8. K A P I T E L

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"Leben - es gibt nichts Selteneres auf der Welt. Die meisten Menschen existieren, weiter nichts." Oscar Wilde (1854-1900)

Um die arme, junge Frau drehte sich alles. Tränen stiegen ihr in die Augen, was 9 wohl als Indiz der Freude auffasste und mit einem Lächeln quittierte. Doch es war alles andere als Freude. Ein Fehler und ihre Lebenszeit war vorbei. Ein falsches Gespräch zufällig mitgehört und sie würde erschossen werden. Ihr langweiliges Leben würde sich in ein Leben in Angst verwandeln. Und es war ihre Schuld.

Sie hätte zufrieden sein sollen. 195 hatte sich immer um Höflichkeit und das Einhalten der GZS-Regeln bemüht. Aber diese interessierten 195 in diesem Moment nicht. Sie verstand nicht, warum sie das Wort Zwischenmenschlich beinhalteten, wenn sowieso der Kontakt zu Leuten seltener als der Kontakt zum Computer vorkam. In diesem Moment war es der jungen Frau egal. Das einzige, was 195 wichtig war, war ihr Leben. Das einzige, worum sie sich sorgte, denn es war das einzige, was sie besaß, wen sie besaß.

Nun musste sie jeden Moment damit rechnen, ersetzt zu werden. Ihre Freude, die Ziffer 9 zu sehen glaubte, war ihr Leben lang im Keller gewesen und hatte soeben die Falltüre entdeckt. Im Moment war sie im freien Fall, der Boden noch nicht errechenbar. 195 zweifelte, dass diese dort jemals eine Treppe entdecken würde.

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