Die Prophezeiung Der Kriegerin

Kapitel 14: Verrat oder Vernunft

Sie durchquerte den Raum zügig, mit nur einem Ziel vor Augen, das Regal am Ende der Bibliothek, das Regal in dem die letzten Favouriten lauerten, die Favouriten die hoffentlich endlich eine Erklärung liefern würden, doch als sie vor dem Regal stand stimmte etwas nicht, irgendwas war anders...

Sie musterte das Regal eingehend, bis ihr Blick auf ihre drei Favouriten fiel, sie lagen anders da, irgendwie so gestellt und als sie eine Schriftrolle nach der anderen öffnete und betrachtete stand auf allen dreien das gleiche, ein Kinderlied, welches von einem bösen Herrscher Chinas sprach, der von seiner Begehrten umgebracht wurde und in dem die Frau anschließend als Heldin gefeiert wurde. Sie brauchte nur drei Zeilen zu lesen um das Lied mitzusummen, jeder kannte dieses Lied, es war uralt und trotzdem eines der beliebtesten Kinderlieder Chinas, auch wenn es eigentlich eher untypisch war. Es stellte die Frau als weise und stark dar, gleichzeitig war sie waffengewandt und unbesiegt und trotzdem keine Adlige, es klang wie das Lied Aufständiger. Ly betrachtete das Lied und dachte darüber nach, die Frau hätte ihre Mutter sein können, von den beschriebenen Eigenschaften her und der Kaiser passte auf den Mysteriösen, nur stimmte die Zeit nicht ganz, denn er wird angeblich erst Kaiser und der Mann dort war bereits tot, wie die Frau wahrscheinlich auch mittlerweile. Jemand hatte die Prophezeiungen ausgetauscht und dieser jemand war Chan, zumindest hatte er den Befehl dazu gegeben, er kannte sie, doch es verletzte sie trotzdem, dass er sie auf diese Art und Weise verraten hatte, obwohl er es aus seiner Sicht wahrscheinlich anders nennen würde. Für sie gab es dafür nur ein Wort;  Verrat. Sie würde ihn nicht zur Rede stellen, aber langsam wurde sie sich bewusst das da etwas gewaltig schieflief, trotz dessen beschloss sie ab jetzt mit den Nachforschungen aufzuhören und die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Sie wusste das dieser Herr nicht gerade ihr Freund war und falls er auftauchte würde sie es nicht darauf anlegen, aber sie würde ihn sicher nicht freundlich empfangen. Sie konnte sich zwar nur grob an die Nacht in der ihre Eltern starben erinnern, aber er hatte in dieser Nacht eine unschöne Rolle gespielt, für die sie bei Gelegenheit Vergeltung üben würde. Size bedachte sich ihrer Lage und begann vorerst Beobachter zu spielen und so wurde sie still zu diesem Thema und der letzte Tag am Palast verlief ereignislos. Als sie schließlich wieder in ihr Dorf zurückkehrte begann sie noch härter zu trainieren und widmete sich auch wieder stärker dem Bogentraining. Das Getratsch hörte sie sich trotzdem einmal täglich an, jedoch viel ihr bald auf das die Gerüchte um den Mann still wurden und er seine Reise durch die Dörfer beendet hatte, angeblich hatte er aufgegeben und war in seine Provinz zurückgekehrt. Ly trainierte trotzdem weiter, sie wusste das in diesen Zeiten jederzeit etwas passieren konnte und eines Tages als sie auf dem Rückweg vom Bogentraining aus dem Wald geritten kam hörte sie schon von weitem Schreie  im Dorf und ihr schlug ein beißender Geruch von Rauch entgegen. Sie beugte sich tiefer über den Rücken ihres Pferdes und ritt auf ihrem schwarzen Rappen unbemerkt an die Spitze des letzten Hügels vorm Dorf, dort hatte sie einen perfekten Ausblick und blieb unsichtbar, da es bereits Einbruch der Nacht war. Der Anblick welcher sich ihr bot entlockte ihr ein kurzes überraschtes Keuchen. Sie blickte auf das Dorf  in dem das reinste Chaos herrschte, denn das Verwaltungshaus brannte, Banditen ritten zwischen den Häusern umher und überall wurden kleinere Kämpfe ausgetragen. Kleine Kinder schrien, Alte keiften, Männer und Jünglinge versuchten das Hab  und Gut zu verteidigen, während die Frauen heulten oder sich mit allem verteidigten was sie hatten und mittendrin brannte das Verwaltungshaus wie ein glühendes Mahnmal, wahrscheinlich kilometerweit sichtbar, doch mit Hilfe war nicht zu rechnen. Ly musste sich entscheiden...