Unaccepted - die Feuerprobe

Rose

Eine Woche nach Silvester waren Sofia, Finn und ich auf einer Party. Schon nach kurzer Zeit schien Sofia ein Typ aufgefallen zu sein. "Kennst du den?" fragte ich und versuchte, es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Sie nickte abwesend und ich glaubte, in ihrem Blick zu erkennen, dass sie ihn nicht nur flüchtig kannte. Will die etwa was von dem? überlegte ich und beschloss, einfach mal nachzuhaken: "Was hält dich davon ab, ihn anzusprechen?" Endlich schaffte sie es, ihren Blick von dem Typ zu lösen (der sieht zwar zugegeben ganz gut aus, aber das ist doch noch lange kein Grund, so zu starren) und sah zuerst mich an, dann Finn. Auf einmal begriff ich: Finn glaubte nach der Sache mit Chris erst recht, seine Schwester vor den falschen Typen beschützen zu müssen und dieses Exemplat schien für ihn eindeutig in diese Kategorie zu fallen. Ich war da anderer Meinung. Er konnte Sofia nicht ewig vor allem beschützen, sie war alt genug und falls sie dann damit auf die Fresse flog, würde sie daraus halt was lernen und Finn konnte dem Typen ja hinterher immer noch eine reinhauen. "Den beschäftige ich schon." meinte ich zu Sofia und musste bei dem Gedanken grinsen. Sie lächelte mir nur noch einmal kurz zu, dann war sie auch schon verschwunden.

Ich drehte mich zu Finn um und began damit ihn zu - nun ja nennen wir es angraben. "Was ist bloß los mit dir?" fragte er irgendwann irritiert "Wir sind kaum 10 Minuten hier, wie kannst du jetzt schon so besoffen sein?" "Ich hab noch nicht mal meinen ersten Drink leer!" beteuerte ich doch Finn zog nur zweifelnd eine Augenbraue hoch. "Was denn? Nur weil ich ausnahmsweise mal offen sage, dass ich dich liebe?" "Okay, du bist eindeutig besoffen! Ach was, besoffen - du musst gekifft haben!" Er sah sich suchend um und murmelte: "Wo ist eigentlich Sofia?" Ich verdrehte die Augen. Verdammt nochmal, Jungs kapierten manchmal echt gar nichts! Selbst die offensichtlichsten Signale wusste Finn offenbar nicht mehr zu deuten. "Ja gut, dann ergreif deine Chance halt nicht! Ich dachte zwar, das hätte in letzter Zeit irgendwie gefehlt, aber gut, wenn das übertriebene Bewachen von Sofia gerade interessanter ist..." sagte ich und zuckte mit den Schultern. Noch zögerte Finn kurz, dann jedoch schenkte er mir wieder sein volle Aufmerksamkeit. "Sag das doch gleich." murmelte er und endlich folgte er mir ausser Sichtweite von Sofia und ihrer neusten Entdeckung, welcher ihr gerade einen Drink in die Hand drückte, von dem ich gar nicht wissen wollte, was da alles drin sein mochte.

Am nächsten Morgen versuchte ich zumächst, die Badezimmertür noch vor Finn zu erreichen, um nicht erst noch 20 Minuten warten zu müssen und schaffte es tatsächlich auch, aber schon kurze Zeit später würde ich mir wünschen, er wäre schneller gewesen. Als ich nämlich wieder raus kam, hatte Finn gerade einen Jungen gepackt, der mir verdächtig nach Sofias gestriger Entdeckung aussah. "Finn! Lass Alex in Ruhe! Ich kann zusammensein mit wem ich will!" keifte Sofia gerade. "Finn! Nicht dein Ernst oder? Du kannst doch nicht jedem eine reinhauen, der Sofia zu nahe kommt." sprang ich ihr bei "Jetzt lass ihn verdammt nochmal los!" Finn wandte ruckartig den Kopf zu mir um und funkelte mich an. "Stellst du dich jetzt auch noch gegen mich oder was?" Ich verdrehte die Augen und erwiderte: "Ja. Weil's kindisch ist." "Kindisch? Dieser kleine Wichser hier macht sich an meine Schwester ran!" "Aber das scheint deine Schwester doch nicht sonderlich zu stören! Komm, gib ihm eine Chance. Wenn er sich doch als Arschloch herausstellen sollte, kannst du ihm immer noch eine reinhauen. Ich verspreche dir, sollte er Sofia das Herz brechen, bin ich die letzte die sich dir in den Weg stellen würde, wenn du versuchst ihm alle Knochen zu brechen. Aber vielleicht macht er Sofia auch glücklich! Und dann wärst du ein echt beschissener Bruder, ihrem Glück im Weg zu stehen. Also lass ihn verdammt nochmal in Ruhe!" Finn zögerte noch eine Weile, dann ließ er Alex endlich los. Ich war echt froh deswegen, denn ich wollte, dass Sofias niemals jemand im Weg stehen würde. Elise war schon genug für uns beide, ich wollte einfach nicht, dass Sofia mal genausoeine Scheiße mitmachen musste. Kaum hatte ich daran gedacht versuchte ich krampfhaft, den Gedanken wieder zu verdrängen, was in letzter Zeit immer schwerer geworden war, da ich mich immer wieder fragte, ob Finns Mutter nicht doch Recht haben könnte.