Einige Tage lang geschah gar nichts. Anscheinend war das aber schon zu viel für meine alte und neue Nervensäge, Zayn und Niall. Der Trubel um meine Wiederauferstehung hatte sich ein wenig gelegt, weitere neue Vampire hatten sich nicht vorgestellt, und die Beziehung zu meinem Stiefvater und meiner Mutter war unverändert geblieben (er ignorierte mich, sie schickte Schecks.) Das war meinen Kumpels viel zu ruhig. Ich dagegen war sehr glücklich mit dem Zustand.
Als ich die beiden zum ersten Mal miteinander bekannt gemacht hatte, waren sie sich nicht ganz grün gewesen, schließlich aber einmütig übereingekommen, mich zu teilen. Ich hielt mich da raus. Solange sie nicht stritten, war es mir egal.
Wie immer, wenn ich neue Freundschaften schloss, fühlte Zayn sich in seiner Position bedroht. Ich versuchte ihm zu erklären, dass mir meine Freunde durchaus nicht gleich viel bedeuten und dass er mein Favorit war und es immer bleibe, amen. Aber meine Beteuerungen stießen auf taube Ohren. Außerdem galt diese Regel nur für mich, Zayn selbst hatte eine Menge Schickimicki-Freunde, die sich nicht die Bohne für mich interessierten, was mir recht war.
Dr. Niall Horan hingegen war immer noch sehr labil, auch wenn er neuen Lebenssinn gefunden zu haben schien (und einen Kreuzzug gegen Kinderschänder plante). Ich wollte nicht, dass er sich durch Zayn Verhalten dazu hätte veranlasst sehen können, wieder zurück aufs Dach zu klettern. Er wohnte bei mir, während er sich nach einer neuen Wohnung umschaute, und das passte uns beiden sehr gut. Ich suchte einen Mitbewohner, der auch bei Tage die Wohnung verlassen konnte, und er brauchte ein Bett.
Vor meinem Tod hätte ich mich auf so etwas niemals eingelassen. Nicht weil Nialls Situation mir egal gewesen wäre. Ich hätte nicht den Mut dazu gehabt. Man sah den Menschen immer nur bis vor die Stirn und konnte nie wissen, was sie hinter einem freundlichen Lächeln verbarg. Aber jetzt hatte ich nicht nur einen unstillbaren Durst, sondern auch ein recht gutes Radar, das mir sagte, dass Niall in Ordnung war.
Allein zu wohnen hatte ich ohnehin nie besonders gemocht und deshalb auch Giselle aus dem Tierheim geholt. Ich hatte zu viele Horrorfilme gesehen und dann die ganze Nacht nicht schlafen können, weil ich bei jedem Knacken aufgeschreckt war. Zombiefilme gruselten mich am meisten. Ironie des Schicksals, denn jetzt war ich selbst ein Zombie. Und lebte trotzdem immer noch nicht gern allein.
Zayn meckerte zwar ein wenig, willigte dann aber ein, als ich ihm von meinem Vampir-Radar erzählte. Und gleich am ersten Abend wandte ich ihn bei Niall an.
"Ich muss dir gestehen, dass ich mir ein wenig Sorgen um dich mache."
"Um mich? Wieso?" Er bestrich ein Croissant mit Butter. Bah! Als ob nicht schon genug Butter in diesen Dingern wäre. "Man sollte meinen, dass du dir im Moment um ganz andere Sachen Gedanken machst als um meine Wenigkeit." Er klimpert theatralisch mit den Wimpern und verschlang das Croissant mit einem Bissen. "Du würdest dich wundern, wie wenig Gedanken ich mir mache. Und das war jetzt keine Einladung für dumme Bemerkungen", sagte ich, als er mit vollem Mund ansetzte. "Ich habe einfach Angst, dass du bei der nächstbesten Gelegenheit wieder auf ein Dach steigst."
"Nie wieder", sagte er.
"Wieso nicht?", wollte ich wissen.
"Weil ich eine Angststörung habe und nicht selbstmordgefährdet bin. Menschen wie ich bringen sich fast nie um, sie haben zu viel Angst vor dem Tod."
Diese Feststellung war so absurd, dass ich lachen musste. Niall grinste nur und schlang noch ein Croissant hinunter.
So richteten wir drei uns ein; für mich jedoch war es eine Art von Balanceakt zwischen meinen beiden Freunden. Und weil ich meine beiden Neurotiker glücklich sehen wollte, fand ich mich eines Mitternachts in einem Untersuchungsraum im öffentlichen Krankenhaus von Minneapolis wieder, anstatt dass ich mich in gleichzeitig stattfindenden mitternächtlichen "Supersonderausverkauf mit irren Preisen" der Schuhabteilung von Neiman Marcus tummelte. "Das mache ich nur für dich", hatte ich zu Zayn gesagt. "Und - glaube ich - für dich", ließ ich Niall wissen.
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Männlich, Ledig, Untot (Larry Stylinson) *Abgeschlossen*
FanfictionDas war eine fürchterliche Woche für Louis Tomlinson! Zuerst verliert er seinen Job, und dann kommt er auch noch bei einem Verkehrsunfall ums Leben! Offensichtlich hat er es seinem Stiefvater zu verdanken, dass er im Leichenhaus in einem grauen Anzu...