01.Kapitel - "New York..."

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1.Kapitel

New York, 2 Jahre später

"Das ist schon alles etwas merkwürdig", hörte ich Liv sagen und schaute von dem Hochzeitsmagazin, das wir uns eben gekauft hatten auf.
Mit fragendem Gesichtsausdruck sah ich meine Freundin an, die nun einen kleinen Schluck von ihrem gerade bestellten Kaffee nahm und aus dem Fenster sah.
"Was soll merkwürdig sein?"
Ich klappte das Magazin wieder zu und warf es auf den Tisch vor mir. Es war erstaunlich wie viele Dinge man für die Planung einer Hochzeit beachten musste. Mir schwirrte bereits der Kopf von dem Durchlesen der ewig langen Hochzeitscheckliste, bei der man bereits 12 Monate vorher zu planen beginnen sollte und jeder einzelne Monat genaue Anweisungen enthielt. Diese Liste machte mir nun ziemlichen Druck, da es bereits November war und meine eigene Hochzeit für Ende Januar geplant war. Ich war nur froh, dass ich meine wirklich sehr gute Freundin Liv an meiner Seite hatte, die mir hoffentlich bei allem beistehen würde. Allerdings wusste sie selber noch gar nichts von ihrem Glück.
Heute war ein besonders kalter Tag und da wir beide frei hatten, hatten wir beschlossen uns bei Starbucks zu verabreden. Vorher waren wir dann aber doch noch in einen kleinen Laden gegenüber gelaufen, um uns die New York Times zu holen, wobei mir das Hochzeitsmagazin mit der schwangeren Braut auf dem Titelbild, ins Auge gestochen war und ich dieses deshalb gleich mit gekauft hatte, zusammen mit noch drei weiteren.
"Das du nach zwei Jahren deinen Boss heiraten wirst", sagte Liv und schlug die Beine übereinander. „Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet." Die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
"Er ist nicht mehr mein 'Boss'", verteidigte ich meinen Verlobten. "Wie auch immer", antwortete sie nur und verdrehte die Augen. "Wir sind hier, weil du mir etwas sagen wolltest. Also?"
Sie sah mich abwartend an und trommelte dabei mit ihren frisch manikürten Nägeln auf der Lehne des braunen Sessels herum. Von außen tat sie, als wäre sie nicht wirklich daran interessiert, was ich ihr zu sagen hatte, doch ich wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach, dafür kannte ich sie zu gut. Anzeichen wie Trommeln mit den Fingern, große Augen machen und mir geradewegs in meine zu blicken, deuteten bei ihr immer auf Aufregung hin. Und was ich ebenfalls wusste war, dass sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, was ich sie fragen würde. Ich lächelte und und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Na ja ich wollte dich fragen ob du meine Brautjungfer werden möchtest. Du bist dann doch etwas besser und organisierter im planen und ich weiß auch nicht wie viel Zeit sich Ethan für die Planung nehmen wird. Also wäre ich dir sehr dankbar wenn ich das nicht alleine durchstehen muss." Gebannt sah ich sie an, um bloß keine Reaktion zu verpassen. Das Fingertrommeln hörte auf, während sich ihre Mundwinkel nun hoben, die rot geschminkten Lippen sich öffneten und ihre weißen Zähne zum Vorschein kamen.
"Ist das dein Ernst?!", fragte sie, immer noch breit lächelnd. Ich nickte. "Du bist meine beste Freundin und ehrlich gesagt auch Einzige hier, wen hätte ich sonst wählen können", antwortete ich Schulter zuckend.
"Das heißt ich darf zusammen mit dir deine Hochzeit vorbereiten?!" Ich nickte. "Ich darf mit dir zusammen ein Hochzeitskleid kaufen gehen?" Ich nickte erneut. "Ich darf dein Kleid halten, wenn du an deiner Hochzeit pinkeln musst?!" Mein Lächeln verschwand, während ich sie nun etwas verwirrt ansah. "Das überlege ich mir wenn es soweit ist."
"Ach du meine Güte! Ja! Ja! Danke, danke, danke!", rief sie, stürzte auf mich zu und fiel mir in die Arme. Etwas überfordert lehnte ich mich zurück und sah die Leute, die um uns herum saßen und uns nicht gerade positive Blicke zuwarfen, entschuldigend an. "Ich bin deine Brautjungfer!" "Du verschüttest gleich deinen Kaffee", warnte ich, als sie sich endlich wieder von mir trennte und in ihren Sessel zurück fallen lies. "Du übergibst mir", begann sie und hielt sich melodramatisch die Hand auf die Stelle über ihrem Herzen "Die größte Rolle. Natürlich bist du die Hauptrolle, aber du weißt schon was ich meine!"
Ich nickte schnell und setzte mich dann wieder gerade hin. Noch immer fassungslos und mit glühenden Wangen schüttelte Liv den Kopf.
"Also ich fasse es nicht! Gestern erst erzählst du mir, dass Ethan um deine Hand angehalten hat und heute erfahre ich bereits, dass ich deine Brautjungfer sein darf!" "Schon gut Liv", versuchte ich sie zu beruhigen. Ich hätte nie damit gerechnet dass so etwas für sie von so großer Bedeutung war, oder dass es generell etwas Besonderes zu sein schien. "Wenn du weiter so rumschreist, weiß es bald ganz Manhatten. Außerdem ist diese ganze ‚Brautjungfern' Sache, doch wieder nur eine dieser amerikanischen Übertreibungen, wie wir es in diesen kitschigen Hochzeitsfilmen immer wieder zu sehen bekommen. Ich brauche einfach ein wenig Unterstützung, weshalb du das Wort Brautjungfer auch mit: Bereite dich auf die anstrengensten Monate deines Lebens vor, übersetzen kannst. Aber ich hatte schon geahnt dass du die Sache ernst nehmen würdest." Sie nickte schnell und tat als würde sie sich den Mund verschließend, schaffte es jedoch nur zwei Sekunden ruhig zu sein, bevor sie wieder losschrie. "Aber ich freue mich so!" "Ich weiß, dass du dich freust. Aber es gibt viel zu tun, glaubst du du bist deiner Aufgabe gewachsen?" "Ich bin 1.78 Girly, ich bin allem gewachsen", gab sie entschlossen von sich und setzte ihr Sieger-Lächeln auf. "Und was genau soll das heißen?", fragte ich prüfend. Sie gab einen langen und meiner Meinung nach ziemlich übertriebenen Seufzer von sich.
"Das heißt, dass ich bereits bereit geboren wurde, auch wenn meinen Eltern das nie wirklich aufgefallen ist. Ich habe schon die Hochzeiten von zwei meiner Cousinen geplant und die Gäste meinten danach, dass sie noch nie eine bessere erlebt hatten. Und deine Hochzeit, verspreche ich dir, wird bombastisch." Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.
"Das ist kein Vorstellungsgespräch Liv, du hast den Job bereits."
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß. Ich wollte dir nur klar machen, dass ich mit allem fertig werde und du dich ruhig auf mich verlassen kannst." "Und das tue ich!", antwortete ich. Nervös drehte ich den Kuli zwischen meinen Fingern hin und her.
"Na dann ist doch gut Miss Parton." "Ach ja", begann ich zögernd und legte den Kulli wieder weg. "Was das an geht bin ich mir auch noch nicht so sicher." Verständnislos runzelte sie die Stirn. "Was meinst du?"
"Dass ich mir wegen meinem Nachnamen noch nicht sicher bin. Du weißt schon, ob ich ihn behalte, oder den von Ethan annehme."
Schockiert öffnete Liv den Mund. "Das kann unmöglich dein ernst sein! Ist dir eigentlich bewusst wie Ethan mit Nachnamen heißt?!"
"Ja ist es mir!", antwortete ich patzig und bereute es bereits, das Thema angesprochen zu haben.
„Hernandez! Nora Hernandez, hört sich vielleicht ganz schick an, aber das bist dann nicht mehr du und dieser Nachname protzt nur so vor Bekanntheit!" Wütend sah ich sie an. "Hör sofort auf damit Ethan zu beleidigen."
Erstaunt sah sie mich an und hob dann unschuldig die Hände. "Ich hab nicht ihn beleidigt, sondern seinen Nachnamen, für den kann er schließlich nichts! Aber trotzdem, hast du dir das auch gut überlegt?"
"Ja natürlich habe ich das", murmelte ich und senkte den Blick. Das war etwas gelogen, ehrlich gesagt war ich noch ziemlich unschlüssig was das anging. "Ich meine jeder kennt dich als Nora Parton. Die Nora Parton! Oder tust du das nur, um noch weniger deiner Vergangenheit angehören zu müssen?" "Was soll das heißen, jeder kennt mich als Nora Parton?", fragte ich und ging dabei nicht auf den zweiten Teil von dem was sie gesagt hatte ein. „Mein Name ist nichts Besonderes! ‚Hernandez' dagegen prankt fett auf einem Gebäude mitten in Manhatten, zu dem in mehreren Zeitungen und hat in New York eine weit aus wichtigere Bedeutung als 'Parton'. Also bitte!" Verstört sah Liv mich an. "Also entschuldige du bitte, aber nur weil sein Name auf einem Gebäude steht, heißt das nicht dass er mehr bedeutet als deiner. Vielleicht sitzt er auf dem höheren Thron was eure Berufe angeht, aber das heißt nicht, dass er die Oberhand in eurer Ehe haben muss." "Was?!", rief ich schockiert, senkte dann jedoch schnell wieder meine Stimme. "Davon war nie die Rede!"
"Darauf lief es aber hinaus", murmelte sie und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee, um mich nicht ansehen zu müssen. Wenn eines schon immer auffällig gewesen war, dann, dass Liv kein Blatt vor den Mund nahm. Ihr letzter Satz jedoch, brachte mich selbst etwas aus der Fassung.
"Ach wirklich?"
Die Unsicherheit in meiner Stimme, war wohl nicht zu überhören, weshalb sie schnell eine Hand auf meine legte. "Tut mir leid, ich wollte es ja nicht so rausposaunen, aber ich kenne Ethan! Und ich weiß, dass das mit der Änderung deines Nachnamens nicht deine Idee war. Wahrscheinlich ist es einfach weil seine Familie das so gerne möchte." Ich wollte etwas erwidern, doch sie zog nur eine Augenbraue hoch und sah mich mit einem 'Tu-doch-nicht-so' Blick an. Etwas peinlich berührt, biss ich auf meine Unterlippe, während meine Hautfarbe von weiß zu rot wechselte.
"Kann sein, dass er das mal erwähnt hat", gab ich schließlich kleinlaut von mir. "Seine Familie nimmt so etwas nun einmal sehr ernst und es ist irgendwie verständlich, dass sie ihren Namen nicht verlieren wollen. Immer hin sind sie adelig oder so etwas in der Art."
"Oder so etwas in der Art! Dass Ethans Großvater irgendeinem bekannten Typen im zweiten Weltkrieg das Leben gerettet hat macht sie noch lange nicht zu Adeligen." Sie verdrehte die Augen. „Genau so verständlich ist es, dass du deinen nicht abgeben willst."
Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. "Können wir das Thema jetzt bitte einfach lassen? Und das mit dem Weltkrieg solltest du dir vielleicht nochmal genauer durchlesen, ich glaube nicht dass es so war." Sie nickte und trank den letzten Schluck ihrer Tasse leer, während ich nun die Zeitschrift wieder in meiner Tasche verstaute.
"Okay ich muss jetzt ins Fitnessstudio, aber wir sehen uns ja morgen", sagte Liv sobald sie ausgetrunken hatte. Wir standen beide auf und verließen das Café. "Na schön bis morgen", antwortete ich und verabschiedete mich von ihr.
Wenig später war sie bereits außer Sichtweise, während ich mich nun in die entgegengesetzte Richtung drehte und mich auf den Weg zu Ethan und meinem Apartment machte.

Wie ich die Straßen von Manhatten liebte. Generell liebte ich den Weg nach Hause, der mich meistens durch den Central Park führte. Und obwohl es schneller gehen würde, fuhr ich so gut wie nie mit der U-Bahn, da ich die Umgebung zu sehr genoss. Gerade jetzt, wo der Herbst sich langsam dem Ende zuneigte und der Winter an die Tür klopfte, war es besonders schön. Es wurde schneller dunkel und die Lichter leuchteten mittlerweile fast 24 Stunden am Tag, was der ganzen Atmosphäre etwas Gemütliches und vor allem Weihnachtliches verlieh.
Noch vor einem Jahr hätte ich wahrscheinlich jetzt schon, obwohl es gerade einmal Anfang November war, mir überlegt, wie ich meine Wohnung mit schöner, kleiner Weihnachtsdekoration verzieren würde, oder eine Liste mit Geschenkideen anfertigt. Ja, ich gehörte tatsächlich zu den Menschen, die gerne Listen anfertigten.
Doch dieses Jahr war alles anders. Natürlich stand nach wie vor Weihnachten auf dem Plan, das lies sich jawohl kaum verhindern, doch dieses Mal kam die Vorbereitung einer Hochzeit dazu, die sicherlich Vorrang haben würde, zumindest was Liv und Ethan anging. Und auch wenn es wahrscheinlich manchmal etwas stressig werden würde, sollte ich es doch genießen. Schließlich heiratet man nur einmal. Oder zumindest war es so vorgesehen.

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Wie gefällt euch der Anfang bis jetzt? Bitte seid ehrlich, ich freue mich über jede Rückmeldung! Heute ist der 11 Dezember 2016, was bedeutete dass ich nun bereits vier Jahre auf Wattpad bin! Vier Jahre in denen ich nun schon hier schreibe und vier Jahre, die für mich mein ganzes Leben verändert haben! Denn nur dank euch, euch, die ihr immer für mich gevoted, kommentiert und mich motiviert habt, schaffte ich es One way or another/Double Trouble zu Ende zu schreiben und zu veröffentlichen und dafür kann ich euch nicht genug danken. Und genau aus dem Grund bin ich euch auch eine gute Fortsetzung schuldig, von der ihr hoffentlich genau so begeistert sein werdet. Deswegen ist es umso wichtiger dass ihr mir sagt was ihr davon haltet, was ihr denkt was so passieren wird oder einfach nur Kritik hinterlasst.

Also vielen vielen Dank für alles!

Eure Aureliasparkle xx

What about tomorrow?(Fortsetzung von OWOA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt