Kapitel 5: Die Krönung

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Sie waren unzertrennlich geworden und hatten es noch nie geschafft sich gegenseitig zu besiegen.
Chan war Lies einziger Freund, doch das störte sie nicht. Gemeinsam waren sie unschlagbar und das wagte niemand anzuzweifeln. Sie schworen sich ewige Freundschaft und ihr Leben für den anderen zu opfern. Es war schon oft vorgekommen das Chan einen Jungen verprügelte der etwas gegen Lie sagte. Sie mochte es nicht wenn er das tat, aber sie wusste, das er das für sie tat. Im Sommer trainierten sie immer am Härtesten und am Längsten, natürlich trainierten auch andere Kinder in Chans Dorf, doch keines dieser Kinder war so ehrgeizig, wie die beiden Freunde. Bis eines Sommers, als Lie und Chan bereits 15 Jahre alt waren, der Kaiser ermordet wurde und da kein Nachfolger vorhanden war, Chaos ausbrach. Viele Provinzen verfeindeten sich, obwohl sie vorher guten Handel betrieben hatten. Lie und ihr Großvater mussten zurück in die Berge, obwohl der Sommer längst nicht vorbei war. Nach etlichen Bemühungen Ordnung zu schaffen bestimmte man Chan zum neuen Kaiser, da er der Neffe des Kaisers war und man ihn dieses Amtes würdig befand. Chan war nicht sehr begeistert von diesem Angebot, doch Lie konnte ihn überzeugen, da die Alternative, sein Onkel, ein Taugenichts war. Die Krönungszeremonie sollte schon in wenigen Tagen stattfinden, mittlerweile war es Ende Sommer. Chan bat Lie ebenfalls zur Zeremonie zu erscheinen, sie war zwar keine wichtige Amtsträgerin, aber er wollte sie dabeihaben und deshalb wurde das eingefädelt.  Chan hatte von nun an keine Zeit mehr für sie, die Vorbereitungen waren in die heiße Phase übergegangen und sie begann sich zu langweilen. Sie wurde von einem kleinen Mädchen gebeten sie zu trainieren und ehe sie es sich versah entstand eine kleine Gruppe, von jung bis alt, die sie als Meisterin akzeptierte und fleißig trainierte um gewappnet zu sein, für was wussten sie selbst nicht. Ihr Großvater hatte ihr eine neues goldenes Kettchen besorgt (ihr Vater hatte mehrere angefertigt da er wusste das sie einige verlieren würde) und gab ihr gleich ein paar Ersatzketten dazu. Am Tag der Zeremonie war ganz China in Feierstimmung und Lie fast noch aufgeregter als Chan, aber sie tat cool und hoffte niemand würde es durchschauen. Er merkte es, aber ließ sie in dem Glauben er würde nichts merken und verabschiedete sich früh, denn als Kaiser sollte er am Abend blendend aussehen. Lie trainierte den ganzen Vormittag sehr hart und zog sich anschließend für einige Stunden zurück um zu meditieren und zu sich selbst zu finden. Als sie schließlich bei der Zeremonie eintraf trug sie einen schwarzen Seidenkimono und ihre Haare flossen wie Blut über ihre Schultern, bis hin zu ihrer Taille. Keiner sah ihre kleinen Messerchen, die sie an ihren Handgelenken trug und das Kathana, welches sie verborgen unter dem Kimono über ihren Rücken gelegt hatte. Als sie den Saal betrat waren alle verzaubert von ihrer Ausstrahlung und für einen für sie ewigen Augenblick sahen alle sie an, nur sie. Ein Glück endete diese Stille, als der Gong ertönte und alle sich bereitmachten für die Ankunft des zukünftigen Kaisers. Doch er erschien nicht. Lie spürte das irgendetwas nicht stimmte...

Die Prophezeiung Der KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt