2. Kapitel

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Noch am selben Abend rief ich bei Olaf an um ihm zu sagen, dass ich es mir anders überlegt hätte und ich bei dem Wettbewerb teilnehmen würde. Ich hätte schwören können, dass er als ich ihn anrief und zu sagte einen kleinen Freudentanz aufführte und vor Freude durch seine Wohnung tanzte. Man hörte einige Möbel umfallen, wobei ich vermutete, dass es sich dabei um Stühle oder einen kleinen Beistelltisch handelte, und Sachen zu Bruch gingen. Bei jedem Knall zuckte ich vor Schreck zusammen.Olaf war schon ein verrückter Kauz. Schließlich wünschte sich nicht jeder Schnee im Sommer.

Sofort setzte er für die kommenden drei Monate sechs Tage die Woche ein Training an. Also ging ich jeden Tag um zehn Uhr morgens zum Training und kam abends erst zischen acht oder halb neun wieder nach Hause. Es tat mir leid, dass ich immer so lange weg war und Anna alleine ließ, doch immer wenn ich sie darauf ansprach sagte sie nur dass es ihr nichts aus mache. Sie begleitete mich sogar ab und an zum Training, genau so wie Bunny und Tooth. Als ich ihnen von dem Wettbewerb erzählte, waren sie aus dem Häuschen. Sie wussten, dass ich mich seit dem Tod meiner Eltern davor scheute an Wettbewerben teilzunehmen, weshalb sie nur noch mehr überrascht waren.

Meinem freien Tag verbrachte ich liegend auf dem Sofa im Wohnzimmer. Vor allem in den ersten beiden Wochen hatte ich solch einen höllischen Muskelkater, dass ich mich strickt weigerte mich auch nur einen Millimeter zu bewegen, außer um auf die Toilette zu gehen. Also wurde Anne dazu verdonnert mich mit allem zu versorgen, was ich brauchte. Den ganzen Tag saßen Anna, Kristoff, Bunny und Tooth bei mir und wir lachten, redeten, alberten herum oder sahen Filme.

So vergingen die drei Monate bis zum Wettbewerb wie im Flug. Es war eine verdammt anstrengende Zeit für mich, doch gleichzeitig war ich einfach nur rund um glücklich.

Vier Tage vor dem Wettkampf wollten Olaf und ich mit dem Auto nach Kanada fahren. Olaf wollte eigentlich fliegen, doch seit dem Flugzeugabsturz bei dem meine Eltern ums Leben gekommen sind, hatte ich eine panische Angst vor Höhen, weshalb ich mich strickt weigerte auch nur in die nähe eines Flugzeuges zu kommen. Als er erzählte, dass er den Flug schon gebucht hatte, wehrte ich mich mit Händen und Zähnen dagegen und versuchte mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln ihn dazu zu bewegen den Flug zu stornieren. Zum Schluss drohte ich ihm sogar, dass ich nicht an dem Wettkampf teilnehmen würde, wenn wir nicht fahren würde. Das zog dann endlich. Er wollte lieber nicht riskieren, dass nach all den Mühen die er sich gemacht hatte um mich endlich dazu zu bewegen zu einem Wettkampf zu kommen, ich einfach das Handtuch schmeißen würde.

Alle kamen vorbei, um mich zu verabschieden und um mir Glück zu wünschen. Mit allen meine ich natürlich Anna, Bunny, Kristoff und Tooth. Bunny und Tooth wollten mich gar nicht mehr los lassen. „Also wenn du nicht wenigsten unter die Ersten drei kommst, brauchst du dich gar nicht mehr hier blicken lassen", sagte Tooth im Spaß, als sie mich endlich los ließ. Alle lachten und ich antwortete:"Oh, da sollte ich mir wohl besser ausnahmsweise mal mühe geben." Das brachte alle noch mehr zu lachen, Bunny bekam schon überhaupt keine Luft mehr. Als ich mich schließlich schweren Herzens von Anna verabschiedete, liefen ihr einzelne kleine Tränen über die Wangen. Wenn ich nicht alles vermasselte und schon in der Vorrunde raus flog, würden wir uns einen ganzen Monat lang nicht mehr sehen. Klar, wir waren beide keine kleinen Kinder mehr, doch wir waren bis jetzt noch nie länger als Wochenende getrennt gewesen, und das auch nur äußerst selten. Seit dem Tod unserer Eltern kam es so gut wie gar nicht mehr vor, das einer von uns wo anders schlief. Wir wollten die andere nie zu lange alleine lassen in dem viel zu großen, lehren Haus, da wir genau wussten wie einsam sich die Andere fühlte. Auch ich musste ein paar Tränen verdrücken, was mir zu Glück auch gelang. Ich wusste genau, wenn ich jetzt anfangen würde zu weinen, würde ich sowohl mir als auch Anna den Abschied viel schwerer machen. Lange standen wir nur da wund hielten uns gegenseitig Fest. „Wir sehen uns bald wieder kleine Schwester", murmelte ich in ihr Haar hinein. „Ich weiß", antwortete sie mit erstickter Stimme und ich hörte ganz genau heraus, wie schwer ihr der Abschied viel.

Währen ich mich von allen verabschiedete, hüpfte Olaf vor Aufregung um uns herum. Er konnte es gar nicht erwarten endlich in Toronto anzukommen. Desto eher desto besser. Als ich mich endlich von Anna löste rief er:"Komm schon Elsa, wir müssen los. Sonst kommen wir zur Rush Hour in Toronto an und dann komme wir erst spät Nachts in unserem Hotel an." Man hörte die Ungeduld ganz deutlich in seiner Stimme. Er hörte sich an, wie ein kleines Kind an Weihnachten, dass endlich seine Geschenke haben will. Meine Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen Grinsen. Als ich mich noch einmal zu Anna umdrehte, sah ich das auch sie grinsen musste. „Mach sie fertig!", rief sie und ich drückte sie noch einmal schnell, bevor ich mich mit einem:"Zu Befehl Ma'am!" umdrehte, zum Auto lief und mich schwungvoll auf den Beifahrersitz setzte. Als Olaf los fuhr, öffnete ich mein Fenster, steckte meine Oberkörper hinaus und winkt allen zu, bis sie hinter der nächsten Biegung verschwanden. Jetzt konnte die Fahrt losgehen.

Die ganze Fahrt über quasselte Olaf ununterbrochen. Er war schon einmal in Toronto und wollte mir nun alles was er über die Stadt wusste erzählen. Am Anfang hörte ich auch noch interessiert zu. Es interessierte mich wirklich, was er alles über die Stadt wusste. Doch irgendwann wurde es mir zu viel. Ich schloss die Augen und blendete Olafs Stimme einfach aus.

Nach fast zehn Stunden kamen wir endlich auf dem Parkplatz der Eishalle an. Anderthalb geschlagene Stunden saßen wir im Stau fest, der sich auf der Autobahn gebildet hat. Erleichtert zog ich meine Schuhe wieder an, die ich während der Fahrt ausgezogen hatte und kletterte aus dem Wagen. Während der Fahr waren meine Glieder so steif geworden, dass ich mich erst einmal strecken musste. Trotzdem humpelte ich danach immer noch wie eine alte Frau durch die Gegend.

neugierig sah ich mich um, schließlich wollte ich wissen wo ich überhaupt gelandet war. Vor mir erstreckte sich die Eishalle, in der der Wettbewerb ausgetragen werden sollte. Sie war fast doppelt so groß, wie die in der ich immer Trainierte. Der Eishalle gegenüber war ein Hotel. Dieses Hotel war während des Wettkampfes für die Teilnehmer, deren Trainer und den Familien reserviert worden. Was mich immer noch wunderte war, dass den Teilnehmern und ihren Familien ein fünf Sterne Hotel zur Verfügung gestellt wurde und es alles wurde von den Sponsoren des Turniers bezahlt. Nun ja, wahrscheinlich wollten sie es uns nicht zumuten einen Monat lang in einer Bruchbude zu leben.

Auf dem Parkplatz drängelten sich viele Leute die entweder aus der Eishalle kamen oder ebenfalls gerade angekommen waren. Man kam sich vor wie inmitten eines Ameisenhaufens. Ich staunte nicht schlecht als ich sah, wie viele Personen bei dem Wettkampf mit machen würden. Es gab so viele unterschiedliche Personen. Da war ein kleines und zierliches Mädchen mit pinken Haaren, wo anders waren ein Junge und ein Mädchen, die wohl Geschwister waren, die über und über mit Piercings bedeckt waren. Mitten in der Menge stand ein alter Mann mit langem weißen Bart, dessen beide Arme komplett mit Tattoos bedeckt waren. Auf dem einen Arm stand ‚Naughty' und auf dem andern ‚Nice'. Er überragte alle um sich herum um mindestens einen Kopf. Ich würde ihm vermutlich nicht einmal bis zur Schulter gehen. Ich ließ meinen Blick weiter wandern. Etwas abseits von allen anderen an einen Baum gelehnt stand ein Junge mit weißen Haaren, der ungefähr in meinem Alter war. Als ob er meinen Blick gespürt hätte, fuhr sein Kopf plötzlich herum und ich verlor mich für einen Augenblick in seinen eisblauen Augen. Solche Augen hatte ich noch nie gesehen Als ich realisierte das ich den Jungen immer noch anstarrte wandte ich meinen Kopf schnell ab. Ein leichter Rotschimmer überzog meine Wangen. Ich hatte mich gerade beim Starren erwischen lassen. Peinlich!

Als ich endlich auf meinem Zimmer war ließ ich mich, immer noch angezogen, auf mein Bett fallen. Zum Glück hatten Olaf und ich getrennte Zimmer. So gern ich Olaf auch hatte, irgendwann war genug. Auf Dauer hätte ich sein Geplapper wahrscheinlich nicht ausgehalten und es hätte Tote gegeben.

Irgendwann setzte ich mich doch noch einmal auf und sah mich im Zimmer um. Es war ein normales, in verschiedene braun töne gehaltenes Hotelzimmer eben halt nur in der fünf Sterne - Variante. Es gab ein Doppelbett, ein kleines Sofa und zwei Sessel, die um einen Tisch herum standen, einen großen Kleiderschrank, einen Balkon und ein Badezimmer mit Badewanne und Dusche.

Irgendwie schaffte ich es doch noch einmal aufzustehen. Ich packte meine Sachen aus, duschte einmal ausgiebig, um den Reisestaub abzuwaschen und kroch dann in mein Bett, wo ich fast augenblicklich einschlief.

Das Märchen meines Lebens (Jelsa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt