Epilog

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Sieben Jahre später

BPOV

„Und so geben wir nun unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Oma, Uroma und Freundin zurück in Gottes Hände. Ruhe in Frieden Rosa Marie Dywer. Gott gibt Leben und nimmt, Asche zu Asche, Staub zu Staub. Amen.“
Der Pastor endete mit seiner Grabrede und gab zwei Schaufeln mit Erde in das Loch, das sich vor uns auftat.
Ich nahm alles nur am Rande war, mein Blick war Tränen verschleiert. Krampfhaft hielt ich die eine Hand um die zwei roten Rosen, die andere hatte ich mit Edwards verschränkt. So standen wir nun hier, an einem kalten Dienstagnachmittag im Oktober, in Alberquque auf dem Friedhof und gaben meiner Oma das letzte Geleit. Ich konnte es immer noch nicht fassen, es ging alles so schnell.
Am Donnerstagabend rief mein Onkel Marc an, das Oma bei ihrer geliebten Gartenarbeit einen Herzinfarkt erlitten hatte. Sofort wurde sie ins Krankenhaus gebracht, aber die Ärzte rechneten ihr keine großen Chancen aus. Immerhin war meine Oma schon 74 und seit dem Tod von ihrem geliebten Mann, war ihr Herz schon immer schwach.
Wir machten uns sofort auf den Weg zu ihr ins Krankenhaus und kamen dort um kurz nach elf Uhr an. Meine Mutter konnte sich gerade noch von ihr verabschieden, für uns hatte ihr krankes Herz keine Kraft mehr. Natürlich durften wir sie noch sehen, aber es war eben nicht dasselbe. Und wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie tot war, hätte ich gedacht, sie würde nur schlafen. Sie sah so friedlich aus, als würde sie jeden Moment aufwachen. Aber sie tat es leider nicht.

Es war wirklich schwer das zu begreifen, aber noch schwerer war es, das meinem kleinen Sohn und meiner Tochter beizubringen. Lily Marie war erst eineinhalb, sie verstand das noch nicht so sehr. Aber Christian, er liebte meine Oma und seine Uroma abgöttisch.
Er bekam alles von ihr und die zwei telefonierten mindestens einmal pro Woche. Zur Einschulung vor einem Monat ist Oma extra gekommen, worauf Chris mächtig stolz war. Zu seinem Geburtstag vor drei Wochen bekam er dann das über alles gewünschte Rad von meiner Oma, was er hegte und pflegte wie seinen Augapfel.
Und als ich ihm dann erklären musste, dass Oma jetzt nicht mehr kommen würde, konnte er es gar nicht begreifen. Chris fing an zu weinen, dachte er hätte etwas angestellt und müsste nur ganz brav sein, dann würde sie wieder kommen. Erst Edward konnte ihm klar machen, dass seine Uroma nun mit den Engeln fliegen würde und immer auf ihn aufpassen würde.
Christian schlief seitdem nicht mehr wirklich gut, sein Fahrrad hatte er seit Donnerstag nicht einmal angeschaut und eigentlich wollte ich ihm diese Prozedur heute auch ersparen. Doch er hatte auf stur gestellt und wollte unbedingt mit. Also war er nun auf Edwards Arm, sah teilnahmslos in das Grab vor uns, wo ein schneeweißer Eichensarg lag, der über und über mit Rosen geschmückt war. Christian schien genau zu begreifen was hier passierte, hin und wieder kullerte eine Träne über seine Wange, dann legte er seinen Kopf auf Edwards Schulter. Die Arme hatte er fest um Papas Hals geschlungen, in den Händen hielt er einen Strauß Blumen aus unserem Garten, die er selbst mit Oma gepflanzt hatte.
Lily Marie war zu Hause bei Tanya und Jacob, die sich heute extra für uns frei genommen hatten. Für ihr Alter war eine Beerdigung sicherlich nicht das richtige, aber da alle anderen aus der Familie hier waren, hatten die beiden sich angeboten auf sie aufzupassen.

Zwischenzeitlich war auch der Pfarrer vom Grab weggetreten und hatte nun Platz für uns Angehörige gemacht.
Mein Onkel Marc und Tante Caroline gingen als erstes voran, gefolgt von ihren Kindern. Dann war meine Mum an der Reihe, zusammen mit Dad. Emmett und Rose standen hinter uns, gingen jedoch ohne ein Wort vor uns und ließen mir noch etwas Zeit. Doch auch die beiden waren irgendwann vor dem Grab weg, also musste ich nun vortreten.

„Ich bin bei dir Schatz.“, flüsterte Edward mir zu und drückte meine Hand. Ich sah kurz zu ihm auf, nickte und ging dann vorsichtig zu dem offenen Grab.
Der weiße Sarg lag nun direkt vor mir, die Blumen waren teilweise schon mit Erde bedeckt. Also nahm auch ich eine Schaufel voll, dann noch etwas von dem Weihwasser.
„Oh Oma, du hättest wenigstens noch Tschüss sagen können.“, schniefte ich und warf meine Rosen in das Loch vor mir. Die Tränen rannten nur so meine Wangen herab, ich machte mir nicht mal die Mühe sie wegzuwischen.
„Machs gut Rosa, grüß deinen Mann von uns.“, sagte Edward leise und schüttete ebenfalls Erde hinzu.
„Da Oma, die sind für dich. Haben wir zusammen gepflanzt. Ich hoffe, sie gefallen dir und ich werd nächstes Jahr wieder welche pflanzen. Und in der Schule, hab ich jetzt schon das R gelernt, ich kann also schon fast deinen Namen schreiben. Wenn ich das kann, leg ich dir einen Brief hier her, da fahr ich dann extra mit dem Fahrrad von dir hier her. Hoffentlich kommst du dann mit deinen Engeln und liest ihn. Und ich guck jeden Abend in den Himmel, so wie Papa gesagt hat. Vielleicht seh ich dich ja bald mal.“
Christian warf seinen Strauß Blumen auf den Sarg, ich musste bei seinen Worten nur noch mehr weinen. Er war für einen sieben Jährigen schon so weit und schlau, das machte mir manchmal richtig Angst.

„Gott Christian...“, flüsterte ich, ich war so überwältigt von seinen Worten.
„Scht Bella, es wird alles gut.“
Edward legte einen Arm um mich und zog mich an sich. Langsam liefen wir vom Grab weg, ich hielt mich regelrecht an Edward fest.
„Mummy, ist Oma jetzt schon bei den Engeln?“, fragte mich Christian und fuhr mir über den Kopf.
„Ja Schatz, Omi ist schon da. Sie passt jetzt auf uns alle auf, auf dich natürlich am meisten.“, erwiderte ich und wischte mir die Tränen weg.
„Aber dann ist doch alles gut oder? Ich mein, da oben geht es Oma doch gut.“
Inzwischen waren wir beim Rest unserer Familie angekommen.
„Natürlich Christian, Oma hat es da oben ganz gut. Vor allem hat sie jetzt auch ihren Mann wieder.“ Emmett nahm Christian von Edward, der mich nun ganz in den Arm schloss.
„Warum ist Opa schon da oben und Oma ist nicht gleich mit?“, fragte Chris erneut.
„Weißt du Chris, manchmal rufen dich die anderen Engel und dann musst du zu Ihnen. Aber es ist oft nur ein Platz frei und man muss warten bis wieder ein Platz frei ist. Deshalb ist deine Oma jetzt erst zu den Engeln.“
Rose war so ein Schatz, ich hätte es nicht besser erklären sollen. Ich hätte gar nicht gewusst wie, mir fehlten von Anfang an die Worte.
„Ach Bella, es tut mir immer noch so Leid, vor allem das es so schnell ging.“
Alice stand mit verheulten Augen vor mir.
„Danke Alice, danke.“
fielen uns in die Arme, über ihre Schulter sah ich Jasper mir trostspendend zunicken.

Mein Dad hatte inzwischen Christian auf dem Arm und mein Onkel tröstete meine Mum. Meine Schwiegereltern unterhielten sich mit Caroline und ein paar andern Angehörigen. Es konnten alle immer noch nicht fassen, da Oma nie wirklich krank war. Aber gegen einen Herzinfarkt konnte man einfach nichts machen, der kündigte sich auch nicht an.

„Komm her Schwesterchen, es wird alles gut.“
Emmett nahm mich in seine breiten Arme und ich weinte wieder hemmungslos.
„Warum Emmett, warum?“, heulte ich.
Diese Wort hatte ich die vergangenen Tage gefühlte 3 Milliarden Mal gesagt, aber beantworteten konnte es niemand.
„Bella, dafür gibt es keine Antwort, das weißt du. Du musst jetzt stark sein, für dich und deine Kinder. Christian braucht dich jetzt und auch Lily.“, antwortete Emmett leise, so das nur ich es hören konnte.
„Aber es tut doch so weh. Wie soll ich da die Kraft für die Anderen haben?“
„Wir sind doch bei dir Bella, aber du musst jetzt loslassen. Nicht vergessen, aber loslassen.“
Darauf sagte ich nichts mehr, sondern nickten nur einfach gegen seine Brust.

Langsam wurden es immer weniger die am Grab waren und hin und wieder teilten uns einige ihr Beileid mit. Meine Oma war hier sehr beliebt und in vielen Vereinen, weshalb bestimmt weit über hundert Leute zu ihrer Beerdigung gekommen waren. Als sich endlich alle von ihr verabschiedetet hatten, gingen auch wir noch einmal zum Grab.
Stumm verabschiedeten auch wir uns nochmal von Oma, niemand sagte auch nur ein Wort. Ich wusste, dass Emmett Recht hatte mit dem, was er vorhin sagte. Deshalb gab ich meiner Oma noch ein stummes Versprechen.
Ich würde wieder leben, so wie sie es immer wollte. Fröhlich, lebensfroh und warmherzig. Nie würde ich sie vergessen und immer wieder auch besuchen. Doch nun wollte ich wieder für meine Familie da sein und würde sie und meinen Opa für immer im Herzen tragen.


Zwei Wochen später

„Lily, komm her, nein Lily, nein. Kommst du jetzt her, wir müssen noch deinen zweiten Schuh anziehen. Lily, kommst du... Schatz, kannst du mir mal helfen?“, vernahm ich Edwards verzweifelte Stimme aus dem Wohnzimmer.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte ich genervt und ging zu ihm.
Wir wollten gleich zu Alice und Jasper, die heute ihren Geburtstag nach feierte mit Kaffee und Kuchen.
Als ich im Wohnzimmer ankam, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Edward saß ziemlich fertig auf dem Sofa, in der Hand hielt er einen Schuh von Lilly und unsere Tochter hatte sich hinter der Bücherwand versteckt. Das machte sie immer, wenn sie ihren Daddy ärgern wollte, die Wand stand ein wenig ab und unsere Tochter passte optimal dahinter. Edward wollte die Wand, schon seit Lily laufen konnte, verschieben, doch aufgrund der vielen Bücher und des Aufwandes, hatte er es dann doch nicht gemacht. Lange würde unsere Süße sowieso nicht mehr dahinter passen, es war gerade mal knapp ein halber Meter und Lily wuchs schnell.

„Aha, veräppelt dich deine Tochter mal wieder?“, zog ich Edward auf.
„Von wem sie das wohl hat.“, kam es ziemlich bissig zurück.
Grinsend ging ich zum Bücherregal, Lily saß ganz in der Ecke und grinste mich an.
„Na, ärgerst du den Papa wieder?“
Ein noch viel breiteres Grinsen folgte, zusammen mit einem Nicken.
„Komm her Süße, Tante Alice wartet doch schon mit dem Kuchen. Sie hat extra für dich einen Schokoladenkuchen gemacht. Und Oma bringt Muffins mit. Da willst du doch welche abhaben bevor dein Bruder alle isst.“
Das zog sofort, mit einem Satz war Lily in meinen Armen.
„Will auch Mofels haben.“, sagte Lily und machte einen Dackelblick, das Wort Muffin wollte ihr noch nicht ganz gelingen.
Lily Marie war nun eineinhalb, sie kam am 27. April 2016 zur Welt. Den Zweitnamen hatte sie von mir geerbt. Es war schon fast eine Tradition in unserer Familie, einer Tochter den Zweitnamen Marie zu geben. Oma hatte ihn, Mum und ich natürlich auch. Sie war ein absolutes Wunschkind, ich und Edward wollten nicht noch länger warten mit dem zweiten Kind. Immerhin war Christian da schon fast sechs und wir wollten den Altersunterschied nicht noch größer werden lassen. Außerdem hatte Edward zu diesem Zeitpunkt sein Studium fertig und wir hatten gerade ein neues Haus bezogen, als wir uns entschlossen nochmal ein Kind zu bekommen. Das kleine Poolhaus im Garten der Cullens wurde mit der Zeit zu klein, also kauften wir uns ein kleines Häuschen am anderen Ende der Straße, in der auch meine Eltern und Edwards wohnten.

„Na du kleine Hexe, bei Mama kommst du gleich.“
Edward kitzelte seine Tochter. Seit sie laufen konnte, tanzte sie ihrem Daddy regelrecht auf der Nase herum. Doch er liebte sie abgöttisch und konnte ihr nie lange böse sein. Also zog er ihr den zweiten Schuh an, dann nahm er sie selbst auf den Arm.
Lily hatte die Haarfarbe ihres Vaters geerbt, dazu meine braunen Augen. Ihre Haare gingen in sanften Locken bis zum Hintern, sie wollte sie partout nicht schneiden lassen, außerdem wuchsen sie genauso schnell wie meine. Vom Wesen her war sie ebenfalls wie Edward, ruhig, impulsiv und immer fröhlich.
Christian war das komplette Gegenteil. Er konnte stur sein, setzte grundsätzlich seinen Kopf durch, eben alles meine Eigenschaften. Aber er war in einer Hinsicht wie Edward, wenn es um seine Schwester ging. Christian würde Lily immer verteidigen und hinter ihr stehen, selbst wenn sie hin und wieder seine Spielsachen kaputt machte. Und Lily wusste auch genau, wie sie ihren Bruder um den Finger wickeln konnte, eine Eigenschaft, die sie von mir wohl hatte. Aber in einem waren wir uns einig, Edward und ich hatten die besten Kinder, die man sich wünschen konnte.

„Christian, kommst du?“, rief ich zu meinem Sohn die Treppe hinauf. Sogleich erschien er an der Treppe und hüpfte jede Stufe einzeln herab.
„Mum, darf ich das Fahrrad mitnehmen?“, fragte er und ich war total geplättet. Das Fahrrad hatte er seid Omas Tod nicht angerührt und ausgerechnet heute wollte er es haben.
„Ja, also, ich weiß nicht.“, stotterte ich total überrumpelt.
„Natürlich Chris, wir packen es in den Kofferraum. Lily will auch ihr Bobycar mitnehmen.“, kam mir Edward zu Hilfe und ging mit Lily auf dem Arm und ihrem Bobycar in der anderen Hand aus dem Haus.
„Super! Los Mama, ich will zu Tante Alice und Onkel Jasper.“
Christian nahm mich bei der Hand und zog mich mit sich.
„Jaja, ist ja schon gut. Warte, ich brauch noch meine Tasche.“, lachte ich und holte mir diese aus der Küche.

In der Garage hatte Edward unsere Tochter schon in den Kindersitz gesetzt und angeschnallt. Chris machte das inzwischen selbst und wollte keine Hilfe mehr. Das war so typisch für ihn, immer mit dem Kopf durch die Wand. Also setzte ich mich neben Edward und nachdem er das Rad von Chris verstaut hatte, fuhren wir auch schon los.

Alice und Jasper hatten sich ein Haus in der Nähe von Jaspers Eltern gekauft. Beziehungsweise war das das Hochzeitsgeschenk von Max und Jenni zu ihrer Hochzeit vor zwei Jahren. Es war etwas größer als unseres und im mediterranen Stil gehalten. Alice und ich hatten es eingerichtet, immerhin konnten wir so auch unseren Beruf ausüben.
Alice und ich waren in die Fußstapfen unserer Mütter getreten und hatten Architektur studiert. Natürlich waren wir auch bei ihnen in der Agentur angestellt, welche mittlerweile als beliebteste in West-Amerika galt.
Jasper hingegen, hatte sich wie seine Schwester für ein Jurastudium entschieden. Natürlich waren die beiden, wie auch Edward, in der Kanzlei von unseren Vätern tätig. So würde nämlich jeder Name weiter bestehen, Rose und mein Bruder hatten vor einem Jahr geheiratet.

Edwards und meine Hochzeit war ja die kleinste von allen. Jasper und Alice hatten schon ordentlich auf den Putz gehauen bei ihrer Hochzeit. Knapp 150 Leute waren eingeladen, die Feier ging bis zum nächsten Morgen.
Aber Emmetts und Rosalies Hochzeit sprengte alles. Was auch daran lag, dass Emmett sein gesamtes Footballteam eingeladen hatte. Mein Bruder hatte auf dem College Sport studiert und wurde dort für das Footballteam entdeckt. Inzwischen spielte er in der Profiliga bei den Arizona Cardinals, war erfolgreicher Quaterback und hatte mit seinem Team schon zwei Meisterschaften eingefahren. Nun ja und deshalb belief sich die Gästeliste bei seiner Hochzeit auf fast 300 Mann, inkl. aller Trainer, Spieler usw. Natürlich zählten auch einige wichtige Gäste von der Kanzlei und Kunden von Rose dazu, aber das meiste trug Emmett dazu bei. Es war kaum verwunderlich, dass die Feier einfach nur gigantisch war und das Gesprächsthema Nummer Eins in Phoenix. Sogar die Presse hatte darüber berichtet, es war einfach unglaublich.

Die beiden hatten sich nicht unweit von Edward und mir niedergelassen, das Haus, in dem sie wohnten hatten sich Emmett und Rose nach ihren Wünschen bauen lassen. Emmett hatte in den letzten drei Jahren beim Football gut verdient und so ließ das Haus keine Wünsche offen. Im Keller war ein riesiger Geräteraum, Sauna und ein Innenpool. Rose hatte eine megagroße Küche, die fast so groß war wie unser Wohnzimmer und im ersten Stock hatte sie ein extra Kleiderzimmer und noch zusätzlich eins Zimmer, für ihre Schuhe. Natürlich hatten Mum und Renee das Haus entworfen, ich und Alice halfen bei der Innenausstattung.

Natürlich hatte dieser Hausbau auch Auswirkungen auf uns. Edward hatte sofort, als der Rohbau fertig war, beschlossen, dass wir auch bauen würden. Das Haus, in dem wir nun lebten war nur als Überganglösung geplant, das war von Anfang an klar. Die Pläne waren schon fast fertig und noch bevor Lily in den Kindergarten kommen würde, sollte unser Traumhaus stehen. Ein Grundstück war auch schon ausgesucht, es lag nur zwei Straßen weiter und grenzte an einen kleinen Wald. Einfach perfekt und ich freute mich jetzt schon darauf.

Nach knapp zehn Minuten kamen wir auch schon bei Alice und Jasper an, den Autos nach waren alle schon vor Ort. Jacob und Tanya schienen auch da zu sein, zumindest stand Tanyas roter SUV in der Auffahrt.
Die beiden waren doch tatsächlich zusammen geblieben und nachdem Tanya ihren Abschluss in Deutschland gemacht hatte, fing sie in den USA an, zu studieren.
Kurz nach dem Studium wurde sie auch schon schwanger mit Zwillingen. Es waren zwei Jungs, die vollkommen nach Jacob schlugen. Sowohl vom Aussehen als auch vom Wesen, einzig die blauen Augen hatten sie von Tanya geerbt, sonst konnte Jacob nicht leugnen, dass es seine Söhne waren. Der hatte inzwischen seine Doktorarbeit abgelegt und praktizierte nun im örtlichen Krankenhaus als Arzt in der Chirurgie. Tanya selbst hatte Sozialpädagogin studiert und war in einem Kindergarten angestellt. Robert und Taylor, die zwei Jungs von ihnen, waren jetzt schon fast drei und gingen in den Kindergarten, in dem auch Tanya war. Die vier lebten etwas außerhalb von Phoenix, was aber unserer Freundschaft keinen Abbruch tat.

„Hey, da seid ihr ja endlich. Es sind schon alle da, nur auf euch mussten wir mal wieder warten.“, begrüßte uns Jasper gespielt empört.
„Tut uns Leid, Lily hat es ihrem Dad mal wieder nicht einfach gemacht.“, erklärte ich mit einem Grinsen.
Zusammen liefen wir in den Garten, wo wir auch gleich meinem Dad über den Weg liefen.
„Oh, das alte Spiel mit der Bücherwand.“, stellte er fest.
„Ja genau das Charlie.“, gab Edward zähneknirschend von sich und kneifte seiner Tochter in die Backe.
„Nicht aua machen Daddy.“, beschwerte sich Lily, schlug die Hand weg und streckte Edward die Zunge raus.
„Ja ja, von wem sie das wohl hat?“ Emmett stand mit einem breiten Grinsen vor mir.
„Emmett, was machst du denn hier? Ich dachte, du bist bei einem Spiel?“
Fröhlich umarmte ich ihn, ich hatte meinen Bruder seit der Beerdigung nicht mehr gesehen. Durch seinen Sport war Emmett viel unterwegs und hatte fast täglich Training. Auch wenn er nur einen Steinwurf entfernt von mir wohnte, ich sah ihn höchstens einmal in der Woche. Und das war meistens im Footballstadion, bei einem Heimspiel.

„Eigentlich ja, aber ich hab mir ne Muskelzerrung im Training geholt, deshalb hat mich der Coach nicht mitgenommen nach New York. Ich sollte lieber fit werden für das Derby nächste Woche, das ist wichtiger. Und, wo ist jetzt mein Lieblingsneffe?“, fragte er und hielt nach Christian Ausschau.
„Eine gute Frage, wo ist euer Sohn?“, fragte nun auch meine Mum.
„Öhm, er war gerade noch hinter uns.“, meinte ich total ratlos.
„Da kommt er doch schon.“, rief Edward und wir sahen zur Gartentür.
Christian kam mit seinem Fahrrad angeschossen und legte eine Vollbremsung vor uns hin.
„Er fährt wieder mit dem Rad?“, flüsterte mir Mum fragend zu.
„Aber erst seit heute, er wollte es unbedingt mitnehmen.“, erklärte ich leise und sah überwältigt zu meinem Sohn.
„Das ist gut, sogar sehr gut. Wahrscheinlich verarbeitet er es dann so besser.“, hörte ich Carlisle hinter mir sagen.
„Das denk ich auch. Wo ist denn Alice?“, fragte ich, auf der Terrasse sah ich nur Jasper, Jacob und Tanya, meine Eltern, Jaspers Eltern und meine Schwiegereltern.
„Die stillt gerade Haley, aber sie wird bestimmt gleich fertig sein.“, antwortete mir Jenni.

Haley war die vier Monate junge Tochter von Alice und Jasper. Sie kam am 2. Juli zur Welt und war, wie Lily, ein absolutes Wunschkind der beiden.
Seit ihrer Hochzeit, und auch schon davor, hatten Jasper und Alice versucht ein Kind zu bekommen. Aber Alice produzierte leider zu wenig Eizellen, weshalb erst eine künstliche Befruchtung den Erfolg brachte. Deshalb wurde auch die kleine Haley Summer Hale von vorne bis hinten verwöhnt. Doch natürlich sollte sie kein Einzelkind bleiben, in ein, zwei Jahren wollten es Alice und Jasper nochmals probieren.
So waren nur noch mein Bruder und Rosalie kinderlos, doch die zwei hatten schon angekündigt, dass dies nicht all zu lange so bleiben würde und sie schon fleißig am üben wären.

„Hey, ihr zwei seid auch endlich da. Hat Lilly euch wieder auf Trab gehalten?“
Alice kam mit Haley auf dem Arm auf die Terrasse. Es zwar schon Anfang November, aber dennoch war es tagsüber immer noch so warm, das man sich ohne Probleme im Freien aufhalten konnte. Meine Mum und Jenni hatten Kuchen gemacht, dazu noch Alices berühmter Schokoladenkuchen, den meine Tochter über alles liebte.
„Wer denn sonst?“, meinte Edward mit einem Grinsen und sah zu Lily. Die tobte zusammen mit Robert und Taylor durch den Garten, gefolgt von ihrem Bruder, der immer noch auf seinem Rad Runden fuhr.
„Komm, setzt euch, Jasper kommt gleich mit dem Kaffee.“, wies sie uns an und setzte sich auf die Hollywoodschaukel mit ihrem Baby.
„Na ihr zwei, wie geht’s euch?“, fragte ich Jacob und Tanya, neben die ich mich setzte.
„Gut und euch?“ stellte Jacob die Gegenfrage.
„Ebenfalls. Musst du heute gar nicht in die Klinik?“, frage Edward Jacob.
„Doch, ich hab Nachtdienst. Und ich steh auf Abruf, falls ein Notfall reinkommt. Was ich natürlich nicht hoffe.“
„Ich auch nicht, hat schon die letzten Tage gereicht. Bin ich froh, wenn die neuen Ärzte kommen, dann musst du nicht mehr so oft den Notdienst machen.“
Tanya hatte es wirklich nicht einfach getroffen mit Jacob als Arzt. Er war oft tagelang nicht wirklich zu Hause. Wenn dann nur zum Schlafen, Umziehen und wieder in die Klinik. Doch sie wusste, dass sie sich damit abfinden musste und machte deshalb das Beste daraus.

Jasper brachte inzwischen den Kaffee und meine Mum und Esme verteilten den Kuchen. Alice hatte Haley in ihre Wiege gelegt, nachdem sie ihr Bäuerchen gemacht hatte und dann auf ihrem Arm eingeschlafen war.
Wir unterhielten uns am Tisch über alles mögliche, über die vergangen Wochen und noch mehr. Die Kinder spielten im Sandkasten, nur Chris spielte mit Jasper, seinen Opas, Max, Edward und Jacob Fußball. Emmett konnte leider nur den Schiedsrichter machen.

„Man, guck dir die Männer an. Kaum haben sie einen Ball und ein kleines Kind, können sie sich selbst wie welche aufführen.“, lachte Alice.
„Jetzt streiten sie sich doch tatsächlich darum, ob es ein Tor war oder nicht. Also Jasper und Jacob sind echt Kindsköpfe. Und Charlie und Max mittendrin, schau dir das an.“ Jenni zeigte auf die vier, die in einem Kreis zusammen um die imaginäre Torlinie standen und wild diskutierten.
Jacob und Max beharrten darauf, dass es ein Tor war, während mein Dad und Jasper das Gegenteil behaupteten. Christian stand mit Edward und Carlisle bei Emmett und schüttelten nur den Kopf.
„Opa, Onkel Jasper, ich will jetzt weiter spielen.“, schmollte mein Sohn und stellte sich mit den Ball in der Hand trotzig vor sie. Die vier hörten sofort zu diskutieren auf und widmeten sich Christian.
„Mein Gott, die sind manchmal echt schlimm.“ Rose schüttelte grinsend den Kopf.
„Ja das stimmt, aber sag mal Rose, wie ging eigentlich dein Fall letzte Woche aus?“, wollte Esme wissen.

Rose hatte sich in der Kanzlei auf Familienrecht spezialisiert und letzte Woche ihren ersten großen Fall. Ein angeblicher ach so lieber Familienvater hatte seine zwei Töchter jahrelang missbraucht und seine Frau geschlagen. Dass er aber die Kinder missbrauchte, davon wusste die Mutter nie etwas. Sie dachte immer, dass nur sie seine Aggression abbekommen würde und er seine Töchter liebte. Erst als sie einmal früher von der Arbeit nach Hause kam, hatte er ihn dabei erwischt, wie er sich wieder an ihnen vergangen hatte. Die Mutter war so geschockt von dem Anblick, dass sie nicht wusste, was sie machen sollte. Gerade als sie zum Telefon gehen wollte und die Polizei rufen wollte, fiel der Mann seine Frau von hinten an. Er vergewaltigte sie auf brutalste Art und Weise und schlug sie dabei krankenhausreif. Mit letzter Kraft konnte sie noch die Polizei anrufen, der Mann machte sich in der Zwischenzeit auf die Flucht. Die Frau kam in das Krankenhaus, wo sie ihren Mann auch anzeigte. Die Kinder wurden erst in Obhut genommen und kamen dann zur Oma. Der Vater wurde nach zwei Tagen auf der Flucht total alkoholisiert geschnappt und kam sofort in Haft.

“Gott, hör mir nur auf. Ich war schon wirklich auf vielen Verhandlungen dabei, auch bei solchen Themen. Aber dieser Fall war wirklich heftig und schockte den ganzen Saal. Der Vater wollte doch tatsächlich einen Freispruch und behaarte auf unschuldig, das war unglaublich.“ Rose war ganz außer sich vor Wut.
„Die Kinder mussten ihn aber nicht noch einmal gegenüber treten? Wie alt waren die beiden nochmal?“, fragte Tanya.
„11 und 15, „genau das richtige Alter um sie für die Männerwelt vorzubereiten“, wie das Schwein immer wieder sagte. Aber sie mussten zum Glück nicht vor ihm Aussagen, der Richter hatte sie schon vorher vernommen. Doch die Mutter, für sie war das die reinste Tortur. Sie brach immer wieder in Tränen aus und war einem Nervenzusammenbruch nahe. Der Mann beschimpfte sie immer wieder, sie sei doch selbst schuld und eine Nutte, die es nicht anders verdient hatte. Doch ihre Anstrengungen hatten sich gelohnt, alle Geschworenen hielten den Angeklagten für schuldig in allen Anklagepunkten.“ Rose grinste gehässig aber triumphierend, etwas anderes hatte dieses miese Schwein auch nicht verdient.
„Das Väter zu so etwas in der Lage sein können, einfach unglaublich. Wie viel Jahre hat er bekommen?“, wollte Alice wissen und sah gedankenverloren zu ihrer Tochter, die friedlich schlief.
„20 Jahre und er wird so schnell auch nicht frei kommen, weil dringender Verdacht auf eine Wiederholungstat steht.“
„Das ist noch viel zu wenig für so einen Dreckskerl. Eigentlich gehört der an seinem besten Stück aufgehängt, seinen eigenen Kindern so etwas anzutun.“, schimpfte meine Mum.
„Das war das Höchstmaß, wenn ich gekonnt hätte, hätte ich die Todesstrafe gefordert. So jemand hat kein Recht hier zu sein. Aber glaub mir, Kinderschänder haben es nicht einfach im Knast. Die stehen ganz unten in der Hierarchie des Knastalltages.“ knurrte Rose und verengte die Augen zu Schlitzen.
„Rosalie, beruhig dich. Du darfst das nicht zu sehr an dich heran lassen, sonst macht dich der Job bald kaputt.“ Jenni legte eine Hand beruhigend auf die ihrer Tochter, die sich gleich etwas entspannte.
„Ich weiß, aber das war eben mein erster richtiger Fall und dann gleich so was. Schlimmeres kann es ja fast schon nicht mehr kommen.“
„Was kann nicht mehr schlimmer werden?“ Die Jungs kamen wieder zu uns und Emmett gab seiner Frau einen Kuss.
„Rose hat uns gerade von ihrem Fall erzählt.“, sagte Tanya schlicht.
„Ach so, ja wirklich übel. Wenn ich den in die Finger bekommen würde, ich würd Hackfleisch aus dem machen.“ Mein Bruder ballte die Hände zu Fäusten.
„Emmett, das ist nun mal leider so. Solche Idioten muss es auch geben und glaub mir, das war noch einer der harmlosesten. Was ich die letzten zwanzig Jahre an Verbrecher kennen gelernt habe, da war wirklich alles dabei.“ Mein Vater setzte sich zu Mum und schüttelte mit dem Kopf.
„Manchmal will man einfach nicht glauben, wie schlecht die Welt ist.“, stimmte Carlisle ihm zu.
„Nun aber Schluss mit solchen Themen, davon wollen wir uns doch nicht den Tag verderben lassen oder?“ Jenni sah in die Runde und jeder nickte.
„Das würd ich auch sagen, vor allem weil wir euch noch etwas zu berichteten haben.“ Emmett grinste wie ein Honigkuchenpferd und platzierte Rose auf seinem Schoss.
„Ach ja und das wäre?“, hakte Jasper neugierig nach.
„Naja, wir haben gesagt wir wollen euch nicht lange warten lassen und jetzt ist es auch schon bald soweit. Unser üben wurde belohnt.“, setzte Emmett fort und sah auffordernd zu Rosalie.
„Was ist bald soweit?“, nörgelte ich neugierig.
„Nun ja, Emmett und ich erwarten ein Baby.“, lies Rose nun die Bombe platzen und sah mit einem glücklichen Lächeln und funkelnden Augen zu meinem Bruder. Die Freude und das Glück darüber war den beiden anzusehen und ich freute mich so sehr für sie. Alle waren ruhig, nur die vier Kids spielten noch immer im Sandkasten.

„Echt wahr?“, kam es als erstes von Max.
„Ohne Scheiß?“ von Edward.
„So schnell?“ meine Mum.
„Oh wie schön.“ Alice
„Jawohl, noch mehr Kinder.“, Jacob
„Wann?“ Jasper
„Wie weit bist du?“ Ich
„Ich werd nochmal Opa.“, jubelte mein Dad.
„Herzlichen Glückwunsch.“ Esme
„Wie viele?“ Tanya
Und Jenni ließ ihre Glaswasser fallen.

„WOW, das sind Reaktionen, da weiß man gar nicht wo man anfangen soll.“, grinste Emmett.
„Ich bin in der 11. Woche und es ist nur eins.“, beantwortete Rosalie mehrere Fragen auf einmal damit.
„Oooooh, ich freu mich ja so. Komm her mein Kind.“ Jenni schloss ihre Tochter in die Arme und damit ging eine Welle der Glückwünsche los.
„Mummy, was ist denn los?“ Christian stand plötzlich bei uns und sah uns alle fragend an.
„Schatz, du bekommst wieder eine Cousine oder einen Cousin. Deine Tante Rose ist schwanger.“, erklärte ich ihm rasch.
„Echt? Das ist ja cool. Wann?“
„Nächstes Jahr im Mai.“, antwortete Emmett auf seine Frage.
„Och, noch so lange. Und wird es ein Junge?“, fragte Christian enttäuscht.
„Klar, ich kann nichts andres produzieren.“, gab Emmett mit breiter Brust an.
„Emmett, du Idiot.“ Rose verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und richtete sich dann an meinen Sohn.
„Chris, das kann ich dir leider noch nicht sagen. Aber sobald ich es weiß, bist du der erste, der es erfährt. Einverstanden?“
Chris nickte eifrig und grinste breit, dann lief er wieder zu den anderen Kinder und verkündete die frohe Nachricht.

„Hach, das freut mich so für euch. Glaub mir, es gibt nichts schöneres als schwanger zu sein.“, meinte Alice, als sie Rose beglückwünschte.
„Naja, das stimmt auch nicht immer.“, warf ich ein.
„Da muss ich Bella Recht geben, manchmal wirst du es verfluchen.“, stimmte mir Tanya zu.
„Jetzt macht ihr doch keine Angst, ihr habt es doch auch alle überlebt oder?“, tadelte uns Esme.
„Ist ja schon gut, wir haben nichts gesagt.“, grinste ich.
„Man Emmett, mach dich bloß auf was gefasst. Mitten in der Nacht aufstehen, weil Madame Heißhunger hat, stundenlange Fußmassagen und so weiter.“ Jasper stöhnte und klopfte meinem Bruder aufmunternd auf die Schulter.
„Und das ist nur der Anfang. Mal ist man zickig, dann wieder zuckersüß. Und ich red jetzt nicht vom Baby.“, pflichtete Edward ihm bei.
„Ganz zu schweigen von den Essgewohnheiten.“, gab nun auch Jacob seinen Senf dazu.
„Sonst noch was?“, giftete Alice.
„Wieso werdet ihr nicht einfach schwanger, wenn wir euch da so nerven?“, schnauzte ich und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Oh Oh Jungs, da habt ihr euch jetzt aber ein Ei gelegt.“, lachte mein Dad.
„Ach Schatz, ich hab das doch gar nicht so gemeint.“, versuchte Jacob als erstes, seine Tanya zu beschwichtigen.
„Ja genau und ich bin der Kaiser von China.“, giftete diese ihn an.
„Versuch es erst gar nicht, wir reden später.“, kam Alice Jasper zuvor, der gerade zum Reden ansetzen wollte. Schulterzuckend ließ der sich neben ihr nieder und küsste sie auf die Wange.
„Gleiches gilt für dich. Sieh lieber mal nach deiner Tochter, der scheint Sandkuchen sehr gut zu schmecken.“, sagte ich gespielt gereizt zu Edward.
„Och Lilly, lass das sein. Das schmeckt doch bäh.“ Edward lief zum Sandkasten und nahm Lilly die Schaufel voller Sand aus der Hand, worauf diese lautstark zu weinen begann.
„Ja, gewöhnt euch schon mal dran. Das hört ihr bald täglich.“, grinste Carlisle am Ende des Tisches. Und wie auf Kommando fing nun auch Haley an zu schreien.
„Da hat wohl jemand die Windeln voll, uuuh, ja, sogar sehr.“ Jasper nahm seine Tochter aus der Wiege, verzog kurz das Gesicht wegen der vollen Windel und ging mit ihr nach drinnen.
„Willst du nicht gleich üben gehen?“, fragte Alice schnippisch zu Emmett.
„Neee, ich hab jahrelange Erfahrung mit Christian und Lily.“, winkte dieser ab.
„Na das fängt ja schon gut an. So kommst du mir zu Hause aber nicht davon.“ Rose zog Emmett lachend am Ohr, was uns auch alle zum Lachen brachte.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit viel Reden, den Kindern und Zukunftsplänen. Gegen acht verabschiedeten wir uns alle voneinander, schließlich mussten die Kinder nach Hause ins Bett. Lily und Robert waren schon in den Armen ihrer Väter eingeschlafen und mussten ins Auto getragen werden, wo auch Christian gleich die Augen zufielen, als er im Kindersitz saß.




EPOV


Ich stand in unserem Schlafzimmer vor dem großen Spiegel und band mir meine Krawatte. Momentan war ich nervös uns aufgeregt, doch schon in einer Stunde musste ich genau das Gegenteil sein und einen kühlen Kopf bewahren. Heute war mein großer Tag, der letzte Verhandlungstag in einem der größten Prozesse in Phoenix. Es war nicht mein erster Fall, den ich vertrat, aber mein größter bisher. Und auch mein erster Mordfall. Ich hatte schon alles durch, Diebstahl, Körperverletzung darunter auch schwere, Einbrüche usw, aber das war mein erster Mordprozess. Und was für einer.

Der Stadtrat von Phoenix war angeklagt, seine Frau nach einer durchzechten Nacht mit mehreren Schüssen hingerichtet zu haben, dann sei er ohne irgendwelche Skrupel nach Las Vegas gefahren. Tatsächlich sprach einiges gegen ihn, wie zum Beispiel, dass die tödlichen Schüsse aus seiner Waffe abgefeuert wurden, aber genauso viel sprach dagegen. Und genau das wollte ich heute noch einmal bekräftigen und meinen letzten Trumpf ausspielen, den ich gestern von meinen Ermittlern bekommen hatte. Bis gestern war ich mir nicht sicher, dass ich diesen Fall gewinnen würde. Doch dann spielte das Glück mit und endlich konnte ich die Unschuld von meinem Mandanten beweisen.

„Na mein Schatz, bist du schon nervös?“ Bella tauchte hinter mir auf und legte ihre Arme um mich.
„Und wie Bella, aber ich werde den Prozess gewinnen.“, gab ich siegessicher von mir.
„Daran habe ich keine Zweifel. Und wenn der endlich vorbei ist, können wir uns voll und ganz auf Weihnachten und unseren Urlaub konzentrieren.“
„Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue.“
Ich drehte mich zu Bella um und gab ihr einen Kuss. Wir feierten Weihnachten noch zusammen mit unsrer Familie, dann würden wir nach Salt Lake City in den Urlaub fahren und dort auch Silvester verbringen. Unsere Kinder hatten noch nie Schnee gesehen und das wollten wir Ihnen nicht vorenthalten.
„Ich muss dann los, ich meld mich gleich nach der Verhandlung.“
„Wir denken an dich und drücken dir alle Daumen!!“ Bella streckte sich zu mir hoch und gab mir nochmals einen Kuss.
„Geb Christian und Lily später einen Kuss. Bis später, mein Schatz.“
Noch einmal gab ich Bella einen Kuss auf die Stirn, dann schnappte ich mir mein Sakko und Aktenkoffer und ging zu meinem Aston Martin.


Vor dem Gericht warteten schon lauter Reporter und Schaulustige, ich musste mich regelrecht durch das Getümmel kämpfen. Vor dem Gerichtssaal wartete dann mein Dad, der mir seelischen Beistand bei diesem Prozess gab.
„Guten Morgen mein Sohn, heute ist der große Tag.“, begrüßte er mich.
„Morgen Dad, du glaubst gar nicht wie nervös ich bin.“, erwiderte ich leise.
„Das glaub ich dir, ging mir damals bei meinem ersten Mord nicht anders. Aber du warst bisher sehr überzeugend und mit den neuen Beweisen wirst du den Prozess gewinnen.“, sprach mir mein Dad Mut zu.
„Danke Dad, lass uns rein gehen, der Richter und die Geschworenen werden bald kommen.“ Zusammen gingen wir in den Gerichtssaal, in dem einige Familienangehörige des Opfers so wie des Stadtrates saßen. Es war keine öffentlich Sitzung, deshalb waren nur die engsten Vertrauten erwünscht. Mein Dad nahm in der ersten Reihe hinter mir Platz, für mich war das eine große Stütze.
Ich ordnete meine Unterlagen und bereitete mich auf die Eröffnung des Prozesses vor, während nach und nach die Geschworenen eintraten, genauso wie der Angeklagte Mr. Rathbone.

„Guten Tag Mr. Cullen.“, begrüßte er mich schlicht, die Polizisten die ihn herein führten, nahmen ihm die Handschellen ab.
„Guten Morgen Mr. Rathbone, heute werden wir den entscheidenden Schlag setzen.“, sagte ich, natürlich war der Stadtrat über die neuesten Entwicklungen informiert.
„Das wird eine ordentlich Welle auslösen, das ist Ihnen hoffentlich klar.“
„Natürlich, aber es bedeutet auch Ihren Freispruch.“

Mr. Rathbone nickte schwach, die letzten Wochen hatten ihn deutlich gezeichnet. Und selbst wenn wir diesen Fall gewonnen hatten, würde er nicht mehr als Stadtrat funktionieren können. Er hatte mir schon gesagt, dass er sofort die Stadt verlassen würde und sich in seinem Ferienhaus in Kanada zur Ruhe setzen würde, wenn dieser Prozess vorbei sei. Das konnte ihm auch niemand verübeln, immerhin war er schon in einem gemäßigten Alter und nach diesem Prozess würde ich dasselbe tun.

„Erheben Sie sich bitte alle für Richter Donovon.“, forderte man uns auf und der Saal erhob sich. Dann trat der Richter durch die Türe, der Prozess konnte beginnen.

