2. Nick der "Held"

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Als wir bei meinen Haus angekommen sind, lasse ich seine Hand los und laufe vorraus, während er sein Fahrrad an der Hauswand anlehnt.
Ich habe gerade noch Zeit die Terrassentür zu öffnen, bevor er an mir vorbeisaust.
In Sachen Schnelligkeit war er schon immer schneller. Aber nur solange ich auch ein Mensch bin. "Du bist mies. Immer lässt du mich verlieren."
Ich lasse mich neben ihn auf das Sofa fallen und hole erst ein paar mal tief Luft.
"Du siehst das total falsch ich lasse dich einfach nur NICHT gewinnen." Völlig dreist grinst er mich an.
Ich überlege gerade ob ich die Geschichte im Wald wieder heraus holen soll, da kommt meine Mum ins Wohnzimmer spaziert.
"Hallo Nick. Schön dich zu sehen. Hast du auch hunger?"
"Ähm, ja eigentlich schon. Ich bin von der Schule dierekt hierher gefahren."
"Ach ist doch kein Problem dann mach ich halt noch etwas mehr zu Essen."
Und mit einem weiteren unverständlichen Murmeln verschwindet sie wieder in der Küche.
"Komm wir gehen nach oben in mein Zimmer."
Doch schon auf der Treppe überlege ich es mir anders, denn mein Zimmer sieht...
"OMG. Was ist denn hier passiert?"
Vorsichtig folge ich ihm in mein Zimmer. Oh ja es sieht auf jeden Fall schlimm aus. Ich denke sogar noch ein bisschen schlimmer als heute Morgen.
"Ja also das war so. Ich habe von einem riesigen, weißen Vogel geträumt und als ich aufwachte habe ich mir gewünscht genau so auszusehen. Und dann sah ich so aus." Etwas unsicher sehe ich ihn an, sehe aber das er gerade mit einem der vielen Berge Federn beschäftigt ist.
"Wirklich? Daunen?"
"Ja, der hatte echt verdammt viele Daunen. Sorry, wenn es dich stört, können wir auch wieder runter gehen."
"Nein, es ist eigentlich auch auch total cool. Aber was denkt deine Mutter?"
"Oh, ja dann sollte ich mal auf räumen. Hilfst du mir? Du musst mir nur helfen die in Säcke zu stopfen. Den Rest mache ich dann schon alleine." Ich schenke ihm noch ein vielsagendes Augenzwinkern, bevor ich ihm einen Sack zuwerfe und wir uns an die Arbeit machen.

Ungelogen es hat 3 STUNDEN gedauert. Danach war ich fix und alle, aber leider gab es noch Abendessen und ich bin echt hungrig.
Zu abend gibt es Hotdogs -hmmm- und einen Beilagen Salat.
Keine Ahnung warum aber meine Mum macht immer, zu egal welchem Gericht Salat. Salat esse ich natürlich keinen -bähh.
Danach ist es leider schon so spät das Nick nach Hause muss.
"Ich könnte dich doch noch begleiten. Bitte", ich flehe ihn schon fast auf Knien an, aber er gibt nicht nach.
"Nein ehrlich ich finde denn Weg auch so. Ist nur ein bisschen dunkel."
"Na gut, aber wenn dir was passiert prügel ich dich windelweich!"
"Kannst du mich als Panter verprügeln?"
"Klar doch."
Er drückt mich noch einmal und verschwindet dann nach draußen.
Den lass ich nicht alleine gehen, denke ich und verschwinde auch nach draußen.
Ich beobachte, wie er sich auf sein Fahrrad setzt und auf dem holprigen kleinem Pfad verschwindet. Ich laufe noch ein paar Schritte, bevor ich mich wandle.
Klar natürlich denke ich an einen verdammt großen Panter und kann gerade noch Panisch nach Luft schnappen bevor meine Kleider mit einem gewaltigen raaatsch zerreißen. Was übrig bleibt, sind Fetzen, von denen kaum welche größer als meine Hand sind.
Gott wie ich dieses Gefühl hasse zu ersticken bevor meine Kleider zerreißen.
Nick scheint mich nicht gehört zu haben. Ich höre ihn gut 300 m in Südöstlicher Richtung.
Uh das war eine Pfütze.
Jetzt flucht er. OMG wie der fluchen kann.
"Verdammt nochmal das kann doch nicht wahr sein. So ein Mist. Ich könnte mich übergeben."
Ich beschließe nun die Verfolgung aufzunehmen.
Als ich nur noch 50m Entfernung zu ihm hatte sah ich ihn auch. Er war mit seinem Fahrrad in der Pfütze ausgerutscht und ist nur ganz nass und voller Schlamm.
In extrem lahmen Tempo folge ich ihm. Er ist eigentlich schon recht schnell aber ich bin NOCH schneller. Als ich die Straße höre -7 bis 8 km noch- überlege ich, in welches Tier ich mich als nächstes wandeln soll.
Ich schwanke zwischen einer Amsel oder einem Hund. Laufen kann ich wesentlich besser als fliegen, aber die Amsel ist wesentlich unauffälliger.
Als es nur noch 2 km sind, entscheide ich mich für die Amsel. Fliegen muss ich sowieso noch üben, also warum nicht jetzt?
Ich nehme so viel Anlauf wie möglich und springe ganz hoch um mich im Sprung zu wandeln, da hält Nick an und dreht sich um. Ich kann gerade noch an eine Amsel denken, bevor ich gegen den nächsten Baum knalle.
"Wer ist da?" Man hört seine Angst richtig raus, allerdings kann ich mich da jetzt nicht richtig drauf konzentrieren, da ich nun noch eine Bodenlandung erleben darf.
Ich versuche noch mit den Flügeln zu schlagen, aber die tun, nachdem ich gegen dem Baum geknallt bin, verdammt weh.
Ahhhhhhhh.
Ok ich hoffe nur ich habe mir nichts gebrochen.
Ich will mich gerade in ein anderes Tier wandeln -egal welches, alle sind besser als Vögel. Ok ein Fisch wäre auch nicht praktisch. Aber sonst sind alle besser- als ich bemerke wer mich beobachtet.
OMG.
NICK.
"Oh du armer kleiner Vogel. Komm ich nehme dich mit nach Hause. Und morgen bring ich dich zu meiner Freundin. Die wird dir weiterhelfen." Die Freundin bin ich. Und mit weiterhelfen meint er reden.
Ja, ich kann mit Tieren reden, logischerweise aber nur, wenn ich auch ein Tier bin.
Vorsichtig nimmt er mich in seine warmen Hände, als mir wieder einfällt das ich unmöglich mit zu ihm kann. Meine Mum ist zwar zerstreut, aber ich denke sogar sie wird es merken, wenn eines ihrer Kinder fehlt. Ich will mich gerade befreien, da blickt er mir genau in die Augen. Ich kann alles an meinem Körper ändern, nur nicht die Augen, in die er gerade rein schaut. Er kennt mich schon so lange, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnern kann, wie wir uns kennengelernt haben. Also war es natürlich klar das er mich erkennt.
"Ally, dass ist jetzt nicht dein ernst!"
Schuldbewusst senke ich den Kopf.
"Ich glaube es jetzt nicht. Vertraust du mir so wenig? Eine Frage: machst du das öffters?"
Vorsichtig schaue ich ihn an. Er ist rot vor Zorn, versteht jedoch mein Problem und nickt kurz. Also wandelte ich mich. Natürlich in KEINEN Menschen, sondern einen Papagei.
Obwohl, ein Mensch würde mir sehr viel Ärger ersparen.
Aber ich entscheide mich doch dagegen. Ich denke das im Wald war schon mehr als er verkraften kann.
"N...nein."
Meine Güte, meine Stimme klingt jetzt so, als würde ich mich lustig über ihn machen. Um es ein bisschen bequemer zu haben klettere ich seinen Arm solange hoch bis ich nicht mehr umgreife, was bei den Muskeln nicht lange dauert. Zur Info: ich bin ein Ara. Die können am deutlichsten sprechen.
"Und warum dann heute?" Seine Stimme ist kälter als Eis.
"Ich ... es war noch nie so dunkel als du gegangen bist."
Ich glaube langsam klingt es wie Spott.
"Ally, verdammt nochmal. Ich bin sechzehn und kein Kind mehr. Du gehst jetzt sofort wieder nach Hause."
Das gehst betonte er besonders. Ich sprang von seinem Arm und entschied mich für den Wolf.
Ich sah es nicht aber ich spürte seinen Blick noch sehr lange auf mir. War mir aber egal, ich war zu sehr mit rennen beschäftigt. Ich wollte nicht dass er sieht wie ich weine. Trotz der Wolfgestalt.
Als ich mir sicher war das er mich nicht mehr sieht, ließ ich den Tränen freien Lauf.

PfotenspurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt