12. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das warme Gefühl in mir noch immer da. Es schien, als hätte es sich dauerhaft in meiner Brust eingenistet und ließ mich von innen strahlen. Mit einem lächeln auf den Lippen kuschelte ich mich tiefer in meine Decken und Kissen. Der Moment war einfach zu schön, um ihn jetzt dadurch zu unterbrechen, dass ich aufstand.

Ich drehte mich auf die andere Seite und hielt mein Gesicht in den feinen Strahl der warmen Morgensonne, die durch einen Spalt zwischen den Vorhängen ins Zimmer und auf mein Bett fiel. Ich seufzte wohlig, doch mit einem Schlag war ich hellwach. Morgensonne? Wenn ich sonst immer aufstand, war die Sonne doch noch nicht einmal aufgegangen. Hieß das etwa...? Oh nein....

Mit einem Mal saß Kerzengerade im Bett. Ich hatte verschlafen! Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett. In Windeseile lief ich durch den Raum und suchte meinte Sachen zusammen. Wie konnte mir das denn passieren? Ich hatte vorher noch nie verschlafen. Ich weiß zwar nicht mehr wie ich es immer geschafft hatte, doch irgendwie hatte ich es immer hinbekommen mich aus dem Bett zu quälen, bis jetzt.

Keine fünf Minuten später hüpfte ich auf einem Bein den Gang zum Fahrstuhl entlang, während ich in einer Hand meine Schlittschuhe hielt und in der andern meinen Stiefel, den ich mir gerade versuchte anzuziehen, während ich so schnell wie möglich versuchte voran zu kommen.

Als sich kurze Zeit später schließlich die Fahrstuhltüren hinter mir schlossen, konnte ich endlich kurz aufatmen und endlich auch meinen Schuh richtig anziehen. Es war das erste Mal das ich, seit dem ich so überstürzt aus dem Bett gefallen war, einmal ganz entspannt Luft holen konnte. Mein Blick viel auf eine verschwommene Spiegelung von mir im matten Metall der Türen. Ich konnte nicht viel erkennen, doch ich musste schrecklich auf dem Kopf aussehen. Ich hatte gestern Abend keine Lust mehr gehabt meinen geflochtenen Zopf zu öffnen und so war ich einfach mit ihm schlafen gegangen. Heute Morgen hatte ich allerdings nicht mehr daran gedacht ihn neu zu machen und er musste dementsprechend ziemlich zerzaust aussehen. Doch ich verschwendete nicht viel Zeit damit darüber nachzudenken. Als sich die Türen im Erdgeschoss wieder öffneten, sprintete ich schon wieder los.

Auf meinem Weg durch die Lobby kam ich an Olaf vorbei, der mich ganz erstaunt hinterher sah.

„Nanu, wovor läufst du denn davon?", rief er mir hinterher.

„Keine Zeit, bin spät dran!", rief ich über die Schulter und war auch schon zur Tür hinaus verschwunden.

Wie besessen rannte ich um das Gebäude herum und in den Wald hinein. Während des laufen nahm ich am Rande war, dass es über Nacht schlagartig kälter geworden war und sich überall auf den Scheiben der Autos kleine Eisblumen gebildet hatten. Der erste Schnee würde jetzt vermutlich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Normalerweise hätte ich mich über diese Aussichten gefreut, doch heute war ich zu sehr durch den Wind um dies zu würdigen.

Mit dem Weg zum See hatte ich inzwischen keine Probleme mehr und so brach ich schon wenige Minuten später keuchend aus dem Wald und landete am Seeufer. Wie ich es erwartet hatte war das Eis, das vorher die gesamte Oberfläche bedeckte, restlos geschmolzen. Daher kniete ich mich ans Ufer und legte meine Hand auf die nasse Erde. Doch bevor ich wieder meine Magie über das Wasser schickte, sah ich mich noch einmal um, um sicher zu gehen das Jack nicht plötzlich aus der Wald getreten war. Es würde auf jeden Fall nicht mehr lange dauern, bis er hier war. Als ich mir sicher war, dass er sich nicht irgendwo hinter einem Baum versteckte, begann ich damit die Wasseroberfläche gefrieren zu lassen.

Langsam kroch eine dicke Eisschicht über das Wasser. Innerlich fluchte ich, es ging mir heute einfach viel zu langsam. Ich versuchte es zu beschleunigen, indem ich noch mehr von meiner Kraft in das Eis steckte, doch es brachte nicht viel, außer das es auf der Lichtung schlagartig kälter wurde. Die Oberfläche war schon zur Hälfte gefroren und ich wurde immer nervöser. Jede Sekunde die verstrich konnte die sein, in der Jack die Lichtung betrat und erkannte, wo das Eis wirklich her kam.

Das Märchen meines Lebens (Jelsa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt