24. Liebe oder Pflicht?

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(Gegenwart)
Entschlossen trete ich einen Schritt zurück.
Es sind zwei Tage her, seit er mich das erste Mal küssen wollte.
Was mich abhält ihn zu küssen: die Vorstellung das Oliver sieht und fühlt, was ich sehe und fühle.
"Nick... Du weißt es. Bitte, hör also auf damit."
Mit feuerroten Wangen schaut er zur Seite.
"Ally...", plötzlich blickt er mir fest in die Augen, "warum? Ich weiß das du etwas für mich empfindest.
Du hast also doch einen Freund." Mit angewiedertem Blick lässt er von mir ab.
Entschlossenen Schrittes lässt er mich stehen und geht weiter.
Schnell sprinte ich ihm hinterher.
"Nick, ich habe keinen Freund. Außerdem muss ich mich vor dir nicht rechtfertigen."
Ich will an ihm vorbei gehen da hält er mich fest und bleibt stehen.
"Warum dann, Ally? Ich sehe wie du hin und her gerissen bist. Was verheimlichst du mir?"
"Das... das ist kompliziert."
"Nein. Kompliziert bist nur du. Er ist doch nicht hier. Ein Kuss würde dich nicht umbringen. Er wäre doch eh nicht der richtige für dich. Er würde nie wissen was du bist."
"Das Problem ist, er ist praktisch hier und... er ist das gleiche wie ich."
In dem Moment kommt Filou und schmiegt seine Flanke an mein Bein. Wir müssen weiter.
Statistisch gesehen, sollten wir schon gestern in Visalia angekommen sein.
"Du Drecksfieh. Verschwinde und lass sie in Ruhe. Sie liebt mich und du machst alles kaputt", brüllt Nick meinen Fuchs an.
Ängstlich zuckt dieser zusammen und läuft jaulend davon.
"Gehts noch?", fahre ich Nick an. "Verdammt, es ist ein Fuchs. Kein Gestalltenwandler. Du bist doch echt..."
Das erinnert mich an den Spruch >küssen ist die schönste Art jemanden zum schweigen zu bringen. Ein Schlag in die Fresse tut's aber auch.<
Ich hätte gerne einen Schlag in die Fresse bekommen. Aber Nick ist schon immer der sanfte Typ.
Seine Lippen sind voll, weich zärtlich. Sie schmecken so wie er richt. Wundervoll.
Ich will mehr und will mich an ihn drängen, da sehe ich etwas schreckliches.
Oliver. Er drinkt eine Whiskyflasche leer und schlägt sie an seinen Kopf kaputt. Und plötzlich habe ich auch Ton.
Er schreit als die Scherben sich in seine Haut bohren.
Er ist mal wieder in einer Bar, aber dismal in so einem Zimmer wo Pärchen reingehen.
Überall ist Blut und er schreit wie am Spieß.
Aber einen Satz höre ich deutlich raus.
"Mädchen. Wenn du das hörst. Ich liebe dich. Bitte, rette mich."
Ich stoße Nick von mir und fange an zu weinen.
'Ich will doch nur einmal glücklich sein. Dieser verdammte Olvier, befiehlt mir Dinge, die ich überhaupt nicht will. Und Dinge wo ich keine andere Wahl habe, wie der Kampf im Wald, da befiehlt er mir nichts. Ich habe es satt, dass er mir bei der Frage >Liebe oder Pflicht<, befiehlt die Pflicht zu nehmen. Jetzt wird mal die Liebe kommen, er sollte froh sein, dass ich überhaupt komme.'
Laut sage ich -wenn ich ihn höre, hört er mich- : "wenn du dich beruhigt hast, werde ich meine Pflicht tun, aber dein Verhalten ist das letzte."
Damit habe ich einen schrecklichen Fehler gemacht. Ich habe absichtlich Kontakt zu ihm aufgenommen.
Und höre jetzt schon seine Gedanken.
'Nein. Ich... ich liebe sie doch.
Bin aber auch wirklich ein Arsch. Ein eifersüchtiges Arsch.'
'Eifersüchtig?'
'Ja.'
'Ich kann dich hören.'
'Und ich dich.'
'Das ist nicht gut.'
'Nein.'
"Ally?"
"Äh... ja?"
Verwirrt schaue ich mich um. Nick hockt hinter mir und blickt mich besorgt an.
"Du hast seit einigen Minuten nichts mehr gesagt. Was ist nur los mit dir?"
Ja was? Ich könnte Zuhause sein und mein Glück mit Nick genießen, stattdessem laufe ich durch das ganze Land, für einen Jungen, den ich weder kenne geschweige denn liebe.
Ich breche in Tränen aus.
"Ich kann nicht mehr, Nick. Wofür tun wir das eigentlich? Warum sind wir nicht bei dir Zuhause im Bett?"
Ich will aufstehen und ihn umarmen, falle aber nach hinten. Die Welt wird bunt.
"Nick..."
"Ally, was ist denn?"
Er kommt zu mir und setzt sich neben mich. Aber er ist splitternackt. Wiederwillen gefällt mir der Anblick; ich habe ihn noch nie nackt gesehen.
Er rückt näher an mich und schiebt saft seine Hand unter mein Shirt...
[Sie ist betrunken. Das passiert nicht wirklich]

Benommen wache ich auf. Das gleichmäßige Schaukeln hat aufgehört. Als ich die Augen öffne, sehe ich auch warum. Hutch hat einen kleinen Bach gefunden und trinkt etwas. Ich entdecke auch Filou, der im Wasser herum tobt. Nur Nick fehlt.
Stöhnend rutsche ich wie ein nasser Sack von Hutchs Rücken.
Ich taumel ein bisschen, dann habe ich einen sicheren Stand.
"Meisterin...?", erschrocken dreht Hutch sich um.
"Alles gut. Wo ist Nick?"
Ich laufe zu ihn und lasse mich ins Wasser fallen.
Es ist verdammt kalt, aber es hilft mir mich zu konzentrieren. Und es wirkt. Ich bemerke sofort das es Nacht ist.
"Er hat sich eben hingelegt."
"Wo..?"
"Da", er ruckt mit dem Kopf hinter sich.
"Danke."
Ich laufe in die Richtung, in der er gezeigt hat.
"Ally?"
Ich drehe meinen Kopf nach rechts und sehe wie er im Gras liegt und zittert. Jetzt bemerke ich die kälte. Hutchs Rücken hat mich vorher ja gewärmt.
"Hey", flüstere ich mit einen leichten kratzen in der Stimme.
Ein Lächeln umspielt seine Lippen, während er sich aufsetzt. Ich setze mich neben ihn und denke: 'Oliver, wenn du wieder was trinkst, kannst du dir einen anderen Gestaltenwandler suchen. Es gibt ja noch genug Auswahl.'
'Ok', erwiedert er kleinlaut.
Ich vergrabe meinen Kopf an Nick's Schulter.
"Es tut mir leid. Ich habe Schwachsinn geredet. Alles. Du weißt doch warum ich das Land durchreise, oder?"
Er legt einen Arm um meine Schulter und drückt mich an sich. "Du willst in einer Bibliothek alles über deine Art heraus finden."
"Genau."
Ich kuschel mich noch enger an ihn.
"Ally, warum bist du so oft betrunken? Du hast noch nie Alk getrunken."
Er weiß nichts von Elizas Party.
"Das ist eine dieser Fragen, die ich beantwortet haben will."
Er lässt sich nach hinten ins Gras fallen und zieht mich mit.
Und so liegen wir da, bis es noch kälter wird und wir uns noch enger aneinander drücken.
Irgendwann wird mein Rücken warm, aber mir ist noch zu kalt um nachzusehen, was da ist.

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Ich update jetzt wieder jeden Tag.
Ich hoffe euch gefällt das Bild.
Hinterlasst ein paar kommis und sterne
Danke

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