Als erstes wurde die Anklageschrift erneut verlesen, dann wurde die Haushälterin vernommen, die die Leiche gefunden hatte. Sie wiederholte alles genau so, wie schon in den vorherigen vier Prozesstagen.
Morgens als sie zur Arbeit kam, lag Mrs. Rathbone in einer Blutlache im Schlafzimmer, die Waffe lag nicht unweit von ihr entfernt. Die Frau wurde im Schlaf getötet, sie hatte von allem nichts mitbekommen. Das Auto meines Mandanten fehlte in der Garage, sonst war alles wie immer. Es gab keine Einbruchspuren und auch keine Spur von Dritte, die im Haus hätten sein können.
Dann wurde mein Mandant erneut vernommen, auch er wiederholte alles genau so, wie schon die Tage zuvor.

„Aber Mr Rathbone, war es nicht so, dass sie am Morgen nach dem Mord, ohne jegliche Erinnerung in Las Vegas in dem MGM Hotel erwacht sind?“, fragte der gegnerische Anwalt.
„Ja, das ist richtig. Aber ich habe meine Frau nicht umgebracht. Ich war doch nicht mal mehr zu Hause nach der Feier.“, beteuerte mein Mandant.
„Woher wollen Sie das wissen, wenn sie doch keine Erinnerung an diesen Abend nach der Betriebsfeier haben?“
„Einspruch, das ist irre Führung meines Mandanten.“, warf ich dazwischen, ehe Mr. Rathbone antwortete.
„Stattgegeben, Sie müssen darauf nicht antworten Mr. Rathbone.“, gab der Richter meinem Einspruch statt.
Der Stadtrat nickte und der gegnerische Anwalt setzte die Befragung fort. Es waren wieder die selben Fragen wie die letzten Tage, die typische Zermürbungstechnik. Er wollte ihn solange dasselbe fragen, bis er schließlich einknickte und alles zu gab. Aber das würde er nicht, da war ich mir sicher. Weil er es auch gar nicht konnte.
Als Mr. Stuart, der gegnerische Anwalt endlich fertig war, rief ich einen neuen Zeugen auf, von dem bisher niemand etwas wusste. Und er war genauso überrascht hier geladen zu sein, wie alle anderen. Doch das war mein Trumpf und Mr. Rathbones Schlüssel zur Freiheit.

„Mr. Lutz, ich habe sie als Zeugen geladen, weil sie der Letzte waren, der meinen Mandanten gesehen hat, bevor er die Feier verließ. Ist das richtig?“, fing ich mit meiner Befragung an.
„Das ist richtig. Aber das habe ich doch schon alles bei der Polizei gesagt, warum wurde ich dann hier noch geladen?“
Mr. Lutz war sichtlich nervös und wusste nicht, was er hier sollte. Es sollte für mich ein Kinderspiel werden, das ganze schnell zu beenden.
„Dazu komme ich noch, keine Sorge. Mr. Lutz, ist es richtig, dass Sie sich bei der letzten Wahl zum Stadtrat auch aufstellen lassen haben und nur knapp gegen den Angeklagten verloren haben?“
„Ja, aber das ist doch schon zwei Jahre her.“
„Das ist richtig, aber sie haben die Niederlage nie wirklich verkraftetet, das ist auch richtig, nicht wahr?“
„Einspruch. Das hat nichts mit dem Fall zu tun.“, rief Mr. Stuart dazwischen.
„Ich komme gleich auf den Punkt Richter Donovon, es hat damit zu tun.“, sagte ich zum Richter, der nickte.
„Einspruch abgelehnt, antworteten Sie bitte auf die Frage.“, gab mir der Richter recht.
„Nun ja, wer verliert denn schon gerne. Aber nächstes Jahr stehen wieder die Wahlen an und dann werde ich gewinnen.“, antwortete Mr. Lutz mit einem breitem Grinsen.
„Sie sind sich Ihrer Sache ja ziemlich sicher. Aber kann es nicht sein, dass sie es so lange nicht abwarten wollten und Mr. Rathbone schon früher aus dem Weg haben wollten? Immerhin hat er das von Ihnen geplante Projekt im Westen der Stadt erst vor kurzem abgelehnt.“
„Was wollen Sie damit sagen?“
„Das würde ich auch gerne wissen Mr. Cullen, kommen Sie bitte auf den Punkt.“, wies mich der Richter mit Nachdruck an.
„Nur zu gerne. Ich habe gestern einen Beweis erhalten, der die Unschuld meines Mandanten beweist und dafür den hier sitzenden Mr. Lutz belastet. Die Polizei von Nevada ließ mir ein Radarfoto zukommen, das von einer Radarfalle etwas außerhalb Las Vegas aufgenommen wurde. Diese Falle wird leider nicht so oft gewartet, weshalb das Foto erst mit zwei Monaten Verspätung entwickelt wurde. Auf dem Foto ist eindeutig der Wagen meines Mandanten zu erkennen, der knapp 30 Meilen zu schnell war. Das Interessante daran ist aber, wer hinter dem Steuer sitzt.“
Ich hielt das Foto triumphierend hoch, das es jeder sehen konnte, dann übergab ich es an den Richter. Mr. Lutz zog hörbar die Luft ein und mein Mandant grinste ihn gehässig an.

„Das ändert die Lage natürlich extrem. Mr. Lutz, das sind Sie hinter dem Steuer, was haben Sie dazu zu sagen?“, richtete sich der Richter an den Zeugen.
„Das kann nicht sein, ich war zu Hause bei meiner Freundin.“, wehrte sich dieser.
„Nun, da kämen wir zum nächsten Punkt. Wie sich herausstellte, ist ihre Freundin Miss Stella Rodrigez. Vielen dürfte der Name sofort bekannt vorkommen. Miss Rodrigez ist nämlich die Hostess, die die Buchung von Mr. Rathbones Zimmer im MGM vornahm.“ Gemurmel kam im Gerichtssaal auf und Mr. Lutz wurde noch nervöser.
„Mr. Lutz, sie haben den Angeklagten auf der Feier mit Absicht abgefüllt, dann begannen sie mit Ihrem Plan. Sie bauten Vertrauen zu meinem Mandanten auf, obwohl sie sich beide auf den Tod nicht ausstehen konnten. Natürlich vertraute Ihnen Mr. Rathbone in seinem Zustand und ließ sich ohne Probleme von Ihnen überreden, ihn nach Hause zu bringen. In seinem alkoholisierten Rausch antwortete mein Mandant auf all ihre Fragen, deshalb erfuhren sie auch ohne irgendwelche Probleme, wo er die Waffe in seinem Haus aufbewahrte. Natürlich fuhren sie auch zu seinem Haus, doch Mr. Rathbone schlief schon auf der Fahrt dorthin ein. Nichts konnte sie nun noch daran hindern, ihren perfiden Plan weiter auszuführen.
Da sie seine Schlüssel ja schon besaßen, schlichen Sie sich ins Haus und holten die Waffe aus der Kommode unter der Treppe. Dann gingen Sie in das Schlafzimmer, wo seine Frau bereits schlief. Sie ahnte nicht einmal, was auf sie zukam, doch das interessierte Sie überhaupt nicht. Ohne Skrupel schossen sie sieben Mal auf Mrs. Rathbone, dann warfen sie die Waffe in die Ecke und verließen das Haus. Natürlich trugen sie die ganze Zeit Handschuhe, deshalb wurden weder im Auto noch im Haus ihre Fingerabdrücke gefunden.
Da die Schüsse auch von der Decke und den Kissen gedämpft wurden, hatten sie keine Blutspritzer abbekommen und DNA hatten sie auch keine hinterlassen, da Sie seit kurzem eine Glatze tragen. Doch mit dem Mord war ihr Plan noch nicht zu Ende.
Sie stiegen wieder in das Auto, in dem der Stadtrat immer noch schlief und von allem nichts mitbekommen hatte. Dann fuhren Sie mit Mr. Rathbone nach Las Vegas, gingen in das MGM mit ihm und checkten ein. Um dem allen noch Gewicht zu geben, engagierten Sie zwei Prostituierte, die Sie bezahlten und nun nicht mehr auffindbar sind, um ihn in das Hotel zu bringen, da er selbst nicht mehr in der Lage war zu laufen. Wie das Foto nämlich auch beweist, schlief Mr. Rathbone die gesamte Fahrt über und erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Das erklärt auch, warum er sich der Angeklagte an nichts mehr erinnern konnte.
Natürlich hatten die Damen, die sie engagiert hatten auch noch etwas Beweismaterial zurückgelassen, damit die durchzechte Nacht echt aussah. Leider konnten wir die Überwachungskameras nicht richtig auswerten, da die Damen nie richtig zu sehen waren und leider auch keine brauchbare DNA.
Und das Zimmer, ja wie konnte ein total alkoholisierter Mann, der nicht mal mehr richtig laufen konnte, noch ein Zimmer buchen? Ganz einfach. Das Zimmer hatten sie über ihre Freundin buchen lassen, die dann nur noch die Kreditkarte von ihm benötigten, welche sie ohne Probleme aus der Geldbörse von Mr. Rathbone entwenden konnten. Natürlich wusste Miss Rodrigez nichts von ihrem tödlichen Plan, sie tat Ihnen einfach nur einen Gefallen. Ein fast perfekter Plan Mr. Lutz, wäre da nicht die Radarfalle gewesen.“, endete ich mit meiner Ausführung und stand nun direkt vor dem Zeugen. Ich sah ihm direkt in die Augen, mein Blick durchbohrte Mr. Lutz.
Lutz war mit jedem Wort in sich gesunken, die Tränen standen ihm in den Augen.

„Hat es sich so zu getragen Mr. Lutz?“, fragte Richter Donovon mit Nachdruck. Doch er bekam keine Antwort, der Zeuge starrte mich ohne Regung an.
„Nun Kellan Lutz, wollen Sie nicht auf die Frage des Richters antworten?“, forderte ich mit einem leichten Grinsen.
Wie von der Tarantel gestochen, sprang er dann auf und schrie durch den Gerichtssaal.
„Ja verdammt, so war es. Dieses Schwein hat mich die letzten Jahre immer wieder ausgebootet. Alle Projekte von mir schlug er in den Wind, dann gewann er auch wieder die Wahl zum Stadtrat. Jeden Tag musste ich seine blödes Grinsen sehen, dann präsentierte auch noch bei jeder Gelegenheit sein Familienglück. Seine ach so wunderbare Ehefrau und seine drei Kinder, die in der Politik ebenfalls erfolgreich waren. Und ich? Ich war immer der Buhmann, immer der Idiot. Meine Frau ließ sich vor fünf Jahren scheiden, meine Tochter will nichts mit mir zu tun haben und meine jetzige Freundin ist eine beschissene Heroinabhängige, die nur auf mein Geld scharf ist. Dann kam dieses Fest und ich konnte alles mit einem Mal ändern. Und es sah alles so gut aus, doch diese beschissene Radarfalle macht jetzt alles kaputt.“ Lutz zitterte am ganzen Körper und fuchtelte wild mit den Armen. Die Polizisten hielten ihn fest und drückten ihn wieder in den Stuhl.
Mit einem zufriedenen Lächeln ging ich zurück zu meinem Tisch, wo ich auch meinen Dad und Mr. Rathbone lächeln sah. Diesen Prozess hatte ich gewonnen, dessen war ich mir sicher.


„Erheben Sie sich bitte für das Urteil der Geschworenen.“, sagte der Richter und wir taten was er verlangte.
„24 Geschworene waren bei der Verhandlung und alle 24 haben ihr Urteil gefällt. Es lautet: UNSCHULDIG! Der Haftbefehl gegen Jackson Rathbone wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben, all seine privaten Dinge werden ihm wieder übergeben. Sie dürfen sich setzen.“
„Danke Mr. Cullen, danke. Ohne Sie säße ich jetzt im Knast.“, bedankte sich Mr. Rathbone leise bei mir.
„Keine Ursache, dafür bin ich da.“, erwiderte ich leise, dann setzte der Richter mit der Urteilsverkündung fort.

„Gegen Sie, Mr. Kellan Lutz, wird Haftbefehl erhoben. Es besteht dringender Verdacht auf Fluchtgefahr, deshalb werden Sie auch nicht gegen Kaution frei gelassen. Ihre Tat ist unmenschlich und mit entsetzlicher Boshaftigkeit ausgeführt, wie ich es selten gesehen habe. Der Prozess gegen Sie wird in den nächsten Tagen beginnen. Somit ist diese Verhandlung geschlossen.“ Richter Donovon schlug mit dem Hammer auf den Tisch, somit war das Urteil rechtskräftig.
„Ich bin frei, ich kann es kaum glauben. Danke Mr. Cullen, danke.“
Ich packte meine Sachen zusammen, dann ging ich hinter Mr. Rathbone und meinem Dad aus dem Saal.
„Dad, oh Gott Dad, ich wusste, dass du es nicht warst. Das hättest du Mum nie angetan.“ Die Tochter von meinem Mandanten fiel ihm um den Hals.
„Oh Lucy, danke das du immer an mich geglaubt hast.“
Mein Mandant drückte seine Tochter an sich, es war schön zu sehen das ich die Familie wieder vereinen konnte. Allerdings glaubte der Sohn nie an die Unschuld seines Vaters und stand etwas Abseits von uns allen. Sein zweiter Sohn konnte leider heute nicht dabei sein, er stand wie seine Tochter immer hinter ihm.
„Glückwunsch mein Sohn, das hast du hervorragend gelöst.“, beglückwünschte mich mein Dad.
„Danke Dad, was hältst du von einem Essen heute Abend zum feierlichen Anlass?“, machte ich als Vorschlag.
„Natürlich, Esme wird sich bestimmt freuen. Nimmst du die Kinder mit?“
„Nein, ich frage Rose, ob sie auf sie aufpassen kann. Ich will das heute Abend nur mit euch genießen, Bella hatte es die letzten Wochen während des Prozesses nicht einfach mit mir. Und dir hab ich es zu verdanken, dass ich überhaupt den Fall bekommen habe.“
Das war richtig, eigentlich wollte der Stadtrat meinen Dad, der war aber selbst gerade Mitten in einem Prozess. Deshalb gab er den Fall an mich ab, worüber Mr. Rathbone anfangs nicht gerade begeistert war. Im Laufe des Prozesses konnte ich ihn allerdings vom Gegenteil überzeugen und der Ausgang sprach nur für mich.
Und Bella, die musste oft in den letzten Wochen auf mich verzichten. Ich war oft bis spät in die Nacht in der Kanzlei, die Wochenenden verbrachte ich mit Beweismaterial auswerten und so weiter. Deshalb wollte ich ihr mit dem heutigen Abend etwas gut tun und auch der Urlaub sollte nur uns gehören.

„Gut, dann telefonieren wir später nochmal. Ich reserviere einen Tisch im Twilight für vier Personen.“, sagte mein Dad und klopfte mir nochmals auf die Schulter.
„Bis später Dad, Mr Rathbone, ich verabschiede mich dann fürs Erste von Ihnen. Wir hören die Tage sicherlich noch von einander.“ meinte ich dann zu meinem freien Mandanten, der sich gerade mit seinem Sohn unterhielt.
„Mr. Cullen, ich muss Ihnen danken. Ich hatte selbst nicht mehr an die Unschuld meines Vaters geglaubt, aber ich bin wirklich sehr froh, dass Sie ihn da raus boxen konnten.“, sprach mich dann Mr. Rathbones Sohn an und streckte mir die Hand entgegen.
„Keine Ursache, das hab ich gern getan. Immerhin war ich von Anfang an von der Unschuld überzeugt und das musste einfach bewiesen werden.“, erwiderte ich schlicht und drückte seine Hand.
„Welche Strafe wird Mr. Lutz blühen?“, fragte mich Miss Rathbone.
„Nun, ich vermute, mit der Grausamkeit und Kaltblütigkeit, mit der er die Tat ausgeführt hatte, gehe ich von lebenslänglich aus. Wenn er wieder Richter Donovon bekommt, käme sogar die Todesstrafe in Betracht.“, antwortete ich ehrlich.
„Etwas anders hätte er auch nicht verdient!“, knurrte mein Mandant.
„Das liegt nicht in meiner Hand. Aber nun verabschiede ich mich, einen schönen Tag noch.“, meinte ich nun endgültig und ging durch den Hinterausgang des Gerichtes zu meinem Wagen. Der Presserummel war nun das Letzte, was ich gebrauchen konnte, außerdem würde eine offizielle Stellungsnahme von unserer Kanzlei folgen.


Schnell fuhr ich nach Hause, ich wollte Bella unbedingt von meinem Erfolg erzählen. Ich machte mir nicht mal die Mühe den Wagen in die Garage zu stellen, sondern stürmte direkt ins Haus. Bella war mit Lilly und Chris im Garten, als sie mich sah kam sie schnell zu mir.
„Und?“
„Gewonnen, Mr. Rathbone ist frei.“, rief ich euphorisch und fing Bella auf, die in meine Arme sprang.
„Ich wusste es, du bist einfach der Beste, nach meinem Dad.“, grinste sie und küsste mich innig.
„Na na na, da kommt mein Dad mindestens mit auf ein Podest.“, lachte ich nach unserem Kuss.
„Daddy Daddy, auch hoch will.“, quengelte Lily und zog an meinem Hosenbein. Ich ließ Bella wieder auf die Füße und nahm meine Tochter auf den Arm.
„Na mein Schatz, was hältst du davon, wenn Tante Rose heute Abend auf euch aufpasst?“
„Oh ja, die kann immer so toll Geschichten erfinden.“, jubelte Lilly.
„Und macht lecker Popcorn, aber Onkel Emmett isst immer alles weg.“, kam es von Chris beleidigt, der auch inzwischen bei uns stand.
„Das glaub ich gleich. Aber warum sollen die beiden eigentlich kommen Schatz?“, fragte mich Bella, als wir zusammen ins Haus gingen.
„Ich will mit dir und meinen Eltern heute Essen gehen, zur Feier des Tages.“, antwortete ich.
„Oh, das ist schön, ich ruf die beiden gleich mal an.“

Bella lief zum Telefon und schon nach wenigen Minuten war klar, dass die beiden heute Abend auf unsere Kids aufpassen würden.
Rose war inzwischen zwar schon im fünften Monat, sie erwartete, sehr zur Freude von Emmett, einen Jungen und so konnten die beiden schon für die Zukunft üben. Natürlich hatten die zwei schon in den vergangen sieben Jahren immer wieder auf Chris und Lily aufgepasst, genauso wie auch Jasper und Alice.
Ich klärte auch schnell mit meinen Eltern alles ab, gegen sieben würden wir uns treffen.
Um sechs kamen auch Emmett und Rosalie, die die Kinder gleich ein Beschlag nahmen.

„Wir sind dann mal weg.“, rief Bella von der Türe ins Wohnzimmer.
„Tschüss Mummy, tschüss Daddy.“, kam Lilly angewatschelt und gab uns noch ein Küsschen.
„Tschüss mein Engel und hör ja auf deinen Onkel, wenn es ins Bett geht.“, sagte ich und gab ihr einen Kuss.
„Das gleiche gilt auch für dich Chris.“, tadelte Bella unseren Sohn.
„Ich geh immer ins Bett.“, wehrte dieser sich und verschränkte die arme vor der Brust, typisch Bellas Eigenschaften.
„Nun seht aber zu, das ihr weg kommt. Wir kommen mit den beiden Biestern schon klar.“, grinste Emmett.
„Das würd ich auch sagen. Ich wünsch euch einen schönen Abend und genießt ihn. Raus jetzt mit euch.“, scheuchte uns Rose durch die Türe.
Lachend gingen wir zu meinem Aston Martin und fuhren zum Twilight, wo wir einen wunderschönen Abend mit meinen Eltern verbrachten.


Drei Wochen später


„Mummy das tut so weh.“ , beschwerte sich Lily bei ihrer Mum.
„Ich weiß mein Schatz, aber es hört gleich auf.“, versuchte Bella unsere Tochter zu beruhigen. Lily weinte bitterlich, während Christian ganz ruhig neben mir saß. Wir saßen alle im Flugzeug, das uns in drei Stunden nach Salt Lake City bringen würden. Das Flieger war gerade im Steigflug und das der Höhenunterschied drückte Lilly auf die Ohren. Sie hielt die Hände auf die Ohren und hatte den Kopf an Bellas Brust gedrückt, es war der erste Flug für Lilly. Chris kannte es schon, mit ihm waren wir schon zweimal geflogen.
Mit einem 'pling' gingen die Anschnallzeichen aus, wir hatten unsere Flughöhe erreicht. Sofort kam auch ein Stewardess zu uns und gab unserer Tochter einen Stoffbären.

„Hier für dich kleine Maus, jetzt ist es bestimmt besser oder?“, fragte sie freundlich und Lily nickte mit verweinten Augen.
„Und der hier ist für dich kleiner Mann.“, sagte sie dann noch und gab Chris ein kleines Flugzeug.
„Dankeschön.“, bedankte sich dieser freundlich.
„Wir kommen dann gleich mit etwas zu trinken wieder.“, meinte die Dame dann noch und ging wieder Richtung Cockpit.
„Na meine Süße, geht es deinen Ohren jetzt besser?“, fragte ich meine Tochter.
„Ja, hat aufgehört.“, antwortete sie leise und spielte mit dem Bären.


Drei Stunden später landeten wir in Salt Lake City und gingen zur Gepäckausgabe. Als wir unsere Koffer hatten, gingen wir zu dem Leihwagen, den wir gemietet hatten. Sofort als wir das Gebäude verließen, schlug uns die kühle Winterluft entgegen. Es hatte etwas geschneit, doch hier im Tal war der Schneefall immer geringer wie in den Bergen wo wir unser Hotel hatten.
„Daddy Daddy, will Schnee.“, quengelte Lilly auf meinem Arm und versuchte sich meinem Griff zu entziehen. Sie deutete auf einen Schneeberg, der von den Räumfahrzeugen aufgehäuft wurde.
„Du bekommst später noch genug Schnee, mein Engel. Aber jetzt müssen wir erst einmal unser Auto holen und dann fahren wir zum Hotel.“, erklärte ich ihr ruhig. Hier am Flughafengelände wollte ich meine Tochter auf keinen Fall einfach so los laufen lassen, wer weiß was da alles passieren könnte. Christian betrachtete alles stumm und mit großen Augen, er saß auf dem Gepäckwagen, den Bella schob.


Nach einer weiteren Stunde hatten wir unser Auto, das Gepäck verstaut und waren nun endlich in unserem Hotel angekommen. Lily und Chris stiegen aus dem Auto aus und rannten als erstes zu einem Schneeberg.
„Sieh nur wie die zwei sich freuen, dabei ist es nur Schnee.“, lachte Bella und lehnte sich an mich.
„Also ich kenn da jemand, der hat sich vor sieben Jahren mindestens genauso gefreut hat, als sie Schnee unter den Füßen hatte.“ schmunzelte ich und gab Bella einen Kuss in die Haare, die ebenfalls lachen musste.
„Außerdem kennen die zwei es ja noch nicht. Wir müssen nur aufpassen, dass sie sich nicht erkälten.“
„Wir haben genügend Schneeklamotten und warme Sachen dabei, daran wird es also nicht scheitern.“
„Lily, Chris, kommt ihr. Wir gehen schnell aufs Zimmer uns umziehen und die Koffer verstauen, dann gehen wir einen Schneemann bauen.“, rief ich zu meinen Kindern, die sich gegenseitig mit Schnee beschmissen.
„Versprochen?“, fragte Chris.
„Hoch und heilig.“, antwortete Bella.
Sofort waren die beiden wieder bei uns und ein Hotelangestellter half uns bei den Koffern.

„So, jetzt noch Mörle.“, sagte Lily und steckte dem Schneemann eine Karotte in den Kopf.
„Schön hast du das gemacht, schauen wir mal was dein Bruder und Mama gemacht haben.“, erwiderte ich und nahm Lily auf den Arm.
Wir hatten uns in zwei Teams aufgeteilt, einmal Lily und ich und Bella mit Chris. Jedes Team machte einen Schneemann, wir waren zuerst fertig.
„Sieh mal, die zwei haben noch gar keinen Kopf.“, meinte ich grinsend zu Lily, als wir den halb fertigen Schneemann von Bella und Chris sahen.
„Wir sind schon fertig!“, rief Lily den beiden zu.
„Na das ist ja schön für euch zwei, willst du dann nicht noch deinem Bruder ein bisschen helfen?“, fragte Bella ihre Tochter. Sieh sah richtig erschöpft und müde aus, das machte mir Sorgen. Aber Lily musste man das nicht zweimal sagen, sofort wollte sie von meinem Arm runter und stampfte durch den Schnee zu Christian.
„Was ist mit dir Bella?“, wollte ich gleich wissen, als sie sich in meine Arme schmiegte.
„Ich bin müde und schlecht ist mir auch.“, antwortete sie mir.
„Ich hoffe, du hast dir nichts eingefangen.“
„Nein, ich befürchte etwas anderes. Aber lass uns später darüber reden.“
Bella sah mich mit ihren schokoladenbraunen Augen an, ich nickte und gab ihr einen Kuss. Sie hatte mich damit wirklich neugierig gemacht, ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was sie meinte.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir noch im Schnee, als es dunkel wurde, gingen wir dann zurück ins Hotel. Unsere Kinder waren ziemlich erledigt und gingen nach dem Essen freiwillig ins Bett. Es dauerte auch nicht lange, da schliefen die beiden tief und fest.
Das Zimmer von unseren Kindern war direkt neben unserem und durch eine Türe gleich zu erreichen. Als wir gebucht hatten, war uns das besonders wichtig, so konnten wir gleich bei ihnen sein oder sie bei uns. Bella lehnte die Türe an und kam dann zu mir auf das Bett gekrochen.

„Die zwei schlafen tief und fest, die sind so was von erledigt.“, sagte sie leise zu mir.
„Das glaub ich gleich. Der erste Tag im Schnee, die Kälte, das war schon viel für die beiden.“, erwiderte ich und nahm Bella in den Arm.
„Und was ist mit dir? Geht es dir gut?“
„Edward, ich hab eine Vermutung.“ Bella setzte sich auf und sah mir tief in die Augen.
„Bella, ist alles in Ordnung?“ Langsam wurde ich nevös, was hatte meine Frau nur?
„Nun ja, eigentlich schon. Aber, weißt du, die letzten Monate waren sehr anstrengend. Der Tod von Oma, dein Prozess, mein Job. Da kann man schon mal was vergessen in dem ganzen Trubel.“ Ich verstand kein Wort von dem was Bella mir sagen wollte.
„Bella, was um alles in der Welt ist los?“ Sie saß im Schneidersitz vor mir und kaute auf ihrer Unterlippe umher, das tat sie nur, wenn sie nervös war.
„Nun ja, also, ich hab sie ein, vielleicht auch zweimal vergessen und nun bin ich überfällig.“ Nun wich sie auch noch meinem Blick auf und knetete ihre Finger. Langsam machte sie mich Wahnsinnig.
„Nun sag schon endlich, was los ist. Ich werd dich schon nicht umbringen oder ist es so schlimm?“, fragte ich mit Nachdruck.
„Edward, ich glaub ich bin wieder schwanger.“ Bella sah mich abwartend an, dann wich sie meinem Blick wieder aus.
Mich traf das ganze wie ein Schlag, mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit dem. Mir stand der Mund offen und in meinem Kopf drehte sich alles.
„Ich weiß, wir haben gesagt, dass wir so schnell kein Kind mehr wollten, wenn überhaupt. Aber in dem ganzen Stress mit der Beerdigung, dann ging es Christian so schlecht und du warst fast nie da, da hab ich die Pille einfach mal vergessen. Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass ich gleich wieder schwanger werde. Aber jetzt bin ich schon zwei Wochen mit meiner Regel überfällig, dann ist mir dauernd schlecht und ich bin müde. Ich hab gar nicht mehr daran gedacht, dass ich die Pille vergessen habe und das man von einmal vergessen gleich schwanger werden würde, das hab ich doch auch nie geglaubt. Bitte sei mir nicht böse.“
Bella war vom Bett aufgesprungen und lief nervös durch das Zimmer.

Ihre Worte nahm ich fast gar nicht wahr, erst die letzten rüttelten mich wieder wach.
„Böse? Wieso sollte ich dir böse sein?“, fragte ich total verwirrt und sah sie an.
„Nun ja, weil es ja nicht abgesprochen war und weil wir warten wollten. Ich mein, Lily ist noch nicht mal zwei, Christian ist gerade in die Schule gekommen. Du hast gerade erst richtig in der Kanzlei Fuß gefasst, wir wollten bauen nächstes Jahr, Haley ist gerade erst geboren, Emmett und Rose bekommen ein...“
„Halt, halt, halt Bella, stop.“ Ich war auch aufgestanden und hielt Bella fest, die wild mit ihren Arme gestikulierte und wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Zimmer lief.
„Was interessieren mich die Anderen, hier geht es um uns.“, sagte ich sanft.
„Ja aber...“
„Nichts aber.“, unterbrach ich sie wieder und sah ihr in die Augen.
Endlich beruhigte sie sich und lehnte ihren Kopf an meine Brust.
„Und wenn du Vierlinge bekommst, das wär mir auch egal.“
Ihr Kopf schellte zu mir hoch und nun sah sie ich verwirrt an.
„Bella, natürlich war das nicht geplant, aber das war Christian damals auch nicht. Wenn du wirklich schwanger bist, dann ist es eben so.“
„Heißt das, du freust dich?“, fiepste Bella.
„Natürlich, was denkst du denn? Wenns nach mir ginge, könnte ich noch zehn Kinder mit dir bekommen. Ja, wir wollten uns erst einmal Zeit lassen, wir wussten nicht mal, ob wir überhaupt noch ein Kind wollten. Wenn du wirklich schwanger bist, dann freu ich mich, so wie sich alle anderen auch freuen werden.“, antwortete ich leise.
„Wirklich?“ Bella konnte es immer noch nicht glauben.
„Ja Bella, wirklich. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als nochmal ein Kind mit dir zu bekommen.“
„Aber es ist noch nicht sicher, vielleicht ist es auch nur wegen dem Stress und so das sich alles verschiebt.“
„Deshalb genießen wir jetzt den Urlaub und machen uns keinen Stress. Du schonst dich so weit es geht, nicht das noch etwas passiert. Und wenn wir wieder zu Hause sind, machst du gleich einen Termin bei Dr. Johnson. Dann werden wir schon sehen, ob wir noch ein Kinderzimmer mehr bauen müssen in unserem Haus.“ Bella grinste mich an, was ich unwillkürlich zurück gab.
„Wann hast du denn gemerkt, dass es vielleicht so ist?“
„Kurz vor Weihnachten, da blieb zum zweiten Mal meine Regel aus. Im November hab ich es noch auf den Stress mit der Beerdigung und Christian geschoben, aber dann kam es mir schon seltsam vor. Ich hab zwar keine typischen Anzeichen wie bei Lily und Chris, weshalb ich mir auch nicht sicher bin, aber ich kann es mir sonst nicht anders erklären.“
„Und wann hast du die Pille vergessen?“, wollte ich wissen, inzwischen hatten wir uns wieder aufs Bett gesetzt.
„Im Oktober, an dem Abend, an dem Oma starb und dann bei der Beerdigung. Ich wollte dich damit nicht beunruhigen, deshalb hab ich auch nichts gesagt.“ Beschämt sah Bella auf die Bettdecke.
„Keine Sorge, ich bin nicht böse oder enttäuscht. In einer Woche werden wir ja sehen, ob da nochmal ein Cullen heranwächst oder nicht.“
Ich hob Bellas Kopf und ganz langsam näherte ich mich mit meinem.
„Ich liebe dich.“, hauchte ich.
„Ich liebe dich auch.“, wisperte Bella, dann fanden unsere Lippen zueinander und versanken in einem innigen Kuss.

Langsam wanderte ich dabei mit meiner Hand unter Bellas Shirt und streichelte ihre sanfte Haut. Bella stöhnte dabei leise auf und drückte sich noch mehr an mich. Ich konnte ihren süßen Duft einatmen, was mich sofort noch mehr antörnte. Sanft tastete ich mich zu ihrer Brust vor und umspielte mit den Fingern ihre Nippel.
„Edward, die Kinder sind nebenan.“, flüsterte mir Bella sichtlich erregt ins Ohr.
„Na und? Dann müssen wir halt leise sein.“, gab ich nur zurück und küsste ihren Hals.
Bella rollte sich auf den Rücken und ich mich auf sie. Ohne Probleme zog ich ihr das Shirt aus, darunter war Bella bereits nackt. Trotz ihrer Schwangerschaften bisher, hatte sie immer noch die tollste Figur, die ich je gesehen hatte. Ihre Brüste waren immer noch wohlgeformt, obwohl sie beide Male stillte. Und falls sie wirklich wieder schwanger sein sollte, dann würde sich ihre prallen Busen den sie hatte, bereits erklären. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
Langsam glitt ich mit meinen Küssen vom Hals nach unten, über die Schulter zu ihrem Busen und weiter zu ihrem Bauch. Meine Frau drückte ihren Rücken durch und stöhnte leise. Jeden Zentimeter küsste ich, dann zog ich ihr die Jogginghose aus. Bella hatte mir inzwischen auch mein Shirt ausgezogen und fuhr mit ihren Fingernägeln meinen Rücken auf und ab. Sie wusste ganz genau, dass sie mich damit wahnsinnig machte, aber das konnte ich auch.
Quälend langsam glitt ich mit meiner Zunge die Innenseite ihres Schenkels entlang, dann an ihrer Hüfte und weiter hinauf zu ihrer Brust. Die Erregung war Bella deutlich anzumerken und mir ging es auch nicht besser. Die letzten Wochen kam der Sex bei uns einfach zu kurz und so wollte alles angestaute raus. Viel mehr Vorspiel wollte Bella mir auch nicht mehr gönnen, da ich nur noch in Boxershorts da lag, zog sie mir die schon geschickt aus, während unsere Lippen und Zungen miteinander spielten. Auch ihr Slip war nicht mehr lang an ihrem Körper, nackt schmiegten wir uns aneinander.
„Ich will dich.“, raunte mir Bella zu.
Nur zu gern kam ich ihren Wunsch nach und legte mich zwischen ihre Beine. Ihre glühende Mitte verlangte schon nach mir und meine Erektion pochte nur darauf, sich mit ihr zu vereinen.
Langsam drang ich in Bella ein, wir mussten beide leise aufstöhnen. Mit sanften und langsamen Stößen bewegte ich mich in Bella und wurde dabei immer schneller. Sowohl mein Atem und auch Bellas wurden immer schneller, wir kamen unserem Höhepunkt beide sehr schnell näher.
Ihre Finger krallten sich in meinen Rücken und ich massierte Bellas Busen, während wir uns heftig küssten. Unser Stöhnen wurde dadurch gedämpft, das immer lauter wurde.
Mit einem letzten Stoß ergoss ich mich in Bella, während sie auch unter mir kraftlos zusammen sackte.
Eine Weile blieb ich auf Bella liegen, die mir sanft über den Rücken streichelte. Dann rollte ich mich von ihr und strich ihr die verschwitzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Das war... WOW.“, meinte Bella leise.
„Ja, das stimmt.“, stimmte ich ihr leise zu.
Bella fuhr auf meiner Brust Kreise, ich hielt sie einfach nur fest und genoss ihre Nähe, die ich in letzter Zeit so oft missen musste.

Eine ganze Weile lagen wir einfach nur so da und hielten uns fest, genossen die Nähe des Anderen. Bella war für mich auch nach sieben Jahren immer noch meine Traumfrau. Zu keinem Zeitpunkt in den letzten Jahren hatte ich irgendetwas mit ihr bereut, weder die frühe Heirat noch die Geburt von unserem Sohn. Sie war alles, was ich wollte, genauso wie unsere Kinder.
Nach einer Weile zogen wir uns an, sahen nochmal nach unseren Kindern, ehe wir dann eng umschlungen einschliefen.


Eine Woche später saß ich angespannt zu Hause und wartete darauf, dass meine Frau wieder nach Hause kam. Sie war beim Frauenarzt, wo ich eigentlich mit wollte. Aber der einzig freie Termin auf die Schnelle war morgens um neun und da konnten wir leider keinen von unseren Freunden oder der Familie zum Babysitten auftreiben. Ich hatte noch Urlaub, deshalb waren Jasper und Rose voll eingespannt in der Kanzlei. Jasper hatte sich wie ich auf das Straf- und Zivilrecht spezialisiert und hatte gerade einen ziemlich kniffligen Fall. Unsere Mütter hatten einen Termin außerhalb, Dad und Charlie waren im Gericht und Alice war mit Haley selbst beim Kinderarzt. Jacob war mit seiner Familie im Urlaub, Emmett war mit dem Team unterwegs. Natürlich hätten wir auf Biegen und Brechen sicherlich jemand erreicht, aber das war ja nicht von Nöten. Wir wollten den Andern noch nichts sagen, weshalb Bella zum Arzt musste, schließlich konnte es auch falscher Alarm sein. Also blieb ich bei Christian und Lily zu Hause, was die Kinder natürlich auch mal freute. So oft hatten die zwei mich in letzter Zeit nicht, deshalb hatten Sie mich auch schon voll in ihre Spiele eingespannt. Doch inzwischen war es schon kurz nach zehn und ich wurde immer nervöser.

„Papa, warum guckst du immer wieder aus dem Fenster?“, fragte mich Christian. Ich lief immer wieder zum Fenster, um zu sehen, ob Bella die Auffahrt herauf fuhr.
„Ich warte auf Mama, die dürfte bald wieder kommen.“, antwortete ich.
„Die kommt bestimmt bald wieder, spielst du solange mit mir und Lily?“ Natürlich kam ich der Bitte meines Sohnes nach und ging mit ihm ins Wohnzimmer, in dem Lily in einem Berg von Legosteinen saß.
Eine Weile und gefühlte zwanzig Legohäußer später, hörte ich endlich den Wagen in der Auffahrt. Sofort rannte ich zur Türe, vor der Bella schon stand und den Schlüssel gerade ins Schloss stecken wollte.
„Na das nenn ich einen Empfang.“, grinste sie und gab mir einen Kuss.
„Und?, drängelte ich ohne eine wirkliche Begrüßung meinerseits.
„Jetzt sei doch nicht so neugierig, wo sind die Kinder?“
Bella schlich sich an mir vorbei und ging ins Wohnzimmer. Sie grinste frech und schmiss ihre Handtasche in die Ecke. Das konnte doch jetzt nicht ihr Ernst sein? Ich saß seid zwei Stunden auf heißen Kohlen und sie ließ mich jetzt einfach so abblitzen.
„Hey ihr zwei, die Mama ist wieder da.“, hörte ich sie im Wohnzimmer sagen. Ich schloss die Türe und ging hinter ihr her ins Wohnzimmer.
„Wo warst du?“, fragte Lily, auf dem Arm von Bella.
„Ich war beim Doktor.“, erwiderte Bella.
„Bist du krank Mama?“ Christian sah sie von unten besorgt an, er saß immer noch auf dem Boden umringt von Legosteinen.
„Nein mein Schatz, die Mama ist nicht krank.“
Bella sah zu mir und lächelte mir zu. Sie sah mir an, dass ich vor Neugierde platzte und genoss es förmlich.

„Bella, spann mich nicht auf die Folter. Was hat Dr. Johnson gesagt?“, drängte ich wieder und ging zu ihr.
„Daddy ist heute aber neugierig oder Spatz?“, sagte Bella zu Lily, worauf diese nur lachte. Genervt stöhnte ich auf und rollte mit den Augen. Bella bemerkte dies und nickte mir aufmunternd zu. Endlich rückte sie mit der Sprache raus, ich konnte es kaum erwarten.
„Also ich hab dir und deinem Bruder auch etwas zu sagen. Die Mama war aus einem bestimmten Grund beim Doktor. Und nun ja, also, ihr zwei bekommt nochmal ein Geschwisterchen, die Mama ist schwanger.“ Bella sah abwechselnd zu Christian, Lily und dann zu mir. Ich war so überwältigt, Bella war wieder schwanger.
„Wirklich?“, fiepste ich, mir versagte die Stimme. Bella nickte lächelnd, obwohl ich ja wusste, dass es wahrscheinlich so sein würde, war ich jetzt wie überfahren.
„Oh ja, ich bekomm ne Schwester.“, freute sich Lilly.
„Ich will aber nen Bruder.“ Christian bockte auf dem Boden und schmiss mit den Legos um sich.
„Hey hey, immer mal langsam mein Großer. Ich weiß doch noch gar nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Lassen wir uns mal überraschen.“ Bella kniete sich zu unserem Sohn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Und wenn es doch ein Mädchen wird, wirst du deine Schwester bestimmt genauso lieb haben wie Lily, oder? Immerhin bekommt Tante Rose ja einen Sohn, dann bist du nicht der einzige Junge.“, versuchte Bella Chris aufzumuntern, was sofort half.
„Lily, spielst du mit deinem Bruder weiter. Ich muss mal mit Daddy reden.“
Bella setzte Lilly auf den Boden und kam dann zu mir. Ich stand total regungslos und überwältigt in der Türe.

„Hey, bist du so sprachlos?“, fragte mich Bella und umarmte mich.
„Ja, also, irgendwie schon. Du bist wirklich wieder schwanger?“ Ich konnte es immer noch nicht fassen.
„Ja, ich bin in der neunten Woche. Passt also genau zu meinem Pille vergessen.“
„WOW, also bekommen wir wieder ein Baby.“
„Ja, im August wird es wohl soweit sein.“
Bella sah mich von unten mit ihren wunderschönen Augen an, jetzt erst begriff ich das alles. Ich nahm Bella in die Arme und wirbelte sie umher.
„WIR BEKOMMEN WIEDER EIN BABY, ICH WERDE WIEDER VATER!“, jubelte ich dabei.
„Edward, Edward, bitte lass mich wieder runter.“, lachte Bella, während ich mit ihr durch das Wohnzimmer lief. Ich kam ihren Wunsch nach und ließ sie wieder auf ihre Beine.
„Unsere Familie wird ganz aus dem Häuschen sein, dann gibt es nächstes Jahr gleich zweimal Nachwuchs.“, meinte ich freudig, auf Bezug von Emmett und Rose.
„Ja, sieht wohl ganz so aus. Wir werden langsam zu einer Großfamilie.“, grinste Bella.
„Mir ist nichts lieber als das. Ruhe kann ich haben, wenn ich alt und grau bin.“
„Na, bis dahin dauert es ja wohl noch eine Weile, wobei, ist das ein graues Haar?“ Bella spielte an meinen Haaren, ich wusste ganz genau, dass sie mich nur aufziehen wollte.
„Ja ja, lach du nur, das komm schneller als du denkst.“, lachte ich und gab ihr einen Kuss. Dann sah ich zu unseren Kindern, die zusammen spielten und dabei lachten.
„Sieh nur die beiden, sie sind so süß zusammen. So harmonisch und ohne Streit, wie man es sich als Eltern nur wünschen kann.“, meinte Bella leise zu mir.
„Ja das stimmt. Und in einem Jahr sitzen da drei Kinder und spielen genauso harmonisch.“, erwiderte ich genauso leise.
„Ich freu mich so, bald sind wir zu fünft.“
„Und wie ich mich erst freue, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“

Bella und ich küssten uns innig, dann setzten wir uns zu unseren Kindern auf den Boden und spielten mit ihnen. Wieder einmal wurde mir bewusst, was für eine wunderbare Familie ich hatte. Ich hatte die beste Frau, die man haben konnte, die wundervollsten Kinder, die man sich wünschen konnte und den besten Job der Welt. Mein Leben war perfekt und in acht Monaten wurde mein Glück von einem weiteren Kind von der schönsten und wundervollsten Frau gekrönt.

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