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"Mein Meister wird ..."

"Halt die Klappe."

"So kannst du nicht mit mir sprechen!"

"Halt die Klappe."

Sie lehnte sich zu mir herüber, und ihre Augen bekamen die Farbe des Himmels kurz vor Sonnenuntergang. "Du willst doch sicher keinen Kampf mit mir, Louis."

Uhhh, Augen, die die Farbe wechseln, wenn sie beleidigt war. Jetzt bekam ich aber Angst! "Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten, Süße. Komm nur her, du Kuh! Mal sehen, wie du dich machst, wenn du dich nicht hinter einem meiner Freunde versteckst."

Ich musste so wütend geklungen haben, wie ich mich fühlte, denn ich sah sie zögern. Dann kreuzte sie die Arme vor der Brust, als hätte sie nicht für einen Moment Angst verspürt, lehnte sich zurück und starrte aus dem Fenster der Limousine.

Ja, so ist es: Ich saß wieder einmal in einer von Nostros Limousinen. Sie hatte am Ende der Straße auf uns gewartet, wie ein großes, dunkles Vorzeichen des Todes. Nur so zum Spaß brach ich die Antenne ab und warf sie der süßen Shorty an den Kopf. Sie duckte sich - nur ein wenig. Der Fahrer sagte kein Wort, sondern hielt mir die Tür auf.

"Ich heiße Shanara."

"Halt die Klappe." Ich fingerte in meiner Hosentasche - dass Leinen aber auch immer so leicht knitterte! - und warf ihr einen Fünfdollarschein zu. "Geh und kauf dir einen vernünftigen Namen."

Sie ließ den Schein von ihrer nicht vorhandenen Brust abprallen, nahm die Arme herunter und trommelte mit ihren langen, roten Fingernägeln auf der Armlehne herum. Sie begann sehr genervt auszusehen, unternahm aber interessanterweise nichts. Hatte Nosehairs Auftrag etwa beinhaltet, meine Freunde zu verletzen, aber mich nicht?

Ich würde es herausfinden. "Lange, rote Nuttenfingernägel sind schon ewig out", informierte ich sie. "Schon vor fünf Jahren waren sie nicht mehr in. Nur weil du tot bist, musst du doch nicht als modischer Schandfleck herumlaufen."

"Untot", blaffte sie.

"Tot", sagte ich unnachgiebig. "Wann hast du das letzte Mal ein schönes Steak gegessen? Oder nur einen Salat? Mal ehrlich, wann hast du das letzte Mal Toast gegessen? Tote essen nicht. Wir essen nicht. Also sind wir tot."

"Wir haben mehr Macht, als Sterbliche sich überhaupt ..."

"Blablabla. Spar dir das für ein Vorstellungsgespräch auf. Also, wann bist du gestorben? Du siehst nicht älter als sechzig aus."

Ihre flache Brust hob sich empört. "Meine glorreiche Wandlung vollzog sich 1972."

"Das erklärt die Fingernägel und die Schlaghosen."

"Die sind jetzt wieder in!", schrie sie und zeigte auf ihre Hosen, eine GAP-Kopie. "Nee ... tut mir leid. Ich weiß, ich weiß, es ist schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Die meisten Menschen kommen da nicht mit."

Vom Vordersitz des Wagens her konnte ich einen merkwürdig gedämpften Laut hören, so als würde jemand ein Lachen unterdrücken.

Sha-Dingsda drehte sich um und schlug blitzschnell mit ihrer Handfläche gegen die Trennwand zwischen uns und dem Fahrer. Das Glas riss, brach aber nicht. "Du sollst nur fahren!"

"Empfindlich, hä?", kommentierte ich. "Übrigens, Sha-Dingsda, wenn du noch einmal einen meiner Freunde anrührst, beiße ich dir alle Finger ab und stopfe sie dir einzeln in die Nase." Ich lächelte freundlich. "Und das gilt ebenfalls für unseren Freund Nosehair. Haben wir uns verstanden?"

Das war natürlich nur Gerede. Schließlich war ich ein kleiner Sekretär und kein grausamer Rächer. Dazu noch ein arbeitsloser Sekretär. Ich konnte tippen wie ein Gott, aber ich hatte mich noch nie wirklich geprügelt.

Männlich, Ledig, Untot (Larry Stylinson) *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt