1. Kapitel

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Endlich war es vorbei. Nachdem ich die letzten drei Monate Tag und Nacht wie eine verrückte gebüffelt hatte, war es nun endlich so weit. Zusammen mit einigen anderen Schülern der Abschlussklassen verließ ich das Schulgebäude, nachdem wir heute unsere letzte Abschlussprüfung geschrieben hatten. Nun stand dem High School Abschluss nichts mehr im Weg, außer zwei Korrekturlesern unserer Prüfungen.

Neben mir lief mein bester Freund Bunny. Er war groß, hatte dunkle Haare und grüne Augen. Er hatte eine aufgeschlossene Art, war immer zu einem Scherz aufgelegt, war sehr loyal und man konnte mit ihm über alles reden. Doch die meisten Menschen konnten das alles einfach nicht sehen. Durch seine hohe Statur, seine breiten Schultert, den Tattoos aus beiden Oberarmen und dem stechenden Blick wirkte er auf die meisten Menschen eher einschüchternd oder, im schlimmsten Fall, angsteinflößend. Doch wenn er mit seiner kleinen Schwester spielte, war nichts mehr von seinem einschüchterndem Äußeren übrig. Immer, wenn er mit kleinen Kindern spielte, wurden seine stechenden Augen ganz sanft, ein Leuchten trat in seine Augen und er ging mit ihnen so sanft um, als könnten sie zerbrechen, wenn er sie zu stark berührte. Es kam schon mehr als einmal vor, dass ich ihn besuchte und als er mir die Tür öffnete waren in seinen Haaren viele bunte Schleifchen und Schmetterlings Klammern, die ihm seine kleine Schwester und ihre Freundinnen in den Haaren befestigt hatten. Er konnte einfach nichts abschlagen, wenn ihn große Kulleraugen flehend ansahen.

Als wir an der Bushaltestelle standen und auf unseren Bus warteten kam Tooth auf uns zu. „Hey ihr zwei", rief sie uns fröhlich entgegen und umarmte Bunny und mich stürmisch.

Tooth war eine kleine und aufgeweckte Person. Sie hatte sich ihre kurzen Haare in allen möglichen Farben gefärbt und trug lila Kontaktlinsen, einfach nur weil sie nicht eine von vielen sein wollten, sondern weil sie sich von der Mengen abheben wollte. Es war ja nicht so, dass sie nicht schon ihr Name ausgereicht hätte. Nein, wenn schon dann richtig, das war auf jeden Fall ihr Motto. Ihr richtiger Name ist auch gar nicht Tooth. Sie hieß eigentlich Thora. Ihre Eltern kamen aus einem Land, ich konnte mir einfach nicht merken welches es war, wo die Leute noch an die nordischen Göttern glaubten. Sie waren stolz auf ihre Herkunft und da kamen sie auf die fixe Idee ihre Tochter einfach mal nach dem Donnergott zu benennen. Tooth hasste ihren Namen und da sie in der Mittelstufe immer Zahnfee genannt wurde, wegen ihren perfekten immer weißen Zähnen, hat sie sich umbenannt in Tooth.

„Was haltet ihr davon das Ende der Prüfungen mit einem Frappicchino Java Chio Chocolate Cream und einem NY Cheescake zu feiern?", fragte sie begeistert. „Ja klar, bin dabei", erwiderte ich fröhlich. „Und ich natürlich auch!", antwortete Bunny breit grinsend. Ich hackte mich bei meinen beiden besten Freunden unter und zu dritt schlenderten wir quer über den Parkplatz in Richtung Stadt.

Keine fünf Minuten später waren wir schließlich bei unserer Lieblings-Sturbucks-Filiale, wir waren dort schon praktisch Stammkunden. „Hey ihr drei, wie geht's euch?", fragte uns Igor, der Geschäftsführer der Filiale. „Gut und dir?", fragte Bunny. Doch bevor er antworten konnte warf Tooth ein:"Es gibt was zu feiern! Wir haben gerade unsere letzte Prüfung geschrieben. Nun sind wir freie Menschen." Ich kicherte. „Wow, herzlichen Glückwunsch. Na wenn das so ist, drei NY Cheescake und drei Frappicchino Java Chio Chocolate Cream. Geht aus Haus." „Danke Igor", sagte wir drei und setzten uns zu Igor an den Tresen. „Und was gibt's sonst so neues?", fragte dieser schließlich. „Nichts, wir waren in letzter Zeit ausschließlich mit lernen beschäftigt da blieb nicht mehr viel Zeit für andere Sachen. Und bei dir?", fragte ich. Und während wir uns unseren Kuchen schmecken ließen, begann er zu reden. Darüber, dass er seit einer Woche Vater war, dass er und seine Frau keine ruhige Nacht mehr hatten, seit sie wieder zu Hause waren. Das in zwei Wochen der 60. Geburtstag seiner Schwiegermutter war. Es sollte eine große Feier geben, doch er hatte keine Lust dort hin zu gehen vor allem, da er sie nicht leiden konnte, doch das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Das Märchen meines Lebens (Jelsa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt