den bereits dunklen Abendhimmel abzeichnete. Über der Eingangstür hing ein großes Schild mit dem Schriftzug „Olymp" und zahlreiche griechische Statuen, die sowohl außerhalb, als auch durch die Scheiben zu erkennen waren, unterstrichen das griechische Flair.

Aurel öffnete die Tür und machte eine ironische Verbeugung: „Ladies first!" Als ich mich gerade schmunzelnd in Bewegung setzen wollte, kam mir Luc zuvor und schlängelte sich mit den Worten: „Wer bezahlt, geht zuerst!", an mir vorbei. Empört sah ich meinem Bruder hinterher und begann dann ihm zu folgen, was Aurel als Startschuss eines Wettrennens missverstand. Er rannte mir hinterher und sprang mir auf den Rücken.

Ebenso, wie er ständig die eigene Kraft unterschätzte, tat er es mit seinem enormen Gewicht. Unvorbereitet auf diesen Angriff stolperte ich nach Vorn und stieß gegen Luc, der bereits vor dem Empfangstresen zum stehen gekommen war, durch meinen Schwung ebenfalls das Gleichgewicht verlor und auf der Suche nach Halt ein Weinglas von der Platte fegte. Inzwischen konnte auch ich die Balance mit meinem Bruder auf dem Rücken nicht mehr halten und landete bäuchlings mit ihm auf dem langen Teppich, der von Eingang bis Tresen reichte.

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