8. Planlos

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Ich will einfach nur weg, aber ich kann mich nicht noch mal wandeln. Dann würde ich nur noch eine Garnitur Kleidung haben. Andererseits wird er mich schon bald eingeholt haben. Hinter mich höre ich seinen lauten, unregelmäßigen Atem. Doch plötzlich geht es in einen keuchenden Schrei über und kurz darauf höre ich wie er zu Boden fällt. Erschrocken bleibe ich stehen. Ich habe angst mich die umzudrehen, doch dass muss ich auch gar nicht mehr, in meinem Kopf sehe ich es schon, und leider weiß ich auch wer das war.
"Meisterin, ich habe euren Verfolger außer Gefecht gesetzt. Ich hoffe ihr seid zufrieden mit meiner Arbeit."
"Nein. Nein, das bin ich nicht. Du sagst bei Liebesangelegenheiten gehst du nicht dazwischen, aber beim kleinsten Streit schon, oder was? Merk dir eins: ich sage dir Bescheid wenn ich Hilfe brauche."
Nun drehe ich mich aber doch auch um. Ja, er ist ja ohne Zweifel außer Gefecht. Was mir aber wirklich Angst macht ist, dass er nicht eine Wunde hat. Wenn er aufwacht wird er höchstens ein paar Kopfschmerzen habe. Das MUSS bedeuten, das Hutch dass nicht zum ersten Mal gemacht hat.
"Hutch du bleibst bei ihm, bis er aufwacht. Ich möchte auch, dass du ihn nach Hause bringst. Zu IHM nach Hause, klar?"
"Natürlich, Meisterin."
Nachdem ich, dass mit Hutch geklärt habe, laufe ich weiter in den Wald. Ich ziehe mir den Rucksack vom Rücken und stopfe meine Kleidung hinein. Welches Tier könnte mir nun am nützlichsten sein? Ich entscheide mich mal für den Wolf (mal sehen was passiert wenn ich mich, dank Oliver, wandeln darf).
Ich schnappe nach meinem Rucksack. Er schmeckt widerlich, doch anders kann ich ihn nicht transportieren.
In einem gemütlichen Laufschritt marschiere ich los, irgendwo nach Norden.
Es dauert ein paar Sekunden bis ich merke das Maine nicht im Norden von Los Angeles liegt.
Das erste was ich also brauche ist eine Landkarte.
Angestrengt lausche ich in den Wald. Aber weit und breit höre ich keinen Straßenverkehr. Das wird noch eine lange reise werden.

Nach 3 einhalb Stunden meldet Hutch sich wieder.
"Meisterin, ich habe Nick nach Hause gebracht. Er war nicht sonderlich erfreut darüber, dass nicht ihr bei ihm gewesen wart."
"Das habe ich auch nicht wirklich erwartet. Geht es ihm gut?"
"Es hätte besser sein können. Alle paar Minuten beschwerte er sich darüber, wie sehr sein Kopf wehtue."
"Na, dass ist ja nichts neues. Wo bist du gerade?"
"Ich bin auf dem Weg zu euch."
"Das ist gut wir sehen uns dann gleich."
Ich lege noch einen schnellen Sprint hin, bevor ich abrupt abbremse. Die Straße ist nicht mehr weit weg. Schnell gebe ich noch einmal alles. An der Straße schaue ich mich aufmerksam um. Sie ist holprig und lang. Hin und wieder schaut mal ein Grasbüschel aus dem Asphalt. In der Ferne höre ich ein paar Pferde unruhig wiehern. Ich bin weiter gelaufen als ich dachte. Schnell wandele ich mich zur Tarnung auch in ein Pferd und galoppiere ausgelassen über die Wiese zu den anderen. Das muss sicher ziemlich bescheuert ausgesehen haben, wie eine Schimmelstute mit einem Rucksack im Maul über die wiese läuft.
Am Stall angekommen höre ich ein paar Menschen reden. Komisch dass ich sie gar nicht verstehe. Bis ich bemerke WARUM ich sie nicht verstehe. Sie sprechen nicht Englisch, sie sprechen Spanisch. Aber wieso steht mitten in Kalifornien eine Spanische Pferdefarm?
Oh nein ich bin in die falsche Richtung gelaufen. Ich bin gar nicht mehr in Kalifornien, sondern in Mexiko. Deshalb Ist es hier plötzlich so ländlich.
Ich will mich gerade umdrehen und wieder in den Wald traben, da hat mich ein kleines Mädchen entdeckt.
Sie ist ca. 14 Jahre alt. Sie hat eine schöne gebräunte Haut, spitz zu laufendes Kinn, hohe Wangenknochen, lange Wimpern und Neonpink gestachelte Haare.
"Louisa comprobar, a veces como una yegua gris. Debe ser uno de los caballos. Lo que probablemente hace así que aquí fuera de la estepa?", ruft sie über die Schulter, in den Stall.
Mein Spanisch ist leider nicht sehr begnadet, jedoch höre ich die Wörter, sieh, Schimmelstute, Wildpferd und Steppe heraus. Scheinbar ist sieh sehr verwundert mich hier zu finden. Noch ein Grund mehr, wieder in den Wald zu flüchten. Ich drehe mich um und gehe zurück in den Wald.
"Hey , ¿a dónde vas ? Volver de nuevo !", ruft sie mir noch hinterher, doch ich laufe einfach weiter.
Im Wald wandele ich mich wieder in einen Wolf.
Jap, das erste was ich brauche ist eine Landkarte. Was ich aber auch brauche ist ein Schlafplatz. Ich bin die ganze Nacht durch gelaufen und bin nun fix und fertig. Ich bin so erschöpft das ich mich unter dem nächgelegenen Busch niederlasse, den Rucksack unter meinen Pfoten.
Ich sehe zu wie die Sonne aufgeht, doch weit kommt sie nicht, da mir die Augen schon zufallen.

[Olivers view]
Nach fünf Stunden Schlaf, fühle ich mich noch lange nicht ausgeruht, aber leider haben sie nun meine Fährte und sind schon ganz in der nähe.
Mein Brustkorb schmerzt beim atmen, aber ich muss weiter laufen. Ich beschließe nach Maine in die Innenstadt zu laufen. Dort bin ich wenigstens in Sicherheit. Nach fünf Meilen gebe ich dieses Vorhaben auf. Ich habe längst nicht mehr die Kraft noch acht Meilen zu laufen. Erschöpft stolpere ich über meine eigenen Füße, und lande im weichen grünen Moos. Aber eine Chance habe ich noch; ich wandele mich in ein Stinktier und stinke meine Umgebung so voll das soger einer mit anosmie umgefallen wäre. Müde rolle ich mich zu einer Kugel zusammen und schließe die Augen. Ich kann nur hoffen, dass mein Retter sich nicht allzu viel Zeit lässt.

Als ich wieder aufwache, steht die Sonne schon hoch am Himmel.
Ich drehe den Kopf zu Seite und erblicke Hutch, der sich neben mir niedergelassen hat. Ich bin zum Glück noch ein Wolf und nicht wieder ein Mensch. Ich spitze die Ohren und höre nicht weit entfernt ein paar Kaninchen. Ich habe noch nie in Tiergestalt gejagt. Auch nicht in menschlicher Gestalt. Doch nun bleibt mir keine Wahl. Ich habe Hunger und selbst wenn ich genug Geld hätte, um mir etwas in einem Supermarkt zu kaufen, es ist nicht mal einer da.
Also stehe ich auf und schleiche mich langsam an die Hasen heran.
Da sind drei Junge. Die Mutter passt sehr gut auf sie auf, aber der Vater steht etwas abseits und sieht nicht ganz so aufmerksam aus. Ich schleiche noch ein paar Schritte näher heran. Der Duft des saftigen Fleischs weht nun von den nur noch knapp 150m heran. Ich setze zum Spung an und springe die hälfte der Strecke.
Ich habe mir zwar vorgenommen den Vater zu schnappen, kann mich jetzt aber nicht mehr für eines entscheiden. Sie laufen mir alle wie wild vor der Nase herum und sind auch nach wenigen Sekunden in ihren Löchern verschwunden.
"Verdammt."
Ich habe wohl sehr laut, in Gedanken, geflucht, denn plötzlich höre ich Hutch verschlafen etwas murmeln, bevor er sich dann wieder hinlegt.
Müde trotte auch ich zu ihm rüber und lege mich neben ihn. Wenn ich weiterhin so gut jage, werde ich entweder Vegetarier, oder Verhungern.

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