10. K A P I T E L

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"Wer lange bedenkt, der wählt nicht immer das Beste." Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

In den nächsten Tagen bekam sie von 9 deutlich zu spüren, wie unperfekt sie war. Diese fummelte ständig an ihren Haaren herum und bemäkelte sie. "Sie sind so braun." "Sie sind so dick." " Sie sind so anders." Es machte 195 nichts aus 'anders' zu sein. Vielleicht hatten die anderen einen Vorteil durch ihr Äußeres, aber sie war wenigstesns 195. Unverkennbar.

Die Geraden schien es nicht zu stören, dass sie sich von den Übrigen unterschied. Der Ein oder Andere musterte sie zwar missbilligend, aber niemals versuchten sie, 195 zu verbessern. Ganz anders bei den Ungeraden. Zwar hatte sie sich in ihrem Bezirk immer etwas abgehoben, doch das war kein großes Problem. Hier war das anders. Die Frauen erstachen sie mit ihren scharfen Blicken. 9, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, 195 zu einem perfekten Bürger zu machen, hatte seit dem Kompliment der guten Arbeit nie wieder ein nettes Wort über die Lippen gebracht. Lächeln stand nicht auf der Tagesordnung.

195 fühlte sich unwohl hier. Sie war es nicht gewohnt, so oft so viele Menschen um sich zu haben. Nachts schlief sie nicht gut und tagsüber konnte sie sich vor Müdigkeit nicht mehr halten. Sie überlegte, 9 nachzugeben und sich die Haare zu tönen, obwohl sie die einmalige 195 war, hielt sie es nicht mehr aus. Die eisigen Bemerkungen ließen sie frösteln, und 195 hatte Angst zu erfrieren.

Die UngeradeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt