13. Kapitel

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Er nahm mich an die Hand und zog mich aus dem Café. Wir stiegen in's Auto und er fuhr los. ,,Wohin fahren wir?" fragte ich ihn. ,,Lass dich überraschen." War das die richtige Entscheidung? Ich hab glaube ich zu schnell locker gelassen, aber ich konnte nicht anders. Ich musste wieder seine Nähe spüren, es fühlte sich an wie eine Sucht die nicht zu bekämpfen war. Ich merkte wie müde ich wurde weil ich die Nacht kaum geschlafen hatte und es einfach zu früh war. Ich überlegte noch eine ganze Weile bis ich mich dem Schlaf widmete.

,,Hey, Dsche. Wir sind da." Flüsterte jemand. Ich öffnete verschlafen meine Augen und gähnte laut, bis ich sein Gesicht sah. So perfekt wie immer. Ich lächelte. ,,Wo sind wir?" fragte ich. Er sagte nichts und stieg einfach aus dem Auto. Während er ums Auto rum ging beobachtete ich durch's Fenster jeder seiner Schritte, er wirke aufgeregt. Er öffnete mir die Tür und ich stieg aus, wir standen vor einem alten verlassenem Haus. Im Dach waren klare Schäden zu sehen so wie bei dem Rest des Hauses. ,,Andre..."

,,Pssst." Er nahm meine Hand und drückte sie fest. Er schaute mich an und ich nickte, einfach als Bestätigung das es okay ist. Er ging auf das Haus zu und blieb vor der alten dreckigen Haustür stehen, er ließ meine Hand jedoch nicht los. Am liebsten würde ich fragen wem das Haus gehört und was wir hier machen aber es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich entdeckte die verstaubte Klingel und darüber das Schild auf dem der Nachname steht, der jedoch wegen dem Staub nicht lesbar war. Ich wischte den Staub mit meinen Fingern vom Namensschild weg und erschrak. Ich schaute Andre an, er schaute nur auf den Boden und er drückte meine Hand noch fester. ,,Ich... verstehe nicht ganz. Ich meine, wie- warum-" Es kam aus mir einfach nichts raus. Ich ließ Andre's Hand los und ging paar Schritte nach hinten, ich betrachtete das Haus erneut und erkannte es nach kurzer Überlegung. Ich ging wieder zur Haustür und laß es nochmal. Schiebler.

Ich nahm Andre in den Arm. Es fühle sich so gut an, diese Wärme die sich in mir bildet ist merkwürdig, es ist etwas was ich zuvor bei anderen nie gespürt habe. Aber das ist jetzt egal, ich meine wir standen mitten in Stadthagen, vor Andre's ehemaligen Zuhause, dort wo sich seine Kindheit abspielte. Wir lösten uns und ich schaute Andre in die Augen. Nun hatte er beide seiner Hände in den Hosentaschen und kramte mit der rechten Hand darin. Er holte einen alten silbernen Schlüssel raus und nahm meine Hand in seine. Er legte den Schlüssel in meine Hand und lächelte, man sah klar und deutlich die Tränen in seinen Augen. ,,Ich stehe seid dem ich hier ausgezogen bin das erste mal hier. Immer als mein Vater betrunken nachhause gekommen ist ging der Albtraum los. Klar spielten sich hier auch gute Erinnerungen ab aber die anderen waren einfach unvergesslich, und nun stehe ich hier mit dir. Alles was hier passierte ist schon längst Vergangenheit und wenn ich an dieses Haus denke kommen mir sofort die ganzen Bilder vor die Augen, in denen er mich schlug. Aber darum geht's nicht. Es hat sich so ergeben und daran kannst du heute nichts mehr ändern. Doch wenn ich an das alles denke möchte ich auch die guten Erinnerungen sehen." Wow. Das alles kam gerade aus Andre's Mund, jedoch verstand ich es nicht warum er mit mir hier ist: ,,Ich verstehe nicht ganz, ich-" Er unterbrach mich: ,,Das hier ist die gute Erinnerung. Verstehst du? Es fühlt sich gut an mit dir hier zu stehen. Vielleicht hältst du mich jetzt für bescheuert, aber so fühlt es sich eben an und ich möchte ehrlich zu dir sein. Ich möchte das du mehr über mich weißt."

,,Wenn du ehrlich zu mir sein willst, kann ich dich dann was fragen?"

,,Klar."

,,Warum stehst du ausgerechnet mit mir hier?"

,,Ich vertraue dir."
Wow. Andre versuchte mit mir Augenkontakt aufzunehmen, doch ich mied ihn. Er sollte meine Röte nicht sehen. ,,Es bringt dir nichts dein Gesicht zu verstecken, die Röte die dir immer ins Gesicht steigt würde selbst jeder Blinde mit 100 Kilometer Entfernung zwischen euch sehen." Ich grinste und sah ihn an. ,,Arsch."

,,Also gut. Dann wollen wir mal." sagte ich unsicher eher zu mir selber als zu Andre. Ich schloss vorsichtig und langsam die Haustür auf, ein unheimliches knatschen ertönte. Ich sah Andre an, und dies mal nickte er. Ich machte den ersten Schritt in das alte Haus, alles wirkte direkt unheimlich auf mich. Sowas ist echt nicht meins. Horrorfilme zu gucken ist allein schon nicht mein Ding, und jetzt stehe ich in einem altem verlassenem Haus. Okay Jan, übertreib nicht. Du stehst hier nicht alleine und außerdem ist hier weit und breit keiner.

Ich sollte mir diese 'Selbsteinredung' echt abgewöhnen.

Ich beobachtete das Haus ganz genau, weiter rechts war die Küche noch klar zu erkennen. Sie war voller Staub und Dreck, aber erkennbar. Ich entschloss mich dazu die Küche näher zu betrachten und ging auf sie zu. Kochlöffel und alles drum und dran waren noch in den einzelnen Schubladen vorhanden. Ich sah hinter mir und merkte erst jetzt das Andre direkt hinter mir stand, doch er schaute mich nicht an. Er schaute ganz verträumt durch die Küche, man konnte klar erkennen das ihm alle Erinnerungen hoch kamen... Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Doch er weinte nicht. ,,Dsche? Weißt du, genau jetzt sehe ich meine Mutter hier stehen. Sie ist am kochen. Ihr Essen hat besser als jede Pizza geschmeckt." Und das stimmt. Als Cengiz, Andre und ich uns bei ihm getroffen haben und bei ihm Mitttag gegessen haben, hat das Essen wirklich göttlich geschmeckt. Doch dann, als seine Mutter hier ausgezogen ist und seinen Vater verlassen hat gab es kaum was hausgekochtes. Andre war schon immer nicht der beste Koch und wenn sein Vater mal was gekocht hat gab es eben sowas. Ich nahm Andre in den Arm, er hatte das gebraucht. Er zeigt es meistens so gut wie nie, aber man spürt sowas als Kumpel einfach. Ich spürte wie immer die Wärme. Wir lösten uns und schauten uns weiter um. Wir gingen die Treppe hoch, wobei ich echt Angst hatte. Schließlich war sie nicht die Neuste.

Trotz allem ging ich die Treppe hoch und sah einen langen Flur, ohne zu zögern ging ich ihn entlang. Alle Türen zu den einzelnen Räumen waren zu, bestimmt auch verschlossen. Ich versuche die erste zu öffnen und tatsächlich - die Tür öffnete sich reibungslos.

Ein großes Ehebett war zu sehen, gegenüber davon ein verstaubter alter Holz-Schrank und neben den zwei Bett-Enden jeweils ein altes Nachtschränkchen. Die Nachtschränkchen und der Schrank passten ideal zueinander. Die Gardinen waren voll mit Rissen und Löchern, was mich aber nicht allzu wunderte - ich meine, das Haus hat schließlich schon viele unbewohnte Jahre auf sich. Ich stelle fest das es sich um das Elternzimmer handelt.

Als nächstes kamen Räume wie das Badezimmer, ein  Arbeitszimmer, das Zimmer von seiner Schwester und so weiter. Doch dann kam Andre's Zimmer, ich erkannte es direkt wieder.

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