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„Vater", sagte ich. „Sie müssen mir helfen."

„Das würde ich gerne. Aber ich bin kein Priester."

„Ich werde in die Hölle kommen und habe nichts getan, was die Verdammnis verdient. Außer vielleicht diese Sache mit dem Doppelmord. Aber das war ein Unfall! Ich bekomme doch bestimmt Extrapunkte, weil ich Justine und ihre Mutter gerettet habe."

„Mister, wie ich schon sagte, bin ich kein Priester. Ich bin der Hausmeister. Und dies ist auch keine katholische Kirche. Wir sind Preshyterianer."

„Schon gut, ich verstehe, Sie halten auch unter Druck dicht. Würden Sie mich mit Weihwasser verbrennen? Bitte!" Ich hielt sein Hemd umklammert und zog ihn hoch auf die Zehnspitzen. Er war zwar größer als ich aber ich schaffte es halt. „Oder mich mit dem Kruzifix zu Tode pieksen?" Ich schüttelte ihn wie eine Ratte. „Mich mit Oblaten bewerfen, bis ich tot bin?"

Er schenkte mir ein süßes, aber schräges Lächeln. „Sie sind hübsch."

Überrascht ließ ich ihn los. Dann tat er etwas Empörendes: Er schlang seine Arme um mich und küsste mich. Heftig. Wirklich sehr heftig, und er gab alles bei diesem Kuss. Seine Zunge stieß in meinen Mund, und etwas Hartes, Festes stieß gegen meinen Unterleib.

Behutsam drückte ich ihn weg, trotzdem flog er über die Kirchenbank und landete mit einem hässlichen dumpfen Schlag neben der Kanzel. Das Grinsen wich nicht und leider auch nicht seine Erektion. Ich konnte das kleine Zelt in seiner Hose deutlich erkennen. „Mach das noch einmal", seufzte er und räkelte sich lasziv.

„Also wirklich! Machen Sie doch ... Schlafen Sie es doch einfach aus", blaffte ich ihn an, und zu meiner Überraschung ließ er den Kopf hängen und begann zu schnarchen. Betrunken. Natürlich. Ich hätte es riechen müssen.

Ich betrachtete ihn genauer und verfluchte mich selbst. Natürlich war er der Hausmeister. Das war deutlich an seiner Uniform mit der Aufschrift „D & E Reinigung - Wir räumen den Dreck weg!" zu erkennen. In meiner Panik hatte ich die erste Person ergriffen, die mir in der Kirche über den Weg gelaufen war. Und er hatte zurückgegrabscht, das war nicht fair.

Nachhaltig erstaunt war ich allerdings darüber, dass ich mich in einer Kirche befand, ohne in Flammen aufzugehen. Nicht dass ich zu meinen Lebzeiten ein besonders eifriger Kirchengänger gewesen wäre. Als Kind bin ich hingegangen aber vor allem, um meinem Stiefmonster für einige Stunden zu entfliehen. Und natürlich wegen des Traubensafts, den es umsonst gab. Aber nach meinem Auszug von zu Hause bin ich nicht mehr in der Kirche gewesen, abgesehen von einigen religiösen Feiertagen. Insofern war ich ein strenggläubiger Ostern-und-Weihnachten-Christ.

Und jetzt ein toter Christ. Deshalb war ich überrascht, dass ich das Heiligtum hatte betreten können, ohne zu explodieren. Die Tür war leicht zu öffnen gewesen, und die Kirche hatte ausgesehen, wie Kirchen eben aussehen: unfreundlich und doch tröstlich, wie ein geliebter, aber gestrenger Großvater.

Behutsam setzte ich mich auf eine Bank und erwartete fast, dass ich mir böse den Hintern verbrannte. Aber nichts passierte. Ich berührte die Bibel, die vor mir lag. Nichts. Rubbelte die Bibel über mein Gesicht. Immer noch nichts.

Verdammt! Also war ich wohl ein Vampir. Schockierend, aber langsam gewöhnte ich mich an den Gedanken. Nur - Vampirregeln schienen für mich nicht zu gelten! Ich sollte eigentlich eine wandelte Feuersäule sein und mich vor dieser Bank krümmen. Stattdessen saß ich ungeduldig auf dieser Bank und wartete darauf, dass Gott meine Seele endlich in die Hölle schickte.

Ich warf einen Blick auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Es war nach vier Uhr morgens. Die Sonne würde bald aufgehen. Vielleicht würde ein kleiner Morgenspaziergang mir endlich den Rest geben.

Männlich, Ledig, Untot (Larry Stylinson) *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt