22. Freund oder Feind? (Teil 2)

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"Ja klar. Vielleicht kommt dann auch ein Fernsehteam, was mich dann filmt. Dann werde ich berühmt." Er fängt an zu lachen und ich stimme mit ein.
Ich habe schon so lange nicht mehr so schön gelacht.
"Ok. Das werden wir testen. Aber dann brauchen wir auch noch einen Onkel der einen Zoo hat."
"Sorry, aber ich habe keinen Onkel der einen Zoo hat. Du vielleicht?"
"Nö, aber das macht doch nichts. Ich glaube sowiso nicht daran, dass die aus der Serie verwandt sind."
Schon wieder lachen wir los. Doch leider haben wir nicht ewig Zeit zum lachen und ich höre auch schon bald darauf wieder auf.
"Sorry, Nick. Aber wenn du mit willst, müssen wir los. Die anderen vermissen mich sicher schon. Eigentlich sollte ich nämlich noch bei ihnen sein, aber dann wollte mir ein Freund in der Nacht etwas zeigen, aber dann bin ich abgestürtzt und hier gelandet. Egal, komm einfach mit."
Sein Gesichtsausdruck wird sofort wieder ernst und er nickt mir zu.
"Hey, kein Grund micht mehr zu lachen. Das ist doch keine ernste Langweiler Mission. Es ist hin und wieder ganz aufregend, aber meistens sehr öde. Ehrlich." Zweifelnd hebt er die Augenbrauen. "Also das mit dem Abstürtzen klingt nicht gerade langweilig."
"Ist es aber. Gut MIR passieren spannende Dinge, aber für dich wird das sehr entspannt laufen. Und da du mitläufst muss ich auch nicht mehr vorlaufen. Oder fliegen. Dann kann ich endlich mal wieder als Mensch durch den Wald laufen. Das letzte Mal als ich ein Mensch war, war im Krankenhaus. Wow, das ist ja schon wieder eine Ewigkeit her." "Warte mal." Er hält mich an der Schulter fest, als ich gerade vom Parkplatz runter gehen wollte. "Warst du im >East Los Angeles Doctors Hospital<?"
Ich denke daran zurück, als ich durch die Gänge gegangen bin; suche nach einem Schild, wo der Name stand.
"Ja, genau da war ich. Woher weißt du das?"
Er klatscht sich mit der Hand gegen die Stirn. "Oh man, Ally. Du bist so zimlich die meist gesuchteste Person in ganz Amerika. Der Doc, der dich untersucht hat, Weinhard heißt der, glaube ich, hat dich bei der Polizei als vermisst gemeldet. Und da deine Mutter davon Wind bekommen hat, konnte die eine detilierte Beschreibung von dir, bei der Polizei abgeben. Wir müssen hier sofort weg." Er packt meinen Arm und zieht mich vom Parkplatz runter.
"Schrei meinen Namen doch noch lauter", murmel ich vor mich hin, während er mich wegzieht.
"Warte mal. Wir müssen den Wald finden. Weißt du wo einer hier in der Nähe ist?", frage ich ihn.
"Nein, wieso denn?"
"Weil hier in der Nähe einer sein MUSS! Hutch, das ist ein Hirsch, ist im Wald, und so weit bin ich gar nicht geflogen. Komm mal mit." Ich renne die Straße runter; schaue nicht nach hinten ob er mir folgt; um die Kurve, bis zum Kreisverkehr. Kurz nach mir, kommt auch Nick schnaufend zum stehen.
"Eins steht fest, du bist viel schnellerer geworden, als vor ein paar Tagen."
Erstaunt schaue ich ihn an. "Sicher?"
"Glaubst du etwa, ich lasse dich gerne gewinnen? Ne, ganz sicher nicht."
Ich schlucke. "Das habe ich gar nicht so bemerkt. Aber das ich jetzt auch nicht wichtig. Hier bin ich gelandet", ich zeige auf dich Stück Gras vor mir," und irgendwo, muss hier ein Wald sein. Schau dich um! Siehst du hier irgendwo ein paar Bäume?" Ich sehe wie er den Kopf reckt, und denke schon er sieht genauso wenig wie ich, da ruft er:" Ja da hinten stehen ein paar Bäume. Komm mit." Er nimmt meine Hand und zieht mich in die angegebene Richtung.
"Schnaufend und völlig aus der Puste, hält er vor einer kleinen Seitenstraße. Ich schaue sie hinuter und sehe am Ende einen Wald.
"Komm, Nick. Jetzt ist es nicht mehr weit. Im Wald kann ich dich meinetwegen auch tragen." Obwohl er lautstark protestiert, ziehe ich ihn bis zum Wald.
"Ok, du kannst hier warten und Atem holen, ich wandel mich kurz. Doch kaum mache ich einen Schritt in den Wald, tauchen Schatten aus den Büschen hervor. Zuerst denke ich es sind Wölfe, aber dann erkenne ich sie.
"Nick, wir haben hier ein kleines Problem."
"Was ... ist ... denn... los?" Man hört ihn zwischen den Wörtern immer wieder nach Luft holen.
Ich höre ein seltsames fiepen, was mich an ein Lachen erinnert. 'Was zum...?'
Das fiepen und krätzchen geht weiter worauf ich erkenne, dass er gerade spricht.
"Bist du das, Faucon?", frage ich unsicher in den Wald.
"Ally, was ist den lo...?" Jetzt hat auch er sie entdeckt. Wir sind umzingelt von GWVs. Es sind nicht gerade wenige, aber mehr Sorgen macht mir, dass ich nicht garantieren kann, dass Nick hier lebend rauskommt.
"Und du sagst, für mich wird das ganz entspannt. Ja genau. Ich kann mich ja nicht mal wirklich verteigen."
"Tja, dann sind wir erledigt." Ich wandel mich in einen Wolf und trete noch näher an Nick heran. Jetzt kann ich die Sprache der Tiere verstehen.
"Überrascht mich zu sehen, Ally?", fragt mich Faucon.
"Nein, eher erleichtert. Du musst dringend Hutch holen. Und die anderen auch."
"Du solltest aber überrascht sein. Und warum sollte ich Hutch holen? Ich will doch nicht das du überlebst. Und Nick besser auch nicht. Du verstehst schon, er weiß einfach zu viel."
Geschockt bleibt mir die Luft weg. Doch im nächsten Moment habe ich mich auch schon wieder gefangen und knurre ihn bedrohlich an.
"Knurr du ruhig. Aber vergiss nicht, es wird auch dein letztes sein. Also sag vielleicht noch irgendwas heldenhaftes. So was wie: damit wirst du nicht durchkommen, oder: ich werde dich umbringen. Das macht's dramatischer."
Aber ich hatte nicht vor so etwas zu sagen, kann ihm diesen Wunsch aber nicht ganz abschlagen.
"Wie wäre es mit: wenn ich dich zwischen die Pfoten bekomme, werde ich dir den Hals... nein warte, ich habe eine eine bessere Idee. Ich werde dir bei lebendigem Leibe die Federn ausreißen und dann Grillen. Ohne dir vorher den Hals umzudrehen."
Ich knurre noch etwas lauter und drücke mich näher an Nick. 'Verdammt warum hatte ich diese Idee nicht früher', denke ich, als mir klar wird, dass ich Hutch auch über Gedanken rufen kann.
Doch das ich gar nicht mehr nötig. Warte mal....
Hutch kommt hinter dem Baum hervor auf den Faucon sitzt.
"Lass mich raten. Du bist auch einer der Bösen und hast alle Tiere des Waldes auf mich gehetzt. Oder?"
Erwartungs voll schaue ich ihn an doch dann überrascht er mich völlig.
Graziös FLIEGT er zu mir rüber, denn riesige schwarze Flügel ragen aus seinem Rücken heraus.
Nick beginnt sich gerade in die Hose zu pinkeln, was ich zum totlachen fände, wenn es nicht so ernst wäre.
"Nein, Meisterin. Ich habe dir meine Treue geschworen und die werde ich auch halten", seine Stimme klingt mächtig, ist aber nicht laut.
Mit einem fast unmerklichem Nicken, gibt er den Tieren das Signal zum Angriff.
"Danke, dass wenigstens du zu mir hälst. Bring Nick hier bitte weg."
"Ich werde aber zurückkehren."
"Natürlich wirst du das und jetzt beeile dich."
Doch Nick denkt nicht daran zu gehen.
Wütend wandel ich mich in einen Menschen. Zwar stehe ich jetzt nackt vor ihm aber das ist mir egal. Die Straße ist so abgelegen, hier sieht mich kein Mensch.
"Nick, du wirst jetzt diesem Hirsch folgen."
"Aber..."
"Kein aber. Und jetzt verschwinde!"
Gekränkt dreht er sich um und läuft weg. Von mir aus auch so.
Ich Wandel mich wieder und drehe mich zu den Geschehnissen.
Dieser Ficher kämpfen sich zu mir voran, aber die Tiere bauen einen Schutzwall vor mir.
Mit Tränen in den Augen muss ich feststellen, dass schon mehr als die Hälfte tot am Boden liegen. Ich entdecke sogar einen Wolf, der einen so verdrehten Kopf hat, wie es nur bei einer Eule möglich ist. Der ganze Boden ist rot und voller Körperteile.
Ich wende den Blick ab und entdecke Hemmy, der wagemutig auf einem Flamingokopf sitzt und versucht ihm die Augen auszukratzen. Da neigt es den Kopft zu Boden und zieht ihn, mit einer geschickten Bewegung der Pfote vom Kopf. Es reißt den Schnabel auf und zieht ihm den Kopf von den Schultern.
Mir schießen die Tränen in die Augen und ein Schluchzen steigt aus meiner Kehle empor. Er war noch so jung.
"Du kannst jetzt nicht weinen. Sorg lieber dafür das es nicht noch mehr werden", sagt Hutch und stürzt sich in die Schlacht.
Hart ausgedrückt, aber er hat recht.
Da kommt mir eine Idee. 'Könnte klappen.'
Ich wandel mich wieder und springe ihn nach.
Dieser Körper ist ungewohnt, aber zu käpfen war noch nie leichter.
Dem ersten GWV, drehe ich ohne Probleme, mit meinen starken Pfoten, den Hals um.
In der Regel töte ich keine Lebewesen, aber das knacken von diesem Genick hört sich viel zu gut an. Und bald darauf, habe ich auch schon 12 weiteren das Genick gebrochen.
Da bemerkt mich Faucon.
"Wir haben einen Verräter in den eigenen Reihen. Los, tötet ihn", ruft Faucon über die Todeslaute der sterbenen Tiere hinweg. Die GWV macht gar keinen Laut wenn sie sterben.
Mein Plan geht auf, denn plötzlich kämpft die GWV nicht mehr gegen die Tieren sondern gegen die anderen ihrer Art.
Keiner beachtet mich, denn ich bin auch schon wieder aus dem Kampfgeschehen raus. Mein Ziel: der Baum mit Faucon.
Ich wandel mich in einen Puma und hocke mich hin; bereit zum Sprung.
"Na, überrascht mich zu sehen?" sage ich hämisch.
Ich sehe wie seine Augen sich vor angst weiten und dann riche ich seinen Angstschweiß. Doch jetzt ist es zu spät. Ich springe hoch, über den Ast hinweg und reiße ihn im Sprung mit runter. Meine Krallen bohren sich rechts und links von seinem Hals in die Erde.
Doch plötzlich ist alles ganz still, bis auf ein paar erschöpfte Atemzüge. Dann erscheint auch schon Hutch neben mir.
"Der Kampf ist vorbei, Meisterin", sagt er sanft.
Ich gebe meine Kauerstellung auf, lasse meine Krallen aber in der Erde. Ich drehe meine Kopf und schaue auf den Kampfplatz. Drehe meinen Kopf aber sofort wieder weg. Es sind noch mehr Blut, Organe und Leichen dazu gekommen. Die Handvoll die überlebt hat, hat so viele verletzungen, dass sie nicht lange überleben werden.
Der Gedanke, dass auch sie bald tot sein werden treibt mir die Tränen in die Augen.
Ohne die Pfote vom Falken zu nehmen drehe ich mich noch einmal zu ihnen um und ignoriere das Blut.
"Hört mal alle bitte zu. Ihr seid tapfer, ihr seid Kämpfer, ihr seid Helden. Ich bin euch so dankbar, dass ihr für mich gekämpft habt und einige sogar ihr Leben gegeben haben."
Obwohl Tiere nicht weinen können, kullern mir die Tränen nur so runter.
"Ich hoffe ihr bereut es nicht."
Tapfer kommt ein kräftiger, aber auch sehr verletzer Fuchs hervor. Sein eines Ohr fehlt ihm ganz, das andere ist nur eingerissen. Er ist der einzige der eine Chance hätte zu überleben.
"Es war mir eine Ehre", sagt er laut.
Ich kann nicht mehr. Ich drehe mich um und breche Faucon, ohne zu zögern oder auf sein schreien zu achten, beide Flügel. "Hutch, pass auf ihn auf. Auch wenn er nicht mehr fliegen kann."
"Selbstverständlich", sagt er und setzt einen Huf auf einen Flügel.
Ich wandel mich in einen Menschen und gehe langsam auf den Fuchs zu. Er schreckt nicht im geringsten zurück.
Ich beuge mich zu ihm runter und nehme in auf den Schoß, dann weine ich in sein Fell. Ich weine all die Trauer vom Kampf aus. Plötzlich schmiegen sich alle Tiere an mich.
"Das ist ihre Art zu Trauern. Mit anderen. Und Menschen Trauern am einfühlsamsten."
Mit dem einen Arm halte ich den Fuchs fest, mit dem anderen streichel ich abwechselnd die Tiere.
Eines nach dem anderen schläft ein, nur wird es nie wieder aufwachen. Es macht mich fertig zu sehen, wie sie ihren letzten Atemzug machen. Der einzige Trost ist, dass sie glücklich sterben und nicht unter Schmerzen.
Der einzige der nicht schlafen will ist der Fuchs. Er ist stark genug. Was mich ein bisschen Aufmuntert, wenigstens sind nicht alle bei der Schlacht gestorben.
Ich stehe auf und verlasse den Kreis aus toten Tieren; den Fuchs auf meinen Arm.
"Hier ist ihr Rucksack, Meisterin."
"Danke", schniefe ich und lege den Fuchs auf Hutchs Rücken. Er ist doch sehr erschöpft, wird es aber überleben. Ich nehme meinen Rucksack und hole die Decke und die Kleidung heraus. Dann stopfe ich den laut jammernden Falken hinein und ziehe den Reißverschluss zu.
Die Decke lasse ich einfach auf dem Boden liegen, doch die Kleidung ziehe ich an.
Ich setzte mir den Rucksack auf den Rücken und nehme den Fuchs auf meinen Arm.
"Wie geht es ihm?"
"Gut, er ist froh einen so netten Menschen wie dich kennengelernt zuhaben. Er wird immer zu dir stehen."
Niedergeschlagen nicke ich. Die Nachricht macht mich froh, aber der Schock vom Kampf liegt noch zu tief in den Knochen.
"Wir müssen Nick noch wiederfinden."
"Ja, ja das müssen wir wohl", seufze ich.
Und so humpeln Hutch und ich gemeinsam, im Licht der untergehenden Sonne, die Straße entlang.
"Das ist der Anfang von etwas großem, Hutch, oder?"
Ich wünsche mir so sehr, dass er verneint.
"Ich fürchte ja, Meisterin. Das ist erst der Anfang."

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So, das ist fürs erste das letzte Kapitel. Ich will im laufe der nächsten Woche die Geschichte nochmal genau überarbeiten. Nächste Woche kommt dann wieder eins (Außerdem brauche auch ich mal eine kleine Pause). Ich hoffe es ist euch nicht zu lang oder zu traurig geworden. Schreibts in die kommis und vergest keine Sterchen.
Oh und bevor ich es vergesse.
Danke an Nika_the_Shadow_Cat, du bist ein super druckmittel. Wenn ihr auch erwähnt werden wollt, nervt mich das ich weiter schreiben soll. Vielleicht kommt das nächste Kapitel dann auch diese Woche noch.
Danke für alles <3

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