11. Gefährlich so eine Klinik

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Als ich wieder ganz da bin, liege ich in einem Bett.
Zuerst denke ich, es war nur ein Traum, dann erinnere ich mich wieder.
Der Unfall, dann der fremde Typ, der mich in ein Krankenhaus gefahren hat, zwischendurch, als ich mal kurz die Augen geöffnet habe und auf eine Trage gelegt und nach oben getragen wurde.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube es ist der zweite Stock. Ich versuche mich im Bett aufzusetzten, aber -wie nicht anders zu erwarten- sind meine Wunden noch nicht verheilt und brennen wie Feuer.
Ich schaue mich im Zimmer um.
So wie es aussieht, bin ich in der Notaufnahme oder so. Aber eigentlich könnte ich auch tot sein. Alles um mich herum ist schneeweiß. Die Decke, die Wände, mein Bett, mein Kissen, die Bettdecke, der Tisch, wo ein paar Sachen vom Artz rumliegen -Stetoskop usw.-, der Stuhl, einfach alles. Außer der Tür. Die ist rot und in weißen Buchstabensteht irgendwas mit "Notfallzimmer" oder so drauf. Auf dem Tisch neben dem Bett entdecke ich einen Tee.
Langsam strecke ich meine Hand nach ihm aus, da fällt mein Blick auf meinen Arm. Er ist komplett aufgeschürft, blutrot und voll mit Blutkruste. Vorsichtig hebe ich nun auch die Bettdecke an.
Ich habe zwar so einen Altmodichen, durchsichtigen Krankenhauskittel an, sehe aber trotzdem das ganze Blut an meinem Körper.
Seufzend lasse ich die Bettdecke wieder sicken und greife nach meinem Tee. Als ich ihn ansetze und dran nippe merke ich, dass er eiskalt ist. In diesem Moment kommt ein Arzt rein.
So wie der sich aufplustert, kann es sich nur um den Chefarzt handeln.
Schnell schließe ich die Augen, doch der verdammte Apperat neben mir, verrät mich mit einem schnellen und lauten Piepsen. Blödes Herz.
"Ah, dass klingt so als wärst du wach. Hallo? Kleine, kannst du mich hören?"
Vorsichtig öffne ich meine Augen wieder und schaue in die extrem stahl-blauen des Arztes. Ich kann den Blick gar nicht abwenden, als wäre ich in einen Bann gezogen oder so. Natürlich sind auch meine Augen was besonderes (ich denke immer an eine Mischung aus normalem Gelb und den Augen aus Seelen), aber diese Augen sind eine ganz andere Liega.
Plötzlich ändert sich sein Gesichtsausdruck, er schaut ein bisschen verwirrt. Wie gesagt ich habe auch solche Augen.
"Äh, ja. Mir geht es eigentlich auch den Umständen entsprechend gut." Endlich stelle ich die Teetasse weg, da sie angefangen hat, zu meinem Zittern, zu klimpern.
"Das war ja ein zimlicher Sturz, wie mir der Herr Köller erzählt hat. Nur, verrate mir mal, wie hast du diese Schusswunde bekommen?", fragt er mich freundlich.
Automatisch schaue ich zur Wunde. Viel sehe ich nicht, da ein großes Pflaster drauf klebt. Aber sie ist nicht mehr dreckig, vermute ich jedenfalls. Ich versuche einfach mal Hutch zu kontaktieren, er weiß bestimmt eine gute Antwort.
"Hey Hutch, der Arzt will wissen wieso ich ein Loch in der Schulter habe, kannst du mir helfen? Ach ja, er weiß übrigens auch dass es eine Schusswunde ist."
"Nein, aber ich habe andere wichtige Neuigleiten für euch. 1. Ich habe euren Gepäckbeutel gefunden. 2. Ich stehe vor eurem Krankenhaus."
"WAS?!", brülle ich den Arzt an. Ängstlich zuck dieser zusammen.
"Tut mir Leid", füge ich hastig hinzu,"aber ich muss jetzt leider auch schon wieder los. Danke für alles." Ich schiebe die Bettdecke beiseite und setze meine Füße auf den Boden. Es tut zwar ein bisschen weh, aber es ist auszuhalten. Ich mache mich gerade an den Kabeln an meinem Arm zu schaffen, da hält der Arzt meine Hände fest und schaut mir in die Augen. Ich erhasche einen Blick auf sein Namensschild. >Ober Chefarzt Weinhard<.
"Hey beruhige dich doch. Du musst es mir nicht jetzt erzählen. Komm leg dich auf's Bett. Ich komme später einfach nochmal."
Er versucht mich wieder ins Bett zu drücken, aber ich winde mich geschickt aus seinem Griff. Als ich an ihm verbeischlüpfen will, bleibe ich an diesen verdammten Kabeln hängen und schlage der länge nach hin. Super jetzt sind so gut wie alle Wunden wieder offen und diverse Flüssigkeiten fließen in die falsche Blutbahn. Schnell reiße ich mir Kabel raus und rappele mich wieder auf.
Gerade als ich weglaufen will, sticht mir etwas in den Nacken und meine Beine geben unter mir nach, doch Dr Weinhard fängt mich geschickt auf.
"Schsch, alles ist gut. Mach dir keine Sorgen mehr." Sanft legt er mich zurück auf's Bett, zögert plötzlich, doch dann spüre ich noch wie er seine Lippen auf meine Stirn drückt bervor die Narkose ihre volle Wirkung zeigt.

[Olivers view]
Ich gehe zum Fenster und schaue hinaus.
Nachdem ich diese einsame Wohnung gefunden hatte, war ich ein bisschen entspannter geworden. Doch dann sah ich diesen Arzt, der ihr eiskalt eine Spritze in den Nacken gedrückt hat.
Verärgert drehe ich mich weg und gehe nach oben ins Schlafzimmer. Strom und Wasser gibt es hier wohl schon lange nicht mehr, aber sonst ist die Wohnung in einem super Zustand. Im grunde genommen war sie sogar noch zimlich neu.
Ich öffne die Tür zu >meinem< Zimmer, ziehe mir die Schuhe aus, lasse mich auf das Bett fallen und schaue zur Decke hinauf.
Nach einigen Minuten, wird mir dann aber doch zu kalt und ich ziehe mir die Daunendecke bis ans Kinn.
Schon nach wenigen Minuten bin ich eingeschlafen und träume wieder von dem wunderschönen Mädchen.

Schweißgebadet wache ich auf. Eigentlich weiß ich gar nicht warum ich schwitze, denn Oliver ist ja in Sicherheit. Keuchend schaue ich mich nach einem Glaswasser um, finde aber keines. Ich schaue zum Fenster und sehe dass es schon stockdunkel ist. Geschickt strampel mit meinen Beinen die Decke weg und schwinge sie übers Bett.
Wie heute morgen schon tut das Stehen ein bisschen weh, aber es geht. Beim Aufstehen bemerke ich, dass mein Bett voller Blut ist. Also habe ich im Schlaf wohl noch ein bisschen weiter geblutet. Diese blöden Kabel haben sich schon wieder an meinem Arm festgesaugt, also ziehe ich sie kurzerhand raus und laufe ein paar Schritte ins Zimmer hinein. Es hat sich nicht im geringsten verändert. Da fällt mir der Tee ein und ich drehe mich um und sehe auf meinem Nachttisch nach. Doch leider wurde der schon weggeräumt.
Da mir nichts besseres einfällt, will ich die Kantine suchen. Jedes Krankenhaus hat eine und ich habe meinetwegen, auch die ganze Nacht Zeit, wenn ich damit diesen unsäglichen Schmerz in der Kehle loswerden kann. Ich laufe zur Tür und drücke die Klinke hinunter. Eigentlich hatte ich erwartet sie sei zu, aber sie ließ sich problemlos öffnen.
Wahrscheinlich dachten die, in meinem Zustand könnte ich bestimmt nicht abhauen. Ha.
Ich lausche in den Flur hinein und höre absolute Stille. Perfekt. Ich beschließe nach Links zu gehen und maschiere nun, den Koridor entlang.
An machen Türen höre ich ein Schnarchen, Wimmern, Husten, Schniefen, Röcheln und was weiß ich noch alles.
Nach einer Zeit sehe ich eine Tür, auf der ein Bild mit einem Aufzug zu abgebildet ist. Ich drücke die Tür auf und finde mich in einem kleinen Raum wieder, in dem eine weitere Tür in ein Treppenhaus führt und drei Aufzüge bereit stehen.
Ich entscheide mich für den in der Mitte und schaue innen auf die Knöpfe.
Aha, ich bin also nicht im 2. Stock sondern im 3. Stock.
Ich drücke auf das >E< und lehne mich mit dem Rücken gegen die Aufzugstüren. Man bin ich erschöpft.
Als die Türen wieder aufgehen bin ich schon nicht mehr richtig da und knalle mit dem Kopf gegen den Tisch mit dem Desinfektionsmittel. Dann breche ich entgültig zusammen. Ich will noch nach dem Feueralarmknopf drücken, aber er scheint mir aufeinmal so unendlich weit weg.

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