12. Kapitel

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Cassian sah nur, wie Cyrian fiel, ein Dolch in seiner Brust, als sein Körper sich selbstständig machte und wie ein Blitz vorschoss, um die fallende Gestalt aufzufangen. Sobald der Junge in Cassians Armen lag, erblickte dieser etwas in den weit geöffneten Augen seines besten Freundes, das er lange nicht mehr gesehen hatte: Furcht. Cyrian war wie paralysiert. Sein Atem entwich schnell und stoßweise seine Lungen, die Augen starr in den wolkenlosen, blauen Himmel gerichtet. In Cassian stieg die Wut auf und er schrie: ,,VERFLUCHT KEYLAM! WAS ZUR HÖLLE SOLLTE DAS!?!?" Dieser blickte ihn nur mit leeren, ausdruckstlosen Augen an und grinste. Verwirrung begann sich in Cassian breit zu machen. Was war mit Keylam los. Er würde Cyrian nie etwas antun, dafür kannten sie sich zu gut. Ein Gedanke schoss Cassian durch den Kopf: Was ist wenn Keylam einer der Verräter ist? Plötzlich drehte sich Keylam um und schien größer zu werden. Sein ganzer Körper begann sich seltsam zu verzerren, seine Arme nahmen eine bizarre Länge an, das Gesicht wurde schmal und skelettös und kurze, zerfetzte Fledermaus-Flügel spalteten seinen Rücken. Am Ende stand da nicht mehr Keylam, sondern eine Kreatur, die sich mit einem starken Schwung in die Luft begab und verschwand. Cassian starrte der Gestalt schockiert nach, als er eine leichte Bewegung in seinen Armen spürte. Er richtete seinen Blick auf seinen Freund, der immer noch sehr schwach atmete.

Cyrians Sicht:
Ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Ich sah hinunter und erblickte die Klinge, die zwischen meinen Rippen steckte. Mein Kopf wurde schwer und ich spürte, wie ich fiel. Ich rechnete mit einem harten Aufprall, deshalb war ich überrascht, als diesen nicht eintraf. Stattdessen fühlte ich ein paar Arme, die mich auffingen und mich sanft umschlossen. Es fiel mir immer schwerer zu atmen. Die Geräusche um mich herum begannen zu verebben. Nur ein dumpfes Geschrei schaffte es, sich den Weg in mein Ohr zu bahnen. Irgendjemand war wütend, doch ich konnte nicht sehen wer. Mein Blick war nur starr auf den wolkenlosen Himmel gerichtet. Die blaue Farbe, schien am Horizont abzufließen, bis alles nur noch grau, trostlos und leer war. Mein Körper fühlte sich mit jeder Sekunde tauber an. Es war, als würde mich irgendeine Unsichtbare Kreatur auf den Boden drücken. Vorsichtig bewegte ich mich, um diese beklemmende Gefühl aus meinen Gliedmaßen zu bekommen. Ich spürte einen Blick auf mir, wendete mein Gesicht vom Himmel ab, um ihn zu erwidern und schaute in ein farbloses, aber vertrautes Gesicht, als ein weiterer Schmerz den anderen übertraf.

Cassian sah Cyrian in die Augen, ihr Ausdruck hatte sich stark verändert. Sie hatten immer voller Lebensfreude und Energie geglänzt und gestrahlt, doch jetzt schauten sie nur leer und ausdruckslos aus. Langsam bewegte Cyrian seinen Kopf und blickte sich um. Dann fragte der verletzte Krieger sehr leise: "Was ist passiert?" "Du wurdest angegriffen, von..." Doch er wurde von Cyrian unterbrochen, der nun mit hasserfüllter, jedoch schwacher Stimme sagte: "Von Keylam, dem Verräter, ich weiß." Cassian schüttelte den Kopf: "Nein, das war nicht Keylam, das war ein Nebyukan." Erschrocken schaute der Verletzte in Cassians Augen: "Das kann nicht sein...Sie sind doch ausgestorben. Wieso sind sie dann hier?!" Bevor der Angesprochene antworten konnte, meldete sich plötzlich Alenica zu Wort: "Ähm, tut mir leid, wenn ich euch unterbreche, aber was zur Hölle ist ein Nebyukan?" Die Jungs sahen sie an, sie hatten schon total vergessen, das die beiden Mädchen nicht von Ryuhan kamen. ,,Nebyukans sind gestalwandelne Dämonen, die vor mehreren Jahrzehnten ihr Unwesen getrieben hatten. Schon unsere Großväter haben sie damals gejagt und ausgerottet, deshalb sind wir auch so verwirrt, sie hier zu sehen." Auf einmal hörten sie Cyrian scharf einatmen. Sie richteten ihren Blick wieder zu ihm, als dieser sagte: "Cassian, das würde auch den seltsamen Kampf von vorhin erklären!" Bevor der Angesprochene fragen konnte, was Cyrian gemeint hatte, begann dieser sich seltsam zu winden und zu verkrampfen und ein Schrei erfüllte die Luft. 

Fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt