21. Freund oder Feind? (Teil 1)

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Müde öffne ich meine Augen. Ich kann höchstens ein paar Minuten geschlafen haben, denoch ist es schon Mittag und die Sonne steht hoch am Himmel.
Schlapp stehe ich auf und strecke mich. Der Kiosk hat endlich offen, deshalb komme ich unter meinem Busch hervor und laufe zum Zeitungsständer. Mit fallen die Augen aus dem Kopf.
Es ist der 17.07. Ich bin schon seit 11 Tagen unterwegs. Als ich mich umdrehe sehe ich, wie mich ein Passant merkwürdig anschaut. Dann zieht er sein Handy raus und tippt seinen Freund neben ihm an.
"Sieh dir die Katze an. Die liest wirklich Zeitung. Das muss ich auf Instagram stellen." Lächelnd macht er ein Foto von mir und geht dann weiter.
'Manche Leute sind echt komisch', überlege ich während ich ihnen kopfschüttelnd nachschaue. Da fällt mein Blick auf die Mall. Sie ist -wie durch ein wunder- geöffnet und riesige Menschenmassen drängen sich durch den Eingang. Ich sehe auch eine Frau mit einem Schäferhund, die gerade ihr Auto abschließt.
Ich krieche schnell wieder unter den Busch und wandel mich in eine Schäferhündin. Als ich wieder unter dem Busch hervorkommen will bleibe ich an ein paar Ästen hängen, schafe es aber noch mich zu befreien.
Irgendwie fühle ich mich jetzt viel fitter und kann auch wieder klar denken. In Biologie haben wir doch so etwas gelernt. Katzen schlafen am Tag 20 Stunden? 22? Auf jdeden Fall sehr lange. manchmal bin ich echt blöd.
Ich laufe so schnell ich kann zu der Frau mit dem Schäferhund. Der schaut mich vielleicht komisch an.
"Hey, kann ich ein Stück mit euch laufen?", frage ich höflich.
"Äh, ja klar. Aber warum wilst du da freiwillig rein?"
Irgendwie eine schlaue frage. "Ich brauche ein bisschen Kleidung."
Als ich seinen verwirrten Gesichtsausdruck sehe, erkläre ich es ihm.
"Ich bin eine Gestalltenwandlerin und eigentlich ein Mensch. Deshalb wäre es schön mal wieder als solcher herum zu laufen."
Unsicher nickt er. "Ah, ich verstehe."
Aber er versteht natürlich gar nichts. Egal.
Ich laufe neben ihm her und muss mich bald immer näher an ihn drängen, da die Masse immer dichter wird. Kurzzeitig bekomme ich sogar keine Luft, doch dann lichten sich die Menschen und vor mir breitet sich die ganze pracht der Mall aus.
"Tschüss und danke für's Mitnehmen", sage ich zu dem Hund.
"Gerrn geschehen", erwiedert er noch, dann wird er von der Frau davon gezogen.
'Ok, ich bin nur hier um Klamotten zu klauen', rufe ich mir immer wieder ins Gedächnis, muss aber trotzdem bei jedem tollen Laden an dem ich vorbei gehe, fast heulen.
Endlich sehe ich einen Forever 21 Laden und erkenne meine Chance.
Es ist so voll , dass ich nicht glaube, dass mich irgendwer bemerkt.
Ich sehe ein paar schöne Hot-Pens und ein knappes tükises Top. Ich kann nicht sehr wählerisch sein, dafür fehlt mir die Zeit, aber wenn ich ehrlich bin, gefallenmir die Sachen sehr. Es ist ein warmer Sommertag; ich brauche also nicht unbedingt Schuhe.
Mein Hundemund ist so auch schon voll genug. Mit einem Satz bin ich über den Tisch mit der Kleidung und sprinte zum Ausgang.
Ein paar Leute springen erschrocken aus dem Weg, doch der Kassierer erkennt sofort das ich abhauen will, und greift nach meinem Nacken. Doch statt mein Halsband zu ergreifen, fasst er in mein Fell. Unbeirrt renne ich weiter, durch den Ladenscaner, der darauf hin zu piepen beginnt, und verschwinde in der Menschenmenge. Ich höre den Kassierer noch vor sich hin fluchen, dann verschwinde ich durch die Eigangstür nach draußen, in die strahlende Sonne.
Schnell schaue ich mich um, kann aber keine bessere Umkleide als ein Dixiklo ausmachen.
'Dann muss es das eben auch machen', denke ich und sprinte drauf los.
'Oh nein!' Mit meinen Pfoten kann ich das Schloss nicht öffnen, wenn ich mich aber wandle, stehe ich vor all den Menschen nackt.
Ich stemme mich gegen das Dixiklo und drehe es um 180°. Es ist mühselig, aber von diesem Winkel aus, sieht mich mit Glück, gar niemand.
ich schaue mich nocheinmal schnell um und wandel mich. Diesmal kann ich das Kribbeln kaum erwarten, und sobald ich wieder Hände und Füße habe, entriegel ich die Tür und schlüpfe mit meiner Kleindung im Mund ins Dixiklo.
Erleichtert atme ich auf und schaue an mir hinunter. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben endlich wieder in meinem Körper zu sein. Es fühlt sich so fantastisch an; ich will dieses Gefühl nie wieder verlieren. Doch erstmal nehme ich meine neugewonnene Kleindung aus meinem Mund.
Blitzschnell greife ich vor und verschließe dir Tür. 'Das ist viel zu viel Stress für einen Tag', klagt mein schnelles Herz. ich klemme mir die Hot-Pen zwischen die Beine und streife mir das Top über danach schlüpfe ich in die Hot-Pen.
Das Top ist Bauchfrei; die Hose zu kurz das man meine Unterhose sehen würde. Wenn ich eine hätte.
Aber an Unterwäsche habe ich überhaupt nicht gedacht.
Ich schließe die Tür auf und trete hinaus in den Sonnenschein.
Sofort fühle ich mich zurück in der Vergangenheit. Als alles noch >normal< war und ich Mom immer gefragt habe, ob sie mir ein bisschen Geld gibt und sie mir immer gleich 100-200€ gegeben hat. Dann habe ich meine Freunde angerufen und wir haben die ganzen Läden in Los Angeles abgeklappert, während wir Eis gegessen haben.
Das wird dieses Jahr wohl ausfallen müssen. Ich glaube nicht mal, dass ich dieses Jahr überhaupt in Maine ankomme.
Ich schüttel meinen Kopf, worauf meine dunkel-blond, karamell-farbenen Haare durch die Gegend fliegen und in meinen Gesicht hängen bleiben. Oh man, wie ich dieses Gefühl vermisst habe.
ich streiche mir die lockigen Stränen hinter die Ohren. Sie fühlen sich unglaublich weich an.
Da ich weder Geld noch Freunde hier habe, kann ich auch nicht shoppen gehen und beschließe zurück zum Kreisverkehr zugehen.
Ich schlängel mich geschickt durch die Leute, die gerade in die Mall wollen oder gerade heraus gekommen sind, da packt eine Hand mein Handgelenk. Ich drehe mein Handgelenk so, dass er gezwungen ist mich loszulassen, und springe einen Satz zurück. Doch dann schießt seine Hand wieder hervor und hält meinen Arm fest. Ich konzentriere mich so auf seine Hand, dass ich gar keine Zeit habe ihm ins Gesich zu schauen.
"Hey, lassen Sie..."
"Ally? Bist das wirklich du?"
Mir bleibt die Spucke weg.
Wie kommt er hierher? Ich schaue ihm ins Gesicht und erkenne dort Sorge und Schlaflosigkeit.
"Oh Nick." Ich falle ihm um den Hals und weine mich an seiner Schulter aus. Ich habe ihn so vermisst. Jetzt bin ich komplett in der Vergangenheit gelandet. Er ist genau das Stück Zuhause, was ich gebraucht habe.
Er hält mich ganz fest und so stehen wir eine Gefühlte Ewigkeit herum. Dann löse ich mich aus seiner Umarmung und wische mir über die Augen.
"Wie hast du mich gefunden? Und was machst du überhaupst hier?", frage ich ihn.
"Ich wollte dir per Anhalter folge, doch dann kamen wir in einen Stau und irgendwann hielt ich es dort nicht mehr aus und sagte, ich müsse mal auf Klo." Er grinst mich mit diesem schiefen Grinsen an, was ich so liebe. Aber ich merke auch, dass es eher halbherzig ist als aufrichtig.
"Nick, du musst unbedingt mitkommen. Ich kann dich all den Tieren vorstellen, mittlerweile ist es eine richtige Armee,, und dann könnten wir Gemeinsam durch's Land reisen. Oder musst du etwa zurück nach Hause?" Bei dem Gedanken schießen mir schon wieder die Tränen in die Augen, aber nicht vor Freude.
"Nein, natürlich muss ich nicht zurück nach Hause. Und natürlich will ich die kennen lernen. wirst du dolmetchen?"
"Klar, oder willst du selbst die Sprache der Tiere lernen? Wie Katrin?"
Genervt stöhnt er auf. Früher haben wir uns immer bei mir verapredet, nur um diese billige TV-Serie zu schauen. Dann haben wir uns immer darüber lustig gemacht wie unlogisch das doch ist. Und dann der Name >Katrin und die Welt der Tiere<. Allein deshalb haben wir uns schon halb tot gelacht.

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Sorry!!! Es war eigentlich nicht geplant aus diesem Kaptiel zwei zu machen, aber es ist jetzt schon sooooo lang und ich will noch so viel schreiben. Ich habe aber auch nicht mehr so viel Zeit, deshalb lasse ich es für heute lieber und veröffentliche das nächste morgen.
Danke anNika_the_Shadow_Cat, du bist echt eine gute Antreiberin.
Kennt ihr diese Serie auch noch? Schreibts in die Kommis und hinterlasst ein Sternchen

DANKE!!

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