Die Liebe läuft Amok

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Ich bin nach Hause gestürmt. Regelrecht gerannt, soweit es mir durch die vorbeitretenden Passanten möglich war. Geradewegs durch die Haustür der Gilberts. Erst im Inneren des Hauses habe ich mich langsam innerlich beruhigt. Meine Tränen sind auf meinen Wagen getrocknet und die Röte meiner Augen ist zurückgegangen.

Nachdem ich endlich den Weg in „mein" Zimmer gefunden habe, suchte ich mir eine Ablenkung. Musik hat dabei etwas geholfen, doch selbst dabei versinkt man in Gedanken, deshalb habe ich mich die nächsten Stunden an den Schreibtisch gesetzt und Hausaufgaben gemacht, obwohl es kaum welche davon gab. Ich habe für die nächsten Unterrichtsstunden vorgearbeitet, diverse Buchseiten durchgelesen und meine heutigen Notizen immer wieder und wieder, in der einzigen Hoffnung nicht an den Vorfall im Grill denken zu müssen.

Doch auch wenn ich mich anfangs in andere Gedanken flüchten konnte, hat mich dieser verfluchte Moment im Grill nach einer gewissen Zeit gepackt und in sich verschlungen. Warum hat Damon das gemacht? Weshalb war er überhaupt mit Stefan unterwegs? Und aus welchem Grund haben die beiden sich betrunken und zudem noch an der Kellnerin gesaugt, als wäre es eine unbedeutende Puppe? Und warum musste sie ausgerechnet auf seinem Schoß sitzen?

Nachdem mich diese Fragen gepackt haben, sind sie immer wieder vor meinem geistigen Auge aufgetaucht. Ich habe sie in meinem Kopf zusammengestellt und auseinandergenommen, umgedreht und in Frage gestellt. Und irgendwann war ich gedanklich erschöpft. Ich war zu erschöpft um noch einen klaren Gedanken zu bilden.

Damon. Ich vertraue ihm, liebe ihn. Weshalb sollte er etwas tun, das mir schadet? Selbst indem er mir Menschenblut verabreicht hat, hat er es doch eigentlich nur gut mit mir gemeint.

Die Frage ist nur in wie fern es mir zum Vorteil ist wenn eine Kellnerin auf den Oberschenkeln meines Freundes sitzt?

Ich seufze, stehe vom Schreibtisch auf und lasse mich auf mein Bett fallen. Es ist inzwischen draußen dunkel geworden. Elena ist immer noch nicht aufgetaucht, nur Jeremys Schritte habe ich vor einer ungewissen Zeit durch das Haus treten gehört, welche dann in seinem Zimmer verstummten.

Und plötzlich sehe ich das Buch vor meinem inneren Auge. Mit dem gebogenen Ledereinband, indem der Körper jeder noch so perfekten Frau gezeichnet wurde, versehen mit ihren Namen. Damons Geliebte.

Mein Kopf schmerzt, ich denke einfach zu viel nach.

Genau in diesem Moment höre ich dumpfe Schritte aus dem Erdgeschoss, versetzt mit Stimmen. Elena und Damon. Ich erkenne sie auf Anhieb, dank meiner überaus praktischen Vampirohren.

Es dauert nicht lange, da höre ich ein Klopfen am meiner Zimmertüre.

Ich zögere, komme mir dann allerdings ziemlich kindisch vor: „Herein."

Damon öffnet sie. Seine Augen betrachten mich neugierig, während er geschmeidig durch die Türe tritt. Er schließt sie hinter sich, als befürchte er, es würde gleich ein riesen Geschrei geben.

Doch ich bleibe stumm.

„Ziemlich spannend was du da machst in..." Er wirft einen kurzen Seitenblick auf meine Aufzeichnungen des Unterrichts, die auf dem Schreibtisch liegen.

„Biologie.", beende ich seinen unvollständigen Satz.

„Wow. Biologie. Wie spannend." Er schenkt mir ein einfaches Damon-Grinsen.

Und ich muss lächeln.

Er setzt sich neben mich auf das Bett.

„Bist du wütend?" Damons Augenpaare ruhen auf meinem Gesicht.

Ich atme einmal kräftig durch: „Nein. Ich liebe dich, das genügt. Ich vertraue dir."

„Ehrlich?" Er scheint überrascht.

Lifeblood (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt