5. Ich der Wolf

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Ich wollte mein Mäppchen gerade aus meinem Ranzen fischen, als ich es spürte. Meine ganze Haut kribbelt. Ich versuche mich zu wehren, leider vergeblich.
Mein letzter Gedanke war: lass es ein kleines Tier sein.
Das Glück ist ganz klar nicht auf meiner Seite. Ich drohe zu ersticken. Mit einem gewaltigen raaatsch zerreißen meine Sachen. Niemand hatte gesehen wie ich mich gewandelt hatte, da ich ganz hinten in der klasse sitze, doch nun drehen sich alle zu mir um. Herr Moorhead ist der erste der schreit. Doch bald kreischt auch die ganze Klasse und drängt sich durch die Tür. Nick sieht mich einfach nur völlig verstört an.
Ich blicke zum offenen Fenster mir bleibt keine Wahl. Ich muss fliehen. Mit einem eleganten Satz bin ich schon zum Fenster raus und renne so schnell ich kann zum nahegelegennen Wald. Ich laufe so lange bis ich meine Schule nicht mehr hören kann, erst dann setze ich mich hin und denke darüber nach was gerade passiert ist.
Ich habe mich einfach so gegen meinen Willen in einen verdammt großen Wolf verwandelt.
In die Schule kann ich auch nicht mehr. Ich muss zuerst nach Hause und mir was anziehen.
Ich denke gerade an einen muskulösen Gepard und warte auf das kribbeln, es fällt mir zu schwer, mich zu wandeln.

[Rückblende]
"Schatz, du..." Erschöpft hustet er, bevor er neu ansetzt.
"Sollte jemals der unwarscheinliche Fall eintreffen, dass es noch einen anderen Gestalltenwandeler gibt, versuche dich nicht die nächsten 5,34 Minuten zu wandeln. Es könnte gravierende Auswirkungen auf euch beide haben. Es ... es entsteht ein Band was enger ist als du es dir vorstellen kannst. Du kannst dieses Band aber auch nicht verhindern, mit der Zeit entsteht es trotzdem."
Mit Tränen in den Augen nicke ich. Ich habe ihm versprochen, in seiner Gegenwart in seiner Gegenwart nicht zu weinen, aber wenn er so blass, schwach und dünn ist, wie jetzt, ist das echt schwer.

Statt mich zu wandel, sehe ich Bilder.
Tiere - gefährliche - kommen auf mich zu. Und dann höre ich einen Schrei der mir durch Mark und Knochen geht.
Im Wald ist es ganz friedlich und ich bin auch kein silber-grauer Wolf mehr sondern ein karamell-brauner Wolf.
In den Bildern war ich ein silberfarbener Wolf, aber das war nicht ich, das war ein anderer.
Es gibt nur drei Regeln:
1. Niemand darf wissen was du bist.
2. Du musst dich in die gleiche Gestalt wie die des anderen wandeln. (Man kann nicht kontrollieren wem man eine Gestallt aufzwingt und wem nicht. Ebso auch wie lange.)
3. Bleibt zusammen! ! !
Ich glaube Regel zwei ist gerade in Kraft getreten.
Meine Knie geben unter mir nach und ich lande unsanft auf dem Boden. Ich höre Nick noch meinen Namen rufen, dann wird alles schwarz.

Als ich aufwache, sehe ich ein paar weiß-blaue Augen, dicht vor meinem Gesicht.
"Ally, hey. Bist du wieder ganz da?"
"Hmmm? Ich weiß nicht. Was ist..."
Ich kann REDEN. Ich bin ein Mensch und leider auch nackt. Hey warte das stimmt nicht ganz. Ich habe ein BLATT. Ja, ehrlich. Ein stink normales Ahornblatt.
"Nick, wie viel Uhr ist es?"
"Viertel vor Zehn. Es ist gerade Pause. Du solltest so schnell wie möglich verschwinden. Ich war, ähm, leider nicht der erste der dich fand."
Das heißt, mich haben ein paar, sehr wahrscheinlich Jungs, nackt gesehen. Also wenn's weiter nichts ist.
"Meisterin gut das sie wieder bei bewusst sein sind. Ich habe diese jungen Männer verjagt nachdem sie sehr ungezogene Sachen verrichtet haben. Diesen habe ich gelassen, da er scheinbar gute Absichten hat."
Oh nein der Hirsch.
Hey warte mal..
"Hey könnte ich dir einen Namen geben? Immer wenn ich an dich denke, denke ich immer nur an >der Hirsch<"
"Natürlich, Meisterin."
"Ok. Weißt du, ich nenne dich Hutch."
"Einverstanden, Meisterin."
Ich weiß manchmal denke ich an echt bescheuerte Sachen.
"... ja hier drüben liegt sie."
Selbst aus der Entfernung höre ich das unterdrückte Lachen. Und dann kam das kribbeln schneller und erdrückenden als in der Klasse. Aber es ist keineswegs angenehm. Es brennt wie Feuer.
"Nick ich mu.." Doch dann bin ich schon ein Wolf. Toll.
"Ally, beeile dich. Da vorne sind sie schon. Wir sehen uns nach der Schule bei dir."
Ich werfe ihm noch einen traurigen Blick zu. Na ja, dass ist echt schwer in Wolfgestalt.
Ich drehe mich um und springe in schnellen Zügen davon. Ich höre noch die Stimme von Mike als ich nicht mehr da war, wo er mich zuletzt gesehen hatte.
"Wo ist Ally? Mike du sagtest Ally würde hier liegen."
"Ich schwöre ihnen sie war hier. Nick was hast du mit deiner exfreundin gemacht?"
Ich heule auf. Dieser Arsch. Wie gerne würde ich zurück rennen und ihm den Kopf abreißen.
"Sie war nie meine Freundin. Und gemacht habe ich auch nichts. Aber warst du nicht derjenige den ich dabei erwischt habe wie er ihr..."
Ich heule noch lauter auf und renne schneller. Das will ich alles gar nicht hören.
Nach mehreren 100m höre ich nicht mal mehr ein leises murmeln. Leider weiß ich noch nicht mal wo ich bin. Ich versuche mal mich zu wandeln, doch wie vorhin schaffe ich es  noch nicht. Es kommen nur diese merkwürdigen Bilder. Nur dauern sie länger. Auf einmal beginnt sich alles zu drehen. Mir wird schwindelig, ich glaube gerade das ich mich übergeben muss da wird auch schon alles wieder schwarz.

[Unbekannt]
Panik überkommt mich. Ich will fliehen doch es gibt keinen Ausweg. Während ich fieberhaft überlege welche Gestalt mich retten könnte, bekam ich den ersten Hieb versetzt.
"Du kannsssst nicht Gewinnen. Ergib dich."
"Never for ever. Ihr könnt mich nicht aufhalten." Ich wandle mich in einen Wolf ehe einer es verhindern kann. Eigentlich wandle ich mich nie eigenständig, aber jetzt bleibt mir keine Wahl. Ich springe auf das Monster zu, was mir am nächsten steht, reiße ihm den Kopf ab und springe über ihn hinweg. Der Wald der mich umgibt, hat mich bald verschluckt und so können sie mich
nur schwer im Auge behalten. Ich mache mir Sorgen um den anderen Gestaltwandler. Ich kann nur hoffen das er gerade zu hause ist oder so. Schon bald bin ich bei der kleinen Grotte angekommen und wandle mich wieder in einen Menschen.

Ich wurde zurück gerissen. Keuchend setze ich mich auf. Das ist doch irre. Ich war in seinem Kopf drin. Aber wer ist er?
Die Nacht ist schon herein gebrochen und ich kann kaum etwas sehen.
Da ich wieder ein Mensch bin, denke ich an einen Luchs -seit der Vision ist genug Zeit vergangen- und gebe mich dem kribbeln hin. Erschöpft und lustlos, trotte ich langsam in eine beliebige Richtung. Mein innerer Instinkt sagt mir, es ist Nordosten. Aber ich bin so müde, dass ich mir nicht wirklich sicher bin.
Es ist wirklich überraschend, als ich mitten im Wald eine gelbe Fassade entdecke. Ich hatte eigentlich nicht erwartet wirklich noch nach Hause zu finden.
Vor der Terrassentür bleibe ich stehen und wollte Tür öffnen, da fiel mir ein, dass ich ja noch ein Luchs war. Träge denke ich an einen Menschen, bevor ich nach oben gehe.
Am Schlafzimmer meiner Mum, höre ich ein leises schluchzen. Normalerweise würde ich sie jetzt trösten gehen, aber auch dafür bin ich viel zu erschöpft.
Müde lasse ich mich auf's Bett fallen. Ich höre noch das klicken eines I Phone's, dann schlittere ich schon in den Schlaf. Doch auch da bin ich keines Weges sicher.
Meine Träume bestehen aus Wölfen, Zombies und einer Menge Blut. Aber hauptsächlich war da dieser junge mit den sonnengelben Augen, wie meine.

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Hier die überarbeitete und logische Version. In den nächsten Kapiteln wird sich dann auch viel ändern.
Alles was ihr schreiben wollt, ab in die Kommis und vergesst keine Sterne zu geben.
Danke <3

